Weinglossar

Kalifornien

Die etwa 200.000 Hektar Rebfläche in Kalifornien ziehen sich fast über die gesamte Nord-Süd-Richtung des Staates zwischen dem 35. und 40. Breitengrad: auf einer Länge von 1.100 Kilometer, von Mendocino im Norden bis nach San Diego, produzieren etwa 800 Weinbauern jährlich etwa 17 Millionen Hektoliter Wein – und damit etwa 85 Prozent der Gesamtproduktion der USA.

Kalifornien_Weinanbaugebiete

Klima

Angesichts der Größe Kaliforniens ist verständlich, dass es regionale Unterschiede in der Geografie und dem Klima gibt, dennoch spielt im größten Teil des Landes der Breitengrad bei der Bestimmung des Klimas eines bestimmten Weinbergs eine relativ geringe Rolle – wesentlicher ist der Einfluss des hier im Sommer etwa 15 Grad Celius kühlen Kalifornienstroms – einer Meeresströmung, die in Kalifornien für eine Temperaturabkühlung von jährlich durchschnittlich etwa 6 Grad Celius sorgt (gegenüber zum Beispiel von Süditalien, das auf dem gleichen Breitengrad liegt).

Weil nun die warme Luft aus der stark erhitzten Wüstenlandschaft im Landesinneren auf diese kalten Wassermassen trifft, bildet sich Küstennebel, der praktisch den ganzen Sommer über dem Ozean liegt. Seewinde sorgen dafür, dass dieser Nebel durch die Täler ins Landesinnere zieht und so auch in den Weinanbaugebieten für Feuchtigkeit und Kühlung sorgt. Wenn sich die Temperaturen beispielsweise in Sonoma, im Landesinneren, der 32-Grad-Marke nähern, saugt die aufsteigende warme Luft dort den Dunst landeinwärts und sorgt so für etwas Kühlung. So ist es in kalifornischen Weinanbaugebieten wie Sonoma praktisch jeden Morgen nebelig.

Insgesamt wirkt insbesondere die Bucht von San Francisco so – ähnlich wie der Humboldtstrom in den Weinanbaugebieten in Chile – wie ein Klimaregulator: kalte Luft, oft von Nebel begleitet, zieht vom Meer herein und senkt die Nachttemperaturen. Zusätzlich braucht die Sonne am Morgen einige Zeit, um den Nebel aufzulösen, was bedeutet, dass der kühlende Einfluß auch in der ersten Tageshälfte spürbar ist. In küstennahen Gebieten, etwa in Carneros am Südrand von Napa Valley und Sonoma, wo die Temperaturen recht niedrig liegen, kann der Effekt so stark sein, dass er in manchen Jahren die volle Ausreifung der Trauben beeinträchtigt.

Entscheidend für dieses Phänomen ist auch die Entfernung eines Weinbergs zum Pazifik: je mehr Berge zwischen Weinberg und Meer aufragen, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit, dass die oft mit Nebel einhergehende Seeluft das Klima günstig beeinflußt. Andererseits schirmen die Berge der Coast Range an der Küste die Weinberge dort nicht mehr vom kühlen Pazifik ab, wo sie auf unter 460 Meter Höhe sinken, wie beispielsweise südlich von Los Angeles im Santa Barbara County, wo manche bis zum Meer reichenden Täler die Meeresluft weit ins Hinterland strömen lassen (bis in die Sierra Foothills, 240 Kilometer von der Küste entfernt).

Aufgrund der unterschiedlichen geographischen Bedingungen wurden 1944 die kalifornischen Klimazonen auf Basis des von Albert Winkler entwickelten Temperatursummensystems als Klassifizierungssystem für die kalifornischen Weine eingeführt. Zu ihrer Berechnung benutzt man folgende Formel: zum Beispiel (80 Grad Fahrenheit – 30) / 2 = 25 Grad Celsius (50 Grad Fahrenheit entspricht demnach etwa 15 Grad Celsius; 90 Grad Fahrenheit entspricht etwa 30 Grad Celsius)

Von 1. April bis 1. Oktober werden die Temperaturen im Verhältnis zu fünfzig Grad Fahrenheit gemessen und adiert:

Weinbau

Im Binnenbereich des Napa Valley, das durch die fast ununterbrochene Bergkette der Coastal Range vor pazifischen Einflüssen geschützt ist, werden die südlichsten Lagen wegen Winden aus der San Francisco Bay am stärksten gekühlt, während es um Calistoga am Nordrand am kältesten ist. Andererseits liegt das Central oder San Joaquin Valley, das drei Viertel der Trauben liefert, zu weit im Innern, als daß es vom Pazifik beeinflußt würde. Deshalb ist das Tal eine der sonnigsten und trockensten Anbauregionen der Welt mit dem heißesten Klima aller Weinbaugebiete weltweit – „Dry Farming“ unmöglich: hier muß in irgendeiner Form bewässert werden.

Der Mangel an Regen während der Wachstumsperiode ist ein Problem, von dem alle Anbaugebiete Kaliforniens betroffen sind. Tropfbewässerung ist deshalb weit verbreitet, auch wenn es teuer ist. Da es auch im Herbst kaum regnet können die Winzer die Trauben lang am Stock hängen lassen. Das Resultat sind sehr reife Trauben mit sehr konzentrierten Aromen und sehr hohem Zuckergehalt (neuerdings wird aber Frische mehr geschätzt, weshalb viele Bauern früher lesen). Auch herrscht so nur ein geringer Krankheitsdruck – auch wenn in den ersten Monaten des Jahres doch nicht allzu wenig Regen fällt und die Speicher füllt, aus denen im Sommer das Nass für die Bewässerung kommt.

Boden

So unterschiedlich wie das Klima, ist aufgrund der Plattentektonik auch die Geologie in Kalifornien: Durch tektonische Verwerfungen entlang des San-Andreas-Grabens werden unterschiedliche Böden, die sonst übereinanderliegen würden, in die Senkrechte verworfen. So finden sich auf kleinem Raum unterschiedlichste Bodentypen. Im relativ kleinen Napa Valley zum Beispiel gibt es mehr als dreißig Bodenvarianten, weshalb man hier inzwischen auch begonnen hat – auch angesichts des vermehrt auftretenden Terroirgedankens – hunderte von Einzellagen festzulegen (ein deutlicher Beleg dafür, daß Kalifornien die Phase hinter sich gelassen hat, in der nur Rebsorte und Marke zählten). Über 100 Rebsorten wachsen im Napa Valley auf diesen fruchtbaren, vulkanischen Böden, insbesondere aber Zinfandel.

Der Name „Napa“ bedeutet in der Sprache jener indianischen Ureinwohner, die das Tal schon vor 10.000 Jahren bewohnt haben „reiche Erde“. Sie ließen sich hier im Tal in der Nähe der Glass-Mountains nieder (Siedlungen konnten bis 3.500 v.u.Z. nachgewiesen werden), wo sie dessen Oxidian-Gestein zur Werkzeugherstellung nutzten, die man noch heute in den kalifornischen Weinbergen findet. (Nach dem Gebirge war auch das verheerende Großfeuer, dass „Glassfire“, im Sommer 2020 benannt.)

Anbauregionen

Der Großteil der nord-kalifornischen Weine stammt überwiegend von den fruchtbaren Böden in Central Valley, wo bewässert wird. In den Regionen für Qualitätsweinbau entlang der Küste steht der Terroirgedanke im Fokus. Insgesamt ist Kalifornien in fünf Gebiete mit etwa 120 Appellationen, sogenannten AVAs, unterteilt. Die wichtigsten sind:

  • North Coast (53 AVAs)
    • Lake County
      • Clear Lake u.a.
    • Mendocino County
      • Anderson Valley
    • Sonoma County
      • Alexander Valley
      • Carneros Chalk Hill
      • Dry Creek Valley
      • Knights Valley
      • Northern Sonoma Coast
      • Sonoma Mountain
      • Sonoma Valley
      • Becknett Valley u.a.
    • Napa County/Napa Valley:
      • Atlas Peak
      • Chiles Valley District
      • Coombsville
      • Los Carneros
      • Mount Veeder
      • Oak Knoll District
      • Yountville
      • Stagsleap District
      • Oakville
      • Rutherford
      • St. Helena
      • Spring Mountain District
      • Diamond Mountain District
      • Calistoga
    • Solano County
      • Suisun Valley
      • Solando County Green Valley u.a.
  • Central Coast (42 AVAs)
    • Monterey County
    • San Louis Obispo County
      • Paso Robles u.a.
    • San Mateo County
    • Santa Cruz County
      • Santa Cruz Mountains
    • Santa Barbara County
      • Santa Maria Valley
  • Central Valley bzw. Inland Valley
    • Madera County
      • Sacramento Valley
    • San Joaquin Valley
      • Lodi
      • Frsno
  • Sierra Foothills (6 AVAs)
  • South Coast (12 AVAs)

North Coast

Mendocino County

Zur kalifornischen North Coast gehören die Weinberge nördlich der San Francisco Bay. Das Klima im Weinbaugebiet wird stark vom pazifischen Ozean beeinflußt, der für Nebel und Kühlung sorgt: Er wirkt sich auf die durchschnittliche Temperatur sowie die Tag-Nacht-Schwankungen und damit auch den Traubenanbau aus. So zum Beispiel im nördlichsten AVA Anderson Valley, einer kühlen AVA für aromatische Weißweine. Im Vergleich dazu herrschen in der größeren AVA Mendocino erhebliche wärmere und trockenere Bedingungen, da sie von einer bis zu 900 Meter hohen Hügelkette zur Küste hin abgeschirmt ist. Folglich gelangen keine Nebel bis hierher und die zum Teil auf tiefen Schwemmlandböden kultivierten Reben von Cabernet Sauvignon, Shiraz oder Zinfandel fallen meist körperreich und relativ weich aus. (Zinfandel reift ungleichmäßig und mag Wärme. Er hat viel Zucker und ist hoch-alkoholisch und „fett“. Es gibt auch halbtrockene „White Zinfandel“, meist sehr „marmeladig“.)

