Weinglossar

Sangiovese

Obwohl Sangiovese erstmals zu Beginn des 18. Jahrhunderts namentlich erwähnt wurde, hat die Rebsorte in der Toskana vermutlich doch eine lange Geschichte und ist wahrscheinlich sogar hier heimisch, schließlich bauten ihn schon die Etrusker an – darauf zumindest läßt sein Name schließen, bedeutet „Sangiovese“ im Lateinischen doch nichts anderes als „Blut Jupiters“ („Sanguis Jovis“). Sie zählt jedenfalls zu den bedeutendsten Rebsorten in Italien, wo sie mit einer Anbaufläche von über 70.000 Hektar etwa 11,5 Prozent der Gesamtanbaufläche einnimmt und inzwischen die meistkultivierte Rebsorte des Landes ist.

Auch in der Romagna ist Sangiovese die wichtigste Rebsorte. Hier stehen etwa 7.000 Hektar unter Reben, über 16 Millionen Flaschen Wein werden jährlich produziert. Sangiovese ist hier seit 1967 DOC-klassifiziert und muss als DOC Romagna Sangiovese zu mindestens 85 Prozent aus Sangiovese bestehen, ein Wein aus einer der Subzonen sogar zu 95 Prozent. Die zwölf Unterzonen – zum Beispiel Longiano – gibt es erst seit 2011, mit ihnen will man insbesondere das besondere Terroir der Romagna betonen.

Alle wichtigen Anbaugebiete in der Romagna im Süd-Osten der Weinbauregion Emilia-Romagna liegen in den hügeligen Ausläufern des Apennin. Hier wehen milde Winde und herrschen lehmige, sandige und kalkreiche Böden vor. Die spätreifende Sangiovese wird hier bisweilen im Alberellostil (als Buschrebe) erzogen, damit sie besser ausreifen kann. Gleichwohl entsteht daraus ein leichter, jung zu trinkender Rotwein – der insofern mit dem in der Toskana gemachten Sangiovese eher wenig gemein hat, auch wenn sich in den letzten Jahren beim Sangiovese di Romagna doch einiges wesentlich verbessert hat.

Sangiovese ist spätreifend und erbringt in sehr warmen Jahren einen vollen, alkoholstarken und langlebigen Wein. Dafür ist sie, da sie spät reift, auf warmes Klima angewiesen – und fühlt sich in Mittelitalien folglich wohl. Das bedeutenste Anbaugebiet für Sangiovese befindet sich dabei zweifelsohne in der Toskana – wo sie nicht nur im weitläufigen Chianti-Gebiet zur Hauptrebsorte wurde und mit 18.000 Hektar etwa 70 Prozent der Rebfläche einnimmt.

Sangiovese aus Chianti zeichnet sich durch ein hohes Maß an Säure und Tanninen aus, nicht immer aber durch Farbtiefe. Ihre Aromatik ist eher ledrig, ansonsten dominieren Pflaumennoten, Kirsche und in der Nase Veilchen. In den höheren Lagen braucht die Rebsorte eine warme Saison um auszureifen, aber auch das ist angesichts der Klimaerwärmung eher kein Problem. Allerdings ist Sangiovese eine arbeitsintensive Sorte, denn die dünnhäutigen Trauben nehmen die in der Toskana üblichen ruppigen Wetterwechsel leicht übel. Regen im Frühling oder Spätherbst, wenn Erntezeit ist und die Beerenhaut durchlässig ist, läßt sie platzen. Das Wetter im September ist insofern schicksalhaft.

Mit dem Ansteigen der Wärme in nördlichen Regionen Europas können auch andere Rebsorten als die bisher üblichen angepflanzt werden, die bisher ein Mittelmeerklima vorausgesetzt haben – wie eben beispielsweise auch Sangiovese. Sie reift inzwischen in der Pfalz genauso aus wie die südfranzösische Rebsorte Syrah.

Ansonsten belegt Sangiovese in Frankreich etwa 1.500 Hektar mit gleichbleibender Tendenz, wobei sich ein Großteil davon auf Korsika befindet, wo Sangiovese Ende des 18. Jahrhunderts von den Genuesen als „Nielluccio“ eingeführt wurde. Außerhalb Europas gibt es die größten Rebflächen in Argentinien (etwa 1.800 Hektar) sowie in Kalifornien und Australien.

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