Bei Lambrusco handelt es sich um eine rote Rebsorte, aus der ein gleichnamiger, kohlensäurehaltiger und prickelnder, meist süßer Schaumwein hergestellt wird – und zwar vornehmlich im Westen der norditalienischen Region Emilia-Romagna. Lambrusco ist hier in der Emilia (die ähnlich wie das Roussillon in Languedoc-Roussillon zwar immer wieder als geografische Einheit mit der Romagna genannt wird, eigentlich aber kulturell völlig eigenständig ist) sicherlich der bekannteste Wein und auch das Aushängeschild der Region.
In der Emilia dominiert Lambrusco den Weinanbau, das heißt er wird hier auf etwa 10.000 Hektar angebaut, wobei fast die Hälfte davon (45 Prozent) auf Lambrusco Salamino entfällt, benannt nach einem Vorort von Reggio Emilia. Daneben gibt es noch andere süffige Lambruschi, zum Beispiel aus Sorbara oder Grasparossa – allesamt aber stammen aus der Gegend um Modena, Parma und Reggio Emilia.

Lambrusco wird gewöhnlich sortenrein oder mit einem kleinen Anteil der Färbersorte Ancellotta gekeltert, die dann für die tiefrote Farbe des Weines verantwortlich ist. Der Schaumwein wird sowohl trocken mit bis zu 15 Gramm Restzucker pro Liter hergestellt, als auch lieblich, mit 40 bis 50 Gramm Restzucker. Das heißt, bis in die jüngere Vergangenheit war Lambrusco fast ausnahmslos immer ein perlender, süßer Wein. Inzwischen jedoch hat sich auch trockener Lambrusco durchgesetzt. Immer mehr Winzer entdecken seine Qualitäten – und es bleibt spannend, was in diesem Zusammenhang noch zu erwarten ist.
Süsser Lambrusco für den Massengeschmack entsteht in der Emilia vornehmlich in der Po-Ebene auf flachem Terrain mit tiefgründigen, fruchtbaren Schwemmlandböden. Das Klima ist hier, wie überall in der Po-Ebene, sehr feucht und Nebel häufig. Hochwertigere Lambruschi entstehen weiter südlich, in Richtung Toskana, das heißt auf der hügeligen Nordseite der Ausläufer des Apennins. Sie sind geprägt von kargen Böden und bestehen – je nach Lage – vornehmlich aus Verwitterungsgestein und rotem Lehm. Winde aus dem Apennin sorgen für eine gute Luftzirkulation, weshalb das Mikroklima für den Weinbau nicht so feucht ist und insgesamt ideale Voraussetzungen zur Produktion von guten Lambruschi bietet.
Man kann folgende Lambruschi beziehungsweise DOC-Gebiete unterscheiden:
- Lambrusco Salamino di Santa Croce: Davon werden ungefähr 180.000 Hektoliter jedes Jahr produziert. Salamino ist die am häufigsten angebaute Rebvariante. Sie wird vor allem in der fruchtbaren Po-Ebene angebaut, wo sie einen unkomplizierten, fruchtig-frischen Wein mit intensiver Farbe und Aromen roter Beerenfrüchte und Kirsche ergibt.
- Lambrusco di Sorbera: Liegt nördlich von Modena, hier entstehen jährlich 100.000 Hektoliter eines hellen Lambrusco mit ausgeprägter Säure und zwischen 10,5 und 12 Volumenprozent Alkohol. Sorbera ist ein knackiger Lambrusco, gilt aber auch als der eleganteste, duftigste. Das liegt insbesondere auch an den sandigen Böden der Flüsse Seccia und Panaro, an deren Ufer der Lambrusco hier gedeiht.
- Lambrusco Grasparossa di Castelvetro: 110.000 Hektoliter enstehen jedes Jahr von diesem tanninreichen und restsüssen Lambrusco aus dem Süden von Modena, wo er in der sanften Hügellandschaft der Ausläufer des Apennin wächst. Die Grasperossa-Variante des Lambrusco ist etwas kleinbeeriger und die Aromen etwa konzentrierter. Insofern entsteht hier vielleicht der kräftigste Lambrusco der drei DOC-Gebiete.
- Lambrusco di Modena
- Lambrusco Reggiano
Unter „Lambrusco“ fallen insofern so unterschiedliche Typen wie Sorbara, Grasparossa oder Salamino – und es kann sich dabei genauso um einen Schaumwein aus dem Drucktank handeln, wie um einen nach traditioneller Flaschengärung hergestellten.
Grundsätzlich unterscheidet man drei Methoden zur Herstellung von Lambrusco:
- Rifermentato: das ist die traditionelle Flaschengärung (wie bei Champagner)
- Martinotti-Methode: Bei dieser Methode handelt es sich um ein Tankgärungsverfahren, bei dem die die Schaumweinherstellung wie bei Prosecco im Drucktank erfolgt, wo der Most nach dem Pressen auf eine Temperatur um Null Grad gekühlt und bei dieser Temperatur gelagert wird. Sobald eine Charge Lambrusco benötigt wird, läßt man die Temperatur des benötigten Mostes ansteigen und setzt ihm Reinzuchthefen zu. Wenn die benötigte Restsüße erreicht ist, wird die Gärung mittels Kälteschock unterbrochen und der Wein gefiltert und abgefüllt.
- Asti-Methode: Bei der Herstellung größerer Mengen beziehungsweise eines industriellen Lambruscos wird der Most hingegen komplett zu einem trockenen Stillwein vergoren, der bei normalen Kellertemperaturen zwischengelagert wird. Sobald eine Charge Lambrusco benötigt wird, fördert man den Stillwein zusammen mit unvergorenem Mostkonzentrat und Reinzuchthefen in einem Druckbehälter und läßt dieses Gemisch bis zum gewünschten Restzuckergehalt bei 2,5 bar Druck vergären. Auch hier wird die Gärung – wie bei einem piemontesischen Asti Spumante – durch einen Kälteschock unterbrochen, gefiltert und dann abgefüllt.