Lake County

Das sich im Landesinneren weiter im Osten befindliche Lake County ist vergleichbar mit dem oberen Napa Valley – und ist Produzent von preiswerten Cabernet Sauvignons, Zinfandels und Sauvignon Blancs.

Sonoma County

Südlich von Mendocino liegt Sonoma County, das größer als das Napa Valley ist und auch eine größere Klimavielfalt aufweist, insgesamt aber durch die Küstennähe ein kühleres Klima hat. So herrschen in der AVA Russian River Valley aufgrund einer Öffnung im Küstengebirge (namens Petaluna Gap, die sich bei Santa Rosa befindet) sehr kühle, neblige Bedingungen. In den kältesten Winkeln wird sogar der Weinbau problematisch, dennoch entstehen hier exzellente Pinot Noirs und Chardonnays. Sofern Hitzespitzen im August und September die Ausreifung nicht zu sehr beschleunigen, hält der regelmäßige Nebel die Säure erfrischend hoch, sodaß am Russian River strukturierte Tropfen entstehen, insbesondere am Talboden.

Chalk Hill im Nordosten von Sonoma gehört zum Russian River Valley, ist aber wesentlich wärmer und verfügt nicht über Sand-, sondern über Vulkanböden. Hier gedeiht Chardonnay und ein nicht ganz so spritziger Sauvignon Blanc, weiß Hugh Johnson.

Zwischen dem Russian River bei Santa Rosa und dem Meer sind in den kühlsten Bereichen der mit einer Gesamtrebfläche von 200.000 Hektar absurd großen AVA Sonoma Coast einige interessante Erzeuger. Das Klima hier ist stark pazifisch beeinflußt und die Weine hängen nicht, wie in Russian Valley, nach Osten ausgerichtet, sondern sind oft in Südhängen angelegt, um eine optimale Traubenreifung zu ermöglichen.

Merklich wärmer wird es nördlich des Russian River Valley wie in der AVA Dry Creek Valley, wo sowohl an den Bergflanken als auch im Talgrund dicht bestockt ist. Gelegentlich herrscht hier eine hohe Luftfeuchtigkeit, weshalb die für Fäulnis anfällige Zinfandel wie in Russian River Valley oberhalb der Nebellinie angepflanzt ist und nicht bewässert wird. In den nördlichen Tälern Kaliforniens erbringen die länger von der Sonne beschienenen Osthänge vollere Weine als die im Westen. Die Bestlagen im Canyon des Dry Creek zeichnen sich durch eine stark durchlässige Mischung aus Kies und rotem Ton aus. Auf dem Talboden gedeiht Sauvignon Blanc gut, auch Rhône-Sorten.

Das breitere, offenere Alexander Valley ist dank einiger niedriger, schützender Hügel deutlich wärmer. Auf seinen Schwemmlandböden reifen die Cabernets Sauvignons zu fleischigen, körperreichen, charaktervollen Weinen von fast schokoladiger Üppigkeit heran, aber auch Chardonnays.

Das Knights Valley ist wärmer als das Dry Creek Valley, aber kühler als das Alexander Valley. Weinbau findet hier bis auf 600 Meter Höhe statt.

Im südlichen Teil des Sonoma County verläuft die AVA Sonoma Valley parallel zu Napa Valley. Wie das Napa Valley wird auch Sonoma Valley von Winden und Nebeln aus der San Pablo Bay gekühlt, wenn auch nicht im selben Ausmaß und etwas weniger nach Norden hin. Dennoch produziert diese Region exzellenten Chardonnay, aber auch Zinfandel von alten Reben (aus den 1880er Jahren). Nordwestlich von Sonoma Mountain, einem hoch gelegenen Bereich im Westen mit dünnen, felsigen Böden und langer Sonnenscheindauer (gut für Cabernet Sauvignon), erstreckt sich die neue AVA Becknett Valley. Der Boden hat eine ähnliche Zusammmensetzung wie im Sonoma Valley, doch ist das Tal stärker dem kühlenden Meereseinfluß ausgesetzt. Für Cabernet Sauvignon wird es hier zu kalt, weshalb Merlot und Sauvignon Blanc dominieren.

