Als August Karl Herold (1902-1973) starb, waren gerade einmal etwa 100 Hektar mit ihr angebaut, heutzutage ist Dornfelder, nach dem Spätburgunder, die meistangebaute rote Rebsorte in deutschen Weinbergen: etwa 8.000 Hektar – überwiegend in Rheinhessen und der Pfalz, aber nicht nur – sind mir ihr bepflanzt, was fast acht Prozent der Gesamtanbaufläche Deutschlands entspricht. Dabei hat Dornfelder überhaupt keine lange Vergangenheit, sondern sie ist das Ergebnis einer Züchtung aus dem Jahr 1956. Die Geschichte des Dornfelders ist insofern eine Erfolgsgeschichte …
Leider ist nicht bekannt, wie August Herold darüber dachte, dass die Dornfelder nicht seinen Namen trägt. Als er sie an der „Staatlichen Lehr- und Versuchsanstalt für Wein- und Obstbau“ im württembergischen Weinsberg züchtete, war der Name „Herold“ bereits vergeben – und zwar von ihm selbst für die ebenfalls von ihm gezüchtete, heute aber völlig unbekannte „Heroldrebe“. Immerhin war sie zumindest der Kreuzungspartner (der Sorte „Helfensteiner“) für die neue Rebsorte – die nun an seiner statt nach dem Gründer der Weinsberger Weinbauschule benannt werden sollte: Imanuel Dornfeld (1796-1869).
Als Herold die Dornfelder züchtete, wurde sie zunächst eigentlich nur als Verschnittpartner für hellere Sorten verwendet, denn die Rebsorte ist ausgesprochen farbintensiv, was im kalten Klima Deutschlands eher die Ausnahme ist, und fungierte deshalb insbesondere als sogenannte „Färbersorte“ (wie beispielsweise die Alicante Bouschet in Südfrankreich) – um helleren Rebsorten eine dunklere, kräftigere Farbe zu verleihen. Nach und nach aber trat der Dornfelder unabhängig davon in den Fokus der Aufmerksamkeit der Winzer – vielleicht zuerst im Weinberg, beim Anbau, dann aber auch geschmacklich.
Dornfelder läßt sich wesentlich bequemer anbauen als Spätburgunder: er hat nur eine relativ kurze Reifezeit – wesentlich früher als Blaufränkisch beispielsweise – und reift deshalb auch unter eher widrigen klimatischen Bedingungen zuverlässig aus, weshalb er insbesondere für den Anbau in Regionen mit sogenanntem „cool climate“ – wie eben Deutschland – geradezu prädestiniert ist. Trotz seiner kräftigen Stengel ist hier aber dennoch darauf zu achten, dass die Lagen, in denen er wächst, tatsächlich frostfei sind. Ansonsten ist er – das spricht außerdem für ihr – nicht krankheitsanfällig, relativ resistent gegen Fäulnis und darüber hinaus ausgesprochen wachstumsintensiv: Dornfelder neigt zu hohen Erträgen bis zu 120 Hektoliter pro Hektar. Er wird dann allerdings etwas beliebig, weshalb beispielsweise eine Ertragsreduktion durch den Reb-Rückschnitt im Sommer („grüne Lese„) zu deutlich besseren Qualitäten führt – die dann auch dazu führen, dass Dornfelder reinsortig ausgebaut wird, wie heutzutage üblich.
Arbeitet man im Weinberg gewissenhaft, entstehen farbintensive Weine mit kräftiger Säure und ausgesprochen dunklen, fruchtigen Aromen, die aber einen samtigen Charakter zeigen mit eher zurückhaltenden Tanninen. Solche Dornfelder gibt es tatsächlich leider – inzwischen immer seltener – auch als halbtrockene oder liebliche Weine. Es gibt aber auch Dornfelder, die sich von einer etwas eher würzigeren, kräftigeren Seite zeigen – und sich dann auch für den Ausbau im Barrique eignen.
Totz seines außerordentlichen Erfolgs in Deutschland wird Dornfelder ansonsten nur sehr wenig angebaut. Kleinere Rebflächen gibt es allerdings in der Schweiz – und sogar in Japan und Thailand.