Eine Vielzahl von Schädlingen und Krankheiten kann die Reifung beeinträchtigen. Die verschiedenen Weinbaupraktiken unterscheiden sich hier insbesondere hinsichtlich der Verwendung von Schädlings- und Krankheitsbekämpfungsmitteln (Herbizide und Funghizide). Insbesondere mit folgenden Problemen ist der Winzer konfrontiert:
Botrytis cinerea (Graufäule)
Wenn die Graufäule das Geschein vor oder während der Blüte befällt beziehungsweise die physiologische Reife noch nicht erreicht ist, ist Botrytis cinerea ein Problem, denn Botrytis beziehungsweise Graufäule (Essigbakterien) verhindert, dass die Trauben reifen können und verursacht Essigfäule. Wenn die Reifung aber abgeschlossen ist und die Traube ein Mostgewicht von etwa 80 Oechslegraden erreicht hat, kann eine „saubere Botrytis“ oder Edelfäule jedoch auch erwünscht sein, etwa für Süssweine: Der Pilz perforiert die Beerenhaut, weshalb das in der Beere enthaltene Wasser verdunsten kann und sich der bereits aufgebaute Zucker sowie Geschmacks- und Aromastoffe in der Beere konzentrieren. Die ausgereiften Trauben werden bei Befall mit der Edelfäule wesentlich süsser.
Ist der dafür notwendige Reifegrad noch nicht erreicht, spricht man von Graufäule. Sind nur wenige Trauben davon betroffen, kann der damit verbundenen Ausbildung einer unerwünschten Aromatik (modrige Pilznoten) im Wein während der Vermaischung durch das Einrühren von Aktivkohle begegnet werden. Grundsätzlich kann Pilzbefall durch das Spritzen von Funghiziden oder Kupfer in Verbindung mit Schwefel in Form einer Kupfersulfatlösung (der sogenannten „Bordelaiser Brühe“ aus drei Teilen Kupfersulfat auf einen Teil ungelöschten Kalk, auch als Mittel gegen echten und falschen Mehltau) präventiv begegnet werden (wenn die Probleme da sind, ist aus ökologischer Perspektive kaum mehr was zu machen). Die Europäische Union erlaubt sechs Kilogramm reines Kupfer pro Hektar und Jahr, bei den Bioweinen von Demeter sind immerhin noch drei Kilogramm erlaubt.
Ansonsten setzen manche Winzer – auch aufgrund der Sorge, dass Kupfer im Weinbau verboten werden könnte – vermehrt auf pilzwiderständige Sorten wie zum Beispiel Johanniter oder die Huxelrebe. Auch in Skandinavien beziehungsweise kälteren und feuchteren Regionen, wo die Pilzgefahr tendenziell hoch ist, sind diese Sorten verbreitet.
Echter Mehltau (Oidium)
Der Echte Mehltau war 1845 die erste Plage, die aus Amerika in die europäischen Weinberge eingeschleppt wurde. Einmal befallen, bildet sich auf den Blättern des Rebstocks ein Pilzrasen, der sich in der Folge auf die ganze Pflanze ausbreitet. Erreicht der Pilz die Trauben, läßt er die Beerenhaut platzen und sorgt für einen ungenießbaren Geschmack. Für anfällige Rebsorten wie zum Beispiel Pinot Noir sind feuchte Jahre (wie zuletzt 2014 und 2016) mit hohem Pilzdruck verbunden. Gegen Oidium helfen dann nur Schwefelpräparate oder Backpulver.
Falscher Mehltau (Peronospora)
Während man gerade damit beschäftigt war, die Weinberge nach der verheerenden Reblauskatastrophe Ende des 19. Jahrhunderts neu zu bestocken, brach das nächste Unheil über die europäischen Weinbauern herein: mit den amerikanischen Unterlagsreben gelangte nämlich auch der Falsche Mehltau aus Nordamerika in die hiesigen Weinberge. Nach dem Echten Mehltau 1845 und der Reblaus etwas später war das also die dritte aus Amerika eingeschleppte Plage, der dann in den 1880er Jahren noch die Schwarzfäule folgen sollte.
Peronospora mach sich durch Ölflecken auf den Blättern und Gescheinsbefall bemerkbar, das heißt bei Befall mit der Pilzkrankheit entstehen ledrige, unbrauchbare Beeren („Lederbeeren“). Der Falsche Mehltau tritt zeitlich vor dem Echten Mehltau auf – er ist gewissermaßen die erste Krankheit im Jahr: Der Pilz zerstört Blatt-Zellen (Sporangien), wodurch die Photosynthese nicht mehr funktioniert. Um die Rebe zu schützen kann man Mineral- und pflanzliche Öle benutzen: damit kann man die Blätter beschichten, dann haften die Pilzsporen nicht mehr auf ihnen (das funktioniert insbesondere in trockeneren Regionen). Häufiger verwendet werden Kupferpräparate oder Pflanzenstärkungsmittel (phosphorige Säure).
Frassfeinde
Gegen Vögel kann man sich mit akkustischen Mitteln wehren, ansonsten Helfen – auch gegen andere Tiere – Netze.