Napa Valley

Am Südende des Sonoma Valley liegt der zu dieser AVA gehörende und im Sonoma County liegende Abschnitt des kühlen Bereichs Los Carneros, der bis ins Napa Valley hinein reicht. Carneros erstreckt sich in dem niedrigen, gewellten Hügelland nördlich der San Pablo Bay. Die flachen Lehm-Ton-Böden sind hier karger als in Napa Valley und begrenzen die Wuchskraft der Stöcke und den Ertrag. An den Blättern zerren kräftige Winde, wenn die Hitze des nordens kühle Luft ansaugt. Das verlangsamt den Reifeprozeß so sehr, daß in Carneros einige der zartesten kalifornischen Gewächse entstehen, die sich bestens als Grundweine für moussierende Verschnitte eignen – insbesondere Chardonnay und Pinot Noir.

Napa_Weinanbaugebiete

Im Napa Valley, genauer gesagt im Sonoma Valley, liegt die Geburtsstätte des nordkalifornischen Weinbaus: Seit 1847 erstmals Gold in Kalifornien gefunden siedelten sich im Zuge des „Goldrausches“ auch immer mehr Menschen in der Region an (die Stadt San Francisco, eine Autostunde von Napa Valley entfernt, wuchs innerhalb von zwei Jahren von 800 Einwohnern auf über 20.000 und es waren wohl insgesamt 300.000 Menschen die hierher kamen). Sie brachten auch die ersten Reben mit – die heute auf 93.000 Hektar im Napa Valley stehen. Als das erste Weingut hier gilt „Buena Vista“, das 1857 von einem Ungarn gegründet wurde, der auch die Zinfandel hier anpflanzte.

Nicht zuletzt der Bau der „First Transcontinental Railroad“ in den 1860er Jahren sorgte für Fortschritt in Kalifornien und führte dazu, daß es in den 1880er Jahren schon 140 Weingüter gab. Dann allerdings brach die Weinproduktion nach der Reblauskrise Ende des 19. Jahrhunderts, dem Ersten Weltkrieg, der Prohibition und dem Börsencrash 1929 sowie dem Zweiten Weltkrieg beinahe komplett zusammen. Ende der 1930er Jahre gab es gerade noch vier Weingüter im gesamten Napa Valley. Die Weinproduktion sollte sich nur langsam erholen und erst ab den 1980er Jahren zu altem Glanz zurück finden. Inzwischen jedoch ist Boden in Napa Valley wertvoller als Gold und es gibt inzwischen doppelt so viele Weingüter (280) wie noch zu den besten Zeiten vor über 130 Jahren.

In der fünfzig Kilometer langen, aber nur fünf Kilometer breiten AVA Napa Valley finden sich die teuersten Weinberge Kaliforniens. Hier entstehen zwanzig Prozent des Werts aller kalifornischen Weine – aber nur vier Prozent des Volumens. Seine moderne Geschichte beginnt im Jahr 1966 mit Robert Mondavi, die richtige Wieder-Eroberung der Südenden des Sonoma und Napa County fand in den 1980er Jahren und 1990er Jahren statt. Die Rebbaugebiete reichen nun sogar weit in den Süden außerhalb der Stadt Napa bis fast fast an die Stadtgrenze von Vallejo. Entstanden ist eine Reben-Monokultur mit 18.600 Hektar.

Die Hälfte der Bodenarten weltweit findet man in Napa Valley, das entstanden ist, weil das Napa-Flüsschen sich einen Weg zwischen die Mayacamas Mountains im Westen (an der Grenze zu Sonoma County) und die Vaca Range im Osten (Grenze zum nördlichen Teil des Central Valley) graben mußte. Die beiden Gebirge gipfeln in den noch aktiven Vulkanen Mount Veeder im Westen – wo markante Weine von dünnen, sauren Böden mit vulkanischem Anteil entstehen – sowie Atlas Peak im Osten, die der Gegend die verschiedensten mineralischen Ablagerungen bescheren. So ist das Erdreich an den Talflanken am dünnsten, ältesten und unfruchtbarsten, während die Sohle von tiefgründigem, fruchtbaren Alluvialton dominiert wird.

Viele der Weinberge an den Berghängen liegen so hoch, dass der Nebel sie nicht erreicht, stattdessen sorgt ihre Höhenlage für Kühlung. Auch die Ausrichtung hat einen starken Einfluß auf das Lagenklima. Die nach Westen ausgerichteten Weinberge des Atlas Peak oder der weiter nördlich gelegenen AVA Howell Mountain sind voll der heißen Nachmittagssonne ausgesetzt und deshalb eher wärmer als Ostlagen des Mount Vedder oder AVA Diamond Mountain District oder Spring Mountian District (die außerdem von kühlen Pazifiwinden profitieren). Dieser warme Einfluß führt zu körperreichen Weinen mit höherem Alkoholgehalt. Insgesamt zeigen die Rotweine von den Bergflanken eher mehr Tannin und weniger Fülle am Gaumen als die vom Talboden, insbesondere die Cabernet Sauvignons, die insgesamt zu den herausragendsten weltweit gehören und sich durch Oppulenz und Fülle auszeichnen, während die meisten Napa-Chardonnays aus dem kühlen Klima von Carneros stammen.

