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Cinsault

Cinsault (auch „Cinsaut“ geschrieben) ist eine Rebsorte aus Südfrankreich, die dort auf etwa 20.000 Hektar angebaut wird. Da sie sich als ausgesprochen widerstandsfähig gegen Hitze und Trockenstress erwiesen hat, eignet sie sich besonders für warme, mediterrane Regionen – und ist deshalb auch überwiegend an der französischen Mittelmeerküste verbreitet. Hier herrschen ideale klimatische Bedingungen für die spät austreibende und relativ lang reifende Cinsault – obwohl sie früher ausreift als beispielsweise Grenache, an die sie mitunter erinnert.

Die Rebsorte ist zwar nicht leicht im Anbau und benötigt hohe Temperaturen um auszureifen, sie ist aber unempfindlich gegen Trockenheit und den ständig vom Mittelmeer landeinwärts wehenden Wind. Allerdings neigt Cinsault insbesondere auf kalkhaltigen Böden zu Rebkrankheiten – neben Blattkrankheiten ist dabei besonders das Holz des Rebstocks anfällig. Das ist wesentlich weicher und biegsamer als beispielsweise das kräftige Holz des knorrigen Mourvèdre und eignet sich nicht zuletzt deshalb aber für die Erziehung am Drahtrahmen und die maschinelle Lese.

Bleibt Cinsault trotz ihrer Anfälligkeit gesund, führt sie zu reichlichen Erträgen, wenngleich so auch ihre Weine eher nichtssagend werden. Wertvollere entstehen, wenn man den Ertrag der Rebsorte mindert, am Besten unter vierzig Hektoliter pro Hektar. Weine von Cinsault sind dann bisweilen milder, mit gemäßigter Säure, aber aromatischer als andere Rebsorten im Midi. Gleichwohl sind die rotfruchtigen Weine von Cinsault eher hellfarbig mit geringen Tanninen – weshalb sich die Rebsorte auch besonders für die Herstellung von Roséwein eignet. Cinsault spielt beispielsweise eine entscheidende Rolle bei den renommierten, oft reinsortig aus ihm bereiteten Rosés aus der Provence.

Abgesehen von einigen Rosés wird Cinsault nur selten sortenrein abgefüllt, sondern meistens mit anderen Rebsorten verschnitten. So ist sie beispielsweise ein Bestandteil der klassischen Cuvée des Languedoc, wo sie in praktisch jeder Appellation mit Syrah, Grenache, Mourvèdre und Carignan verschnitten wird – je nach Anbaugebiet in einem anderen Verhältnis zueinander. Und auch an der Südlichen Rhône dient sie praktisch nur als Verschnittpartner, beispielsweise als Bestandteil für den Châteauneuf-du-Pape.

Ihre größte Bedeutung hatte Cinsault wohl schon in den 1950er und frühen 1960er Jahren, als Algerien – damals noch eine französische Kolonie – bedeutende Mengen Wein erzeugte und sich dabei, neben Carignan, in besonderem Maß auch auf die ertragreiche Cinsault verließ, die auf einer Rebfläche von etwa 60.000 Hektar wuchs. Wie praktisch alle Weine aus Algerien diente auch Cinsault in Frankreich für den Verschnitt mit heimischen Rebsorten – zu der Zeit unter anderem auch, um Burgundern zu „Saft und Kraft“ zu verhelfen.

Die Bedeutung, die Cinsault heute noch immer im Maghreb hat (also in Tunesien, Algerien und Marokko, aber auch im Libanon) – in Marokko beispielsweise ist sie noch immer die meistangebaute Rebsorte -, hat sie in Südfrankreich schon lange verloren. Dabei ist sie eine alteingesessene Rebsorte des Midi, auch wenn sie erstmals 1829 namentlich erwähnt wurde – davor hieß sie noch, aus Gründen die nicht klar sind, „Marrouquin“. Dass sie ihren Ursprung aber in Südfrankreich hat, haben DNA-Analysen inzwischen zweifelsfrei ergeben.

Dennoch blieb Cinsault lange eine relativ unbedeutende Rebsorte in der Region. Erst nach dem Zusammenbruch des Markts für den bisher praktisch ausschließlich aus Algerien importierten Verschnittwein im Zuge der algerischen Unabhängigkeit 1962 wuchsen die Rebflächen insbesondere im Languedoc an – ähnlich wie beim Carignan. Als Cinsault in den 1970er Jahren schließlich offiziell in die Kategorie der „verbessernden“ Rebsorten aufgenommen wurde, verdreifachte sich ihre Anbaufläche in Frankreich. Im Languedoc sollte Cinsault die heute völlig unbekannte Sorte Aramon ersetzen sowie die heutzutage in Cuvées fast nur noch als „Färbersorte“ verwendete Alicante Bouschet.

Die Explosion der Anbauflächen in Südfrankreich seit dem Ende des Algerienkriegs führte dazu, dass die Europäische Union in zwei Programmen (1988 und 2007) neben Apulien auch im Languedoc Prämien für die Trockenlegung des europäischen „Weinsees“ bezahlte, mit der Folge, dass zehntausende Hektar Rebstöcke ausgehauen wurden („arrachage“ genannt) und die Anbaufläche so von über 400.000 Hektar auf die heutige Größe halbiert wurde.

Die Umstellung vom Massen- auf Qualitätsweinbau hat sich auch auf die Cinsault ausgewirkt. Ihre Bedeutung ging seither praktisch überall zurück, wenn auch nicht überall gleich. In Südafrika beispielsweise kommt ihr noch immer Bedeutung zu – allerdings eher, weil sie dort 1925 als Kreuzungspartnerin von Pinot Noir bei der Züchtung der einzigen eigenen südafrikanischen Rebsorte fungierte: der Pinotage – die ihren Namen dem Umstand verdankt, dass Cinsault in Südafrika mit dem Namen „Hermitage“, nach der berühmten Appellation an der Nördlichen Rhône, belegt ist, obwohl Cinsault dort überhaupt nicht angebaut wird.

In Südafrika war Cinsault bis in die 1960er Jahre hinein die meistangebaute Rebsorte, nachdem sie um die Mitte des 19. Jahrhunderts dorthin gelangte. Inzwischen sind dort insbesondere die Rebsorten aus Bordeaux wichtiger geworden – Cinsault verfügt am Kap nur noch über eine Rebfläche von etwa 2.400 Hektar (bei einer Gesamtrebfläche von etwa 100.000 Hektar, ähnlich wie in Deutschland). Selbst Pinotage ist heutzutage in seiner Heimat geachteter als sie …

Und so bleibt das Hauptverbreitungsgebiet von Cinsault wohl weiterhin der Süden Frankreichs, sieht man von den Rebflächen im Maghreb ab und von den wenigen Weinbergen anderswo, beispielsweise in der Türkei.

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