Kirschessigfliege
Dieses Problem wurde 2014 aus Asien eingeschleppt beziehungsweise gibt es erst seit fünf bis sechs Jahren in Deutschland (und war 2015/16 ein Riesenproblem). Insektenbefall kann man verhindern mit Klebe- und Pheromonfallen (das sind kleine Behälter mit Sexualduftstoffen, die in den Weinberg gehängt werden und die Insekten bei der Partnersuche irritieren sollen).
Nematoden
Würmer, die die Wurzeln befallen und Viren verbreiten. Hier hilft nur eine gründliche Entseuchung beziehungsweise Entkeimung des Bodens und Rodung vor einer Neuanpflanzung.
Pierc`sche Krankheit
Eine bakteriell verursachte Rebkrankheit, die insbesondere in den südlichen Bundesstaaten der USA vorkommt und die Reben in ein bis zwei Jahren zum Absterben bringt.
Reblaus (Phylloxera)
Als man 1868 die Ursache für die Verheerungen in den südfranzösischen Weinbergen identifizierte, hätte man keinen treffenderen Namen finden können: „Phylloxera vastatrix“, „verwüstende Laus“. Das war keine Übertreibung, sollten etwa fünfzig Jahre später doch etwa 2,5 Millionen Hektar Rebfläche allein in Europa von dem nur 1,5 Millimeter großen, gemeinhin „Reblaus“ genannten Insekt zerstört worden sein – fast achtzig Prozent aller Rebstöcke.
Bei der Reblaus unterscheidet man grundsätzlich zwischen einer Blatt- und einer Wurzelreblaus. Da praktisch alle Rebsorten hierzulande – sie stammen ausnahmslos von der Rebenspezies Vitis vinifera ab – an den Blättern resistent sind, ist für die Verwüstungen Ende des 19. Jahrhunderts ausschließlich die „Radicicola“, die Wurzellaus, verantwortlich. Von ihr geht alle Gefahr aus, da sie im Wurzelwerk das Leitgewebe schädigt und damit die Wasser- und Nährstoffzufuhr in den Rebstock. Einmal befallen, dauert es höchstens drei Jahre, bis die Pflanze abgestorben und somit letztlich vernichtet ist.
Fünf bis sechs Mal im Jahr legt die Wurzellaus etwa 600 Eier – und die Natur will es, dass es bei den Wurzelläusen nur sich selbst befruchtende Weibchen gibt. Gerade Geschlüpft überwintert die Reblaus erst einmal tief im Boden, bevor sie dann aber im Frühjahr mit ihrem Rüssel die Wurzeln ansticht und dabei ihren Speichel in das Gewebe des Rebstocks einbringt. Der reagiert darauf abwehrend, indem er knotig verdickte Wucherungen bildet, sogenannte „Wurzelgallen“, die bei dem harmloseren Befall des weichen Holzes in den Wurzelspitzen auch „Nodositäten“ genannt werden, wenn der Befall jedoch auch das ältere, härtere Holz betrifft „Tuberositäten“ – von denen die Reblaus aber gerade lebt, indem sie sie aufsaugen. Denn während die harten Wurzeln von dem Schädling nicht direkt angenagt werden können, ist das bei den weichen Wucherungen anders (die außerdem auch noch für die Eiablage dienen).
Tuberositäten sind für den Rebstock gefährlich, weil die Reblaus über sie tief in das Gefäßsystem eindringen kann und sich Infektionen, die schließlich für das Absterben des Rebstocks sorgen, in der Pflanze ausweiten können. Dem sind aber nicht alle Reben schutzlos ausgeliefert – denn im Unterschied zu den europäischen Rebsorten von Vitis vinifera sind die Wurzelstöcke von amerikanischen Rebenspezies gegen die Reblaus resistent: Auf dem nordamerikanischen Kontinent ist die Reblaus heimisch. Um zu überleben haben sich die Rebsorten dort, beispielsweise die Vitis cinerea, über Jahrmillionen an den Schädling angepasst und gelernt, die Plage abzuwehren, indem sie einen klebrigen Saft ausscheiden, der die Fresswerkzeuge der Laus verstopft.
Dass die amerikanischen Reben unbeschadet blieben, erkannte auch Jules Émile Planchon (1823-1888), der bereits die Reblaus identifizierte und als „phylloxera vastatrix“ benannte. Planchon erkannte hierin die Lösung für die Krise: man musste die amerikanische Reben nur als Unterlagsreben für die wertvolleren, in Europa verbreiteten Rebsorten von Vitis vinifera verwenden. Die propfte sie einfach auf deren Wurzeln – und tatsächlich: es funktionierte.
Bei der Neubestockung der europäischen Rebflächen Anfang des 20. Jahrhunderts propfte man die Vitis-vinifera-Sorten nun auf resistente amerikanische Unterlagsreben. Das war natürlich mit enormem Aufwand und Kosten verbunden – und noch immer wird viel Zeit und Geld in die Erforschung der Reblaus gesteckt, denn die Gefahr ist nach wie vor nicht gebannt. Nicht zuletzt deshalb sind auch in Europa beziehungsweise Deutschland seither nur noch gepfropfte Rebstöcke erlaubt, keine Edelraiser mehr.
Einbindiger Traubenwickler
Legt Eier in der Beere ab.