Nicht nur die Weinberge an den Berghängen beidseits des Napa-Tals, auch die im Talboden sind in eine Reihe kleinerer AVAs aufgeteilt, die verschiedenen klimatischen Einflüssen ausgesetzt sind: Die wesentlichen Einflüsse sind die Morgennebel und kühlen abendlichen Brisen von der San Pablo Bay (der nördlichen Fortsetzung der San Francisco Bay) her, die die Temperaturen insbesondere in den AVAs am offenen Südende des schmalen Tals kühlen bzw. mäßigen. Den Sommer über beläuft sich die Differenz immerhin auf durchschnittlich 6,3 Grad. So befindet sich Carneros ganz im Süden des Tals an der kühlsten Grenze des Qualitätweinbaus, dicht gefolgt von der 2012 eingeführten AVA Coombsville, nur fünf Kilometer nördöstlich von Napa. Die Bordeaux– und Burgundersorten hier stehen in Höhen von bis zu 370 Meter und werden von Wind und Nebel aus der San Pablo-Bucht gekühlt.

Nördlich von Coombsville liegt die AVA Oak Knoll District, gefolgt von Yountville, das ein geringfügig wärmeres Klima hat und ein gutes Merlot-Terrain ist – wenn man davon absieht, daß in den 1980er und 1990er Jahren die Reblaus etwa 9.000 Hektar (!) des Merlot-Clons AxR1 in Napa Valley zerstört hat, damals etwa achtzig bis neunzig Prozent der Gesamtrebfläche (noch bis heute haben sich manche Weinberge davon nicht erholt). Merlot gedeiht auf einigen der tonhaltigen Schwemmlandböden in der AVA, die von Kuppen aus massiven Felsblöcken geprägt wird. Die Weine von hier sind tiefdunkel und glänzen mit samtweichen Tanninen, üppigen Körper, viel Alkohol und Aromen von Brombeere und Pflaume. (Ansonsten wächst der Großteil aber in San Joaquin im Central Valley.)

Je weiter nördlich man im Napa Valley kommt, desto wärmer wird es und desto reicher fallen die Weine aus, desto reifere Tannine enthalten sie (auch wenn sie in den Hügeln strukturierter und konzentrierter geraten als am Talboden: Am Nachmittag kühlen frische Brisen die Gipfel, während die Talsohle in der unter einer Inversionschicht gefangenen Hitze schmort). Insbesondere Cabernet Sauvignons reifen im warmen Klima gut aus. Während es am nördlichen Talausgang schon so heiß ist, daß Weinproduktion gerade noch geht, ist das Klima im mittleren Teilabschnitt des Tals genau richtig für die spät reifende Cabernet Sauvignon.

Östlich von Yountville bildet die AVA Stagsleap eine Enklave, die sich hinter einem hohen Hügel über die Talsohle und den Osthang der Vaca Range hinaufzieht. Hier wachsen Premium-Cabernet-Sauvignons, die beim berühmten „Paris Tasting“ 1976, dem ersten Vergleich kalifornischer Weine mit denen aus dem Bordeaux, den ersten Platz ergatterten. Cabernet Sauvignons von hier zeichnen sich durch eine seidige Textur, Veilchen- und Kirscharomen, geschmeidige Tannine und Kraft aus und sind durchaus vergleichbar mit einem St. Julien oder Margaux.

Stagsleap ist kaum 5×2 Kilometer groß und hat seinen Namen von einer Felsformation aus dunklem Basalt am östlichen Talrand bekommen. Sie fängt die Nachmittagssonne ein und strahlt die Wärme nachts wieder ab, die ansonsten von Meeresbrisen gemildert wird. Immerhin aber ist die Gegend so warm, dass die Reben gut zwei Wochen vor denen in nördlichen Bereichen austreiben. Weil der Reifeprozeß aber langsamer abläuft, beginnt die Lese in etwa zur selben Zeit wie in Rutherford.

Am Talboden herrschen mäßig nährstoffreiche, vulkanische KiesLehm-Böden vor, während die Reben an den Hängen auf felsigerem, stark durchlässigen Terrain wachsen. Neben Cabernet Sauvignon bringt auch Merlot gute Ergebnisse, während es für Chardonnay jedoch zu warm ist. Wie so viele „Ikonen“ des Napa Valley is der „Hillside Select“ der Familie Shafter aber aus 100 Prozent Cabernet Sauvignon bereitet: Das felsige Amphitheater, auf dem er wächst, garantiert die Reife, sodaß gar kein fülliger Merlot für einen Blend notwendig ist.

