Weinglossar

Grüner Veltliner

Grüner Veltliner ist eine autochthone österreichische Weißweinsorte – die auch hauptsächlich dort angebaut angebaut wird: von weltweit etwa 18.000 Hektar, die mit der Rebsorte bestockt sind, stehen fast 15.000 Hektar in Österreich, was dort etwa einem Drittel der Gesamtrebfläche entspricht beziehungsweise der Hälfte der Anbaufläche für Weißwein. Die wichtigsten Rebflächen für Grünen Veltliner liegen dabei in Niederösterreich, vom Donauraum bis ins Weinviertel.

Obwohl der Name es suggeriert, steht der Grüne Veltliner in keiner verwandtschaftlichen Beziehung zu anderen Veltlinern wie beispielsweise Roter Veltliner, Frühroter Veltliner, Rotgipfler oder Zierfandler – und hat seinen Ursprung auch nicht in Valtellina (Veltlin) im Norden der Lombardei an der Grenze zur Schweiz. Gentechnische Analysen haben ergeben, dass die eigenständige Rebsorte eine natürliche Kreuzung zwischen Traminer und einer bis dahin unbekannten Rebsorte ist, die man nach ihrem Fundort im burgenländischen Leithagebirge am Neusiedlersee St. Georgen benannt hat. Um die vermutlich etwa 400 Jahre alte Rebsorte vor dem verschwinden zu bewahren, wurden inzwischen zahlreiche Reben von ihr nachgezüchtet und 2015 fand auch erstmals eine Lese statt.

Grüner Veltliner erlangt seine Vollreife eher spät, sodass er sich im gemäßigteren, etwas wärmeren Klima wohlfühlt und Standorte in weiter nördlichen Breitengraden eher ungeeignet für ihn sind. Ausreichend Niederschläge vorausgesetzt, ist die Rebsorte insgesamt zwar relativ widerstandsfähig, während der Blüte allerdings etwas empfindlicher und anfällig für Pilzerkrankungen.

Im Weinberg ist Grüner Veltliner leicht an seiner auffälligen weißen Behaarung auf der Blattunterseite zu erkennen, die ihm in Österreich auch den Namen „Weißgipfler“ einbrachte. Ansonsten bildet er eher gelbliche, große Trauben mit rundlichen, manchmal ovalen Beeren. Grundsätzlich ist Grüner Veltliner eher ein Massenträger, der insbesondere auf tiefgründigen Sedimentböden (Löss) besonders fruchtbar ist – und insofern zur Qualitätssteigerung der Ertragsreduzierung bedarf.

Die autochthone Rebsorte findet besonders in den Weinbaugebieten Niederösterreichs optimale Bedingungen vor. Ideale Voraussetzungen zum Anbau der Rebsorte bietet vor allem das nördliche Weinviertel, aber auch die Lössböden im Kamp- und im Kremstal sowie am Wagram. In einfacheren Lagen des Weinviertels werden meistens Erträge um die 100 Hektoliter pro Hektar erreicht, entsprechend ist der im Stahltank hergestellte, duftende Wein auch eher von einer frischen, fruchtigen Stilistik mit reichlich Säure. Körperreichere, komplexere Weine mit reifer gelber Aromatik und charakteristischer pfeffriger Würze – mitunter unterstützt durch den Ausbau in alten Eichenfässern – lassen sich auf kargeren Böden wie den Urgesteinsterrassen der Wachau erzielen, wo die Erträge etwas gemindert werden. Hier entstehen sehr langlebige Weine, die durchaus das Potenzial zur Flaschenreifung haben – und vielleicht sogar noch lagerfähiger sind als Riesling, jedenfalls auch bei längerer Lagerung nichts von ihrer Frische verlieren.

In Niederösterreich ist der Grüne Veltliner seit dem 16. Jahrhundert insbesondere auch als Teil des Mischsatzes und unter dem Namen „Grüner Muskateller“ bekannt, seine weite Verbreitung findet er jedoch seit seit den 1950er Jahren, als der Rebenzüchter Lenz Moser die Hocherziehung am Drahtrahmen für ihn in Österreich einführte. 2002 wurde dem Grünen Veltliner auch als erstem österreichischen Wein mit der Auszeichnung des Weinviertels als „Districtus Austriae Controllatus (DAC)“ eine geschützte Herkunftsbezeichnung gewidmet, der 2006 das Traisental und 2007 das Kremstal folgten, hier sogar als Reserve. Seither allerdings hat die Anbaufläche für Grünen Veltliner etwas abgenommen, in den letzten 15 Jahren um etwa 22 Prozent – was jedoch nichts an der Dominanz der Rebsorte in Österreich ändert.

Außerhalb von Österreich sind die Rebflächen für Grünen Veltliner doch eher überschaubar. Anpflanzungen gibt es in Tschechien und der Slowakei, wo die Rebsorte „Veltlin Zelene“ oder „Veltlinske Zelené“ genannt wird, sowie im Norden Ungarns als „Veltlini“. Aber auch in Australien und Neuseeland werden mit der Rebsorte Versuche angestellt.

Top
Standard