Weinglossar

USA

In den Vereinigten Staaten wird Wein in allen fünfzig Bundesstaaten auf etwa 400.000 Hektar produziert. Außer Kalifornien, wo mit Abstand am meisten Weisten gemacht wird, sind die wichtigsten Bundesstaaten für Weinbau in den USA allerdings:

Etwa vier Milliarden Flaschen werden jedes Jahr befüllt, damit gehört die USA zu den größten Weinproduzenten weltweit und besitzen auch den größten Weinmarkt.

Weinbau selbst findet seit etwa 1770 statt: Auf seiner Farm „Monticello“ („kleiner Berg“) versuchte Thomas Jefferson, einer der Gründungsväter der Vereinigten Staaten und dritte Präsident, erstmals in Nordamerika europäische Vitis-vinifera-Reben anzupflanzen – jedoch ohne Erfolg. Denn der amerikanische Boden war verseucht mit der Reblaus, gegen die die europäischen Edelreben nicht immun sind.

Die bekannten europäische Rebsorten, allesamt Vitis-vinifera-Reben, brauchen amerikanische Unterlagsreben, denn nur diese haben über die Zeit Widerstandskräfte gegen die Reblaus sowie das heiße, feuchte Klima im Süden und Osten der USA beziehungsweise die rauen Winter im Norden entwickelt. Heute kennt man über ein Dutzend in Nordamerika heimische Rebsorten, sogenannte Amerikanerreben. Viele von ihnen, vor allem „Vitis labrusca“, erbringen Weine, deren wilden Geschmack man allerdings gerne als „fuchsig“ bezeichnet und die insofern nicht die Qualität der bekannten europäischen Rebsorten von Vitis vinifera haben.

American Viticultural Areas (AVAs)

Die Einführung des Appellationssystem ist der erste Schritt zu einer kontrollierten Herkunftsangabe für US-amerikanische Weine. Heute gibt es etwa 224 Appellationen, „American Viticultural Areas (AVAs)“ genannt, auf denen das in den USA geltende System der geographischen Herkunftsangabe basiert und das aus folgenden Ebenen besteht:

  • Estate (Weine müssen zu 100 Prozent vom Weingut stammen)
  • Subgebiet
  • Subbereich
  • 224 AVAs (auch „Multi-State-AVAs“, zum Beispiel AVA Lake Erie, die sich über New York, Ohio und Pennsylvania erstreckt; Weine müssen zu 85 Prozent aus der AVA stammen)
  • Counties (Weine müssen zu 75 Prozent aus dem County stammen)
  • Region (Weine müssen zu 75 Prozent aus der Region kommen)
  • Bundesstaat
  • Unites States

Mit dem AVA-System werden nur geografische Bereiche voneinander abgegrenzt (oder politische Grenzen und Erzeugerinteressen), eine Qualitätsabstufung ist damit aber leider nicht verbunden. Entsprechend sind auch keine Vorschriften zu Ertragsbeschränkungen, Rebsorten, Reberziehung et cetera vorgesehen.

Gesetzliche Regelungen

Zwar sind nicht alle Weine für eine AVA qualifiziert (bei ihnen kann der Bundesstaat beziehungsweise das County auf dem Etikett genannt sein) und es gibt Bundesgesetze, die festlegen, wieviel Prozent der Trauben von einer einzigen Rebsorte, aus einem Jahrgang oder einer AVA stammen müssen – doch gelten in vielen Staaten auch eigene gesetzliche Bestimmungen, die mitunter andere Begrenzungen festschreiben. So gilt zum Beispiel für Kalifornien wie die gesamte USA, dass Chaptalisierung zwar verboten ist, Asidifizieren (Säuern) aber erlaubt. Ausserdem dürfen auf kalifornischen Etiketten 1,5 Prozent mehr oder weniger Alkohol angegeben werden oder einem Wein ein paar Tropfen Wasser zugesetzt werden – auch wenn das heutzutage üblicherweise nicht mehr praktiziert wird.