Die AVA Oakville nördlich von Stagsleap ist in erster Linie als der Ort berühmt geworden, an dem 1966 die kalifornische Weinrevolution mit Robert Mondavi ihren Anfang nahm. Talaufwärts gesehen ist Oakville der Bereich, in dem man den ersten ernsthaften, fleischigen Cabernet-Sauvignon-Weinen begegnet. Mit ihrer Oppulenz verkörpern sie die Quintessenz des Napa Valley.

Die AVA liegt so weit südlich, daß der maritime Einfluß der San Pablo Bay gerade noch zu spüren ist. Wohin die kühlenden Nebel und Winde aber fließen, entscheidet ein Hügel, der südöstlich von Cardinale liegt: Zwischen Westen und Osten besteht ein deutlicher Unterschied (auch in Rutherford): Im Westen herrscht nicht allzu nährstoffreiches Schwemmland vor, während die Talsohle von fruchtbarem Lehm geprägt ist. Im Osten ist der Rebbau noch einfacher wegen der Wärme. Die AVA-Grenze zieht sich bis 180 Meter Höhe, die Talsohle liegt unterhalb von sechzig Meter. Ein „Icon“-Wein von hier ist der Cabernet Sauvignon „Opus One“.

Der geringste Einfluß von der San Pablo Bay ist in der AVA Rutherford zu spüren, die die höchsten Tagestemperaturen verzeichnet. Die Rotweine von hier gelten gemeinhin als die kraftvollsten und strukturiertesten – man könnte die AVA als Pauillac von Kalifornien beschreiben: Cabernet-Sauvignon-Land par excellence. Fast zwei Drittel der 1.400 Hektar sind damit bestockt. Er offenbart hier unglaublich schnelle Reife.

Alle Lagen befinden sich am Rutherford Bench auf der Westseite des Tals, einem leicht erhöhten Streifen aus kiesligem, sandigem Sedimentboden und Schwemmland. Der tiefgründige, bestens dränierte Boden eignet sich vorzüglich für den Anbau ertragsärmerer, früher reifender und geschmacksintensiverer Sorten als im Tal üblich (in Hinblick auf die Mineralik spricht man oft von „Rutherford-Staub“).

Rutherford ist homogener als andere AVAs, weil der Bereich fast durchweg 180 Meter hoch liegt. Viele der größten Weine des Napa Valley entstehen hier, beispielsweise auf dem „Inglenook“ Weingut (von Francis Ford Coppola) der „Rubicon“.

Noch etwas weiter im Norden des Napa-Tals liegt die AVA St. Helena, die noch etwas wärmer ist. Am Nordende schließlich erstreckt sich die AVA Calistoga, wo oft die höchsten Tagestemperaturen herrschen und einige der körperreichen Weine enstehen. Kühle Brisen, die durch den Einschnitt Chalk Hill in den Mayacama Mountains einfallen, können die drückende Temperaturen etwas mildern. Umgeben vom Mount St. Helena im Norden und den Mayacama Mountains im Westen und Osten bleibt die kalte Winterluft im Calistogatal eingesperrt und auch Spätfroste können auftreten (große Windmaschinen dienen dem Frostschutz). Ansonsten tragen die deutlich kühleren Nächte dazu bei, die Säure in den Trauben (auf Vulkanböden) zu bewahren. Der Fokus liegt auch hier auf Cabernet Sauvignon, doch werden auch Zinfandel und Shiraz angebaut.

Central Coast

Santa Cruz County

Die kalifornische Central Coast schließt im Süden von San Francisco an die North Coast an und zieht sich entlang der Pazifikküste bis fast nach Los Angeles ins Santa Barbara County. Der Osten und Süden der San Francisco Bay unterscheiden sich grundlegend von Napa und Sonoma im Norden. Die Stadtteile südlich der Bucht breiten sich durch den Boom des Silicon Valley stark aus. Die sich darüber erhebende, abwechslungsreiche AVA Santa Cruz Mountains (westlich San Jose) im Norden der Central Coast ist älter als Napa. Zu ihr gehören isolierte (Hang-)Lagen mit kargen Böden oberhalb der Nebelgrenze, die zur einen Seite auf den Ozean, zur anderen auf die Bucht blicken. Dank alter Rebstöcke, karger Böden, steiler Hänge und einem gemäßigtem Klima entstehen hier einige der elegantesten Cabernet Sauvignon Kaliforniens sowie hochklassige Chardonnays und Pinot Noirs.

Monterey County

Ebenfalls vom digitalen Boom und der Umwandlung in Bauland bedroht ist die AVA Santa Clara Valley weiter östlich. Die Weine von alten Rebstöcken von der Rhône werden bisweilen direkt vertrieben und tauchen nicht im internationalen Markt auf. Demgegenüber werden in Monterey County riesige Mengen produziert, vorwiegend in der Talebene des Salinas Valley, dessen Lauf die AVA folgt und das sich in der Monterey Bay wie ein Trichter zum Ozean hin öffnet und von der nachmittäglichen Meeresbrise gekühlt wird. über 28.000 Hektar stehen hier unter Reben. Das Tal aber ist extrem trocken und sehr kühl. Die Chardonnay– und Pinot-Noir-Reben treiben insbesondere in Küstennähe zwei Wochen früher aus als im übrigen Kalifornien, werden aber mindestens zwei Wochen später gelesen. Weiterhin im Tal gedeihen Merlot, Cabernet Sauvignon und Shiraz.

Eine Reihe von AVAs liegen innerhalb des Monterey County an den Hängen um das Salinas Valley. Insbesondere die AVA Santa Lucia Highlands genießt den Ruf, erstklassigen Chardonnay mit Noten von Zitrus- und tropischen Früchten sowie ausgewogener Säure zu erzeugen. Sie liegt an den Osthängen oberhalb der Talsohle auf kargen Granitböden. Arroyo Seco ist für Riesling und Gewürztraminer bekannt aufgrund der geringen Tagesmitteltemperaturen. Es liegt östlich von Santa Lucia Highlands.

San Louis Obispo County

Die Central Coast erstreckt sich über 160 Kilometer Küstenlinie. Im Verlauf der Zeit seit dem Ende des 20. Jahrhunderts haben sich die hier befindlichen Countys in Gebiete mit endlosen Rebzeilen gewandelt – auch die etwas weiter südlich gelegenen Countys San Luis Obispo und Santa Barbara im subtropischen Klima des Großraums Los Angeles. Dieser Landesteil zeichnet sich durch eine markante Geologie aus: Die San-Andreas-Verwerfung verläuft am östlichen Rand der Region, während die Reben auf Hängen beziehungsweise in den Tälern von Bergketten wachsen, die hier von Osten nach Westen verlaufen (wie in Chile) anstatt von Norden nach Süden, was das Eindringen kühler Meeresbriseen ins Hinterland begünstigt.

Das überwiegend maritime Klima ist geprägte von sehr milden Wintern, in denen die Reben manchmal sogar um ihre Winterruhe kommen, und Sommern, die wesentlich kühler als andernorts in Kalifornien ausfallen. Das San Luis Obispo County verfügt über mindestens drei verschiedene Zonen, von denen zwei in die ausgedehnte AVA Paso Robles fallen. Im Osten herrscht heißes, sonniges Wetter, weil kühlende Brisen keinen Zugang haben, und die Böden sind tief und fruchtbar, was geschmeidige, fruchtige Massenweine hervorbringt. Hier sitzt zum Beispiel „Constellation“ (von Mondavi) und „Treasury“ (mit Beringer). Das bewaldete Hügelland im vom Meer gekühlten Westen hat sich mit Zinfandel und Rhône-Sorten einen Namen erworben.

Santa Barbara County

Überschreitet man die County-Grenze Richtung Süden nach Santa Barbara, gelangt man ins an der Küste gelegene Anbaugebiet Santa Maria Valley, dem Kalifornischen Gegenstück zur Côte d`Or: Hier ist es erheblich kühler und es herrschen beste Bedingungen für Chardonnay und Pinot Noir. Ein kleinerer Fluss strebt dem Meer auf einem flachen Terrain zu, das überhaupt keinen Schutz mehr gegen die Pazifikluft bietet. Einige Weinberge liegen so tief, daß der Nebel schon ab Mittag hereinzieht und die Frucht ertragreicher Reben leicht unreif und säuerlich ausfällt.

Im Gegensatz zum Pinot-Noir-Terrain von Sonoma zeichnet sich das Santa Barbara County nördlich von Los Angeles durch erstaunlich wenig Regen aus, weshalb man sich mit der Lese Zeit lassen kann. Die Trauben kommen wie in Monterey und San Luis Obispo in den Genuss einer extrem langen Wachstumsperiode, in der sie monatelang Geschmacksfülle aufbauen können.

Das gilt auch für das weiter südlich gelegene AVA Santa Ynez Valley, das allerdings relativ kühl ist und Rotwein von Shiraz und Bordeaux-Sorten wachsen. Noch besseres Terrain bietet die nochmal wesentlich kühlere AVA Santa Rita Hills im äußersten Westen von Santa Ynez (südlich von Santa Maria Valley) in welligem Hügelland, wo sich der Einfluß des Meeres aber abschwächt. Auch hier spezialisiert man sich auf Pinot Noir und Chardonnay.

Sieht man von den kühleren Weinanbaugebieten ab, herrschen hier in Südkalifornien – im Großraum von Los Angeles zwischen Santa Barbara im Norden und San Diego im Süden – insbesondere im Herbst und Winter die heißen und trockenen Santa-Ana-Winde, auch „Teufelsweinde“ genannt. Es handelt sich dabei, wie beim Föhn in den Alpen, um Fallwinde, die in der kalifornischen Mojavewüste entstehen – dem drittgrößten Wüstensystem der Erde. Wenn dort zwischen September und März ein Hochdruckgebiet entsteht, bewegt sich die Luft, die anfangs noch kalt ist auf die Pazifikküste zu, wobei sie sich durch den enormen Höhenabfall erwärmt und zusätzlich durch die engen Canyons stark beschleunigt wird.

Die Santa-Ana-Winde sorgen in den kalten Jahreszeiten für einen klaren Himmel, Sonnenschein, und für ein mildes Klima. Sie fegen die kalten Küstennebel weg – sie sind aber auch gefährlich, weil sie alles austrocknen. Die Kombination aus Hitze, Trockenheit und Wind führt dann wie fast überall in Kalifornien – insbesondere in Zeiten der Dürre – zu den gefürchteten Flächenbränden, die durch die Winde aus der Wüste immer wieder angefacht werden. Das Feuer kommt dann hügelabwärts und wird von den Santa-Ana-Winden von der Mojavewüste mit einer Geschwindigkeit von etwa 4 Kilometern pro Stunde Richtung Küste getrieben. Die Winde bedeuten insofern fast immer Feuergefahr, zumal deshalb, weil sich die Bevölkerung im sogenannten Santa-Ana-Korridor bei Los Angeles seit 1950 verdreifacht hat.

Central Valley

Aus dem ausgedehnten Central Valley, einem riesigen Längstal, das die Täler von Sacramento und San Joaquin umfasst, kommt der mit Abstand größte Teil des kalifornischen Massen-Weins. Das Klima hier ist meist heiß und trocken, weshalb Bewässerung gang und gäbe ist. Um unter diesen Bedingungen das Optimum herauszuholen, wurden neue Rebsorten wie Ruby Cabernet gezüchtet.

Der Weinbau im Central Valley wird nach Norden zu immer interessanter. Die Gewächse aus dem Sacramento Delta unterscheiden sich in Charakter und Stil vom übrigen Tal. Durch den Einfluß der südwestlich gelegenen San Francisco Bay sind die Nächte kühler als weiter nördlich oder auch südlich. Die AVA Clarksburg im nordwestlichen Teil des Deltas ist die Heimat besonders guter Chenin-Blanc-Abfüllungen mit einer Honignote. Die AVA Lodi überspannt in der Mitte des Central Valley ein Gebiet, das vom Sacramento Valley ins San Joaquin Valley südlich davon reicht. Lodi gehört geografisch zwar zum Central Valley doch da sie im Osten an das ausgedehnte Sacramento Delta grenzt, kommt sie jeden Tag in den Genuß kühler meereswinde aus der San Francisco Bay. Außerdem liegt es etwas höher und hat Böden, die von den Serras heruntergewaschen wurden. Um den unterschiedlichen (Boden-)Bedingungen gerecht zu werden wurde Lodi 2006 in sieben AVAs geteilt. Cabernet Sauvignon bringt achtbare Ergebnisse, die eigentliche Stärke von Lodi aber ist traditionell Zinfandel von alten Stöcken.

Sierra Foothills

Die kühle, fragmentierte, eigenständige AVA der Sierra Foothills ist genau das Gegenteil des Central Valley. In den Ausläufern der Sierra – Schauplatz des kalifornischen Goldrauschs – wachsen viele Rebstöcke praktisch nicht mehr. Die Weine des El Dorado County nördlich davon haben eine natürliche Säureader gemeinsam – auch weil die AVA mit 730 Meter Höhe als die Höchste in Kalifornien gilt. Regen oder Schnee ist hier keine Seltenheit und die Temperaturen sind niedrig. Die Weine von den dünnen Böden fallen relativ leicht aus.

Die Rebberge des Amador County hingegen erstrecken sich auf einen wärmeren, tiefer gelegenen Plateau auf 300 bis 500 Meter Höhe. Nicht hoch genug, um die Hitze zu verhindern. Das gilt insbesondere für das Shenendoah Valley westlich der AVA Fiddletown. Etwa zwei Drittel der Rebfläche im County sind mit Zinfandel bestockt, die zum Teil noch vor der Prohibition gepflanzt wurden. Auch mit Shiraz, Sangiovese und Sauvignon Blanc hat man Erfolge erzielt.

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