Angaben zum Restzucker sind auf Etiketten der aromatischen Rebsorten Riesling und Traminer zu finden:

  • dry: unter 5 Gramm Restzucker Pro Liter
  • off-dry: über 15 Gramm Restzucker Pro Liter
  • sweet: ab 30 Gramm Restzucker Pro Liter
  • very sweet: ab 60 Gramm Restzucker Pro Liter
  • selected bunch late-harvest (entspricht einer BA in Deutschland): ab 140 Gramm Restzucker Pro Liter
  • selected berry late-harvest (TBA): ab 280 Gramm Restzucker Pro Liter

Wein, der nach einer Rebsorte benannt ist, muss nur zu 75 Prozent aus ihm bestehen und zu 75 Prozent aus der Region kommen (bei AVAs 85 Prozent), Lagenweine zu 95 Prozent, das gilt auch für Jahrgangsweine. Der Begriff „Reserve“ ist nicht gesetzlich geregelt.

Nordosten

Wie Thomas Jefferson auf seiner Farm, versuchten die Siedler sich überall mit Weinbau, zunächst an der Atlantikküste in New York und Virgina, wo auch „Monticello“ steht – die spirituelle Heimat des heimischen Weinbaus. Der erste kommerziell erfolgreiche Wein aber entstand in Ohio im Landesinneren (wo es heute etwa 160 Erzeugerbetriebe gibt): ein „Sparkling Wine“ aus einer europäisch-amerikanischen Zufallshybride namens Catwba von Nicholas Longworths. Er kam um 1850 auf den Markt. Anschließend entstanden weitere frostfeste Rebsorten, wie die Concord (seit 1854), die heute die Hauptrebsorte am Südufer des Eriesees ist, während sich weiter südlich in North- und South Carolina sowie Georgia am Atlantik andere widerstandsfähige Sorten durchgesetzt haben (Scuppernog).

Bedeutend im nordöstlich gelegenen Bundesländern der USA ist aber nur North Carolina sowie das nördlich davon gelegene Virginia mit immerhin 200 Weinbaubetrieben, obwohl die Vitis-vinifera-Reben hier noch immer mit einer relativ kurzen Wachstumsperiode, heißen, feuchten Sommern und kühlen Nächten schon vor September zu kämpfen haben. Hinzu kommt, daß die Winter im Kontinentalklima so kalt werden können, daß die Böden sich nur langsam erwärmen und Knospen selbst in diesen Zeiten des Klimawandels selten vor Ende April erscheinen.

Erst seit der jüngerer Vergangenheit sind Weinbauern zuversichtlich, dass Reben von Vitis vinifera die harten Winter überstehen können – so ist ihre Zahl von nur fünf in den 1980er Jahren auf etwa 200 im Jahr 2012 gestiegen. Und Vinifera-Sorten stellen hier mittlerweile annähernd achtzig Prozent der Rebstöcke in den sieben klassifizierten AVAs, unter anderem Monticello und Shenandoah Valley westlich der Blue Ridge Mountains. Auf 1.300 Hektar stehen insbesondere Cabernet Sauvignon, die teils erst im September reift, wenn die Nächte kühler und die Tage durchweg trockener sind.

Aufgrund der hohen Niederschläge zur Lesezeit haben sich die Weinbauern Hänge gesucht, von denen die Wassermassen schnell ablaufen. Angesichts dessen scheint auch der Anbau von Viognier vernünftig zu sein: Ihre dicke Schale und lockeren Trauben überstehen feuchte Sommer besser als andere Sorten. Ansonsten wächst hier auch die uramerikanische Rotweinsorte Norton (die keinen „foxtone“ hat).

In den Bundesstaaten westlich von Virginia – dem sogenannten Mittleren Westen – werden auch amerikanische Sorten kultiviert, immer häufiger aber auch subtile Erzeugnisse von Vitis-vinifera-Reben oder den sogenannten französischen Hybriden. Diese Traubengeneration wurde nach der Reblauskatastrophe in Europa aus Amerikaner- und Vinifera-Reben gezüchtet und Mitte des 20. Jahrhunderts von Philip Wagner (Boordy Vineyards, Maryland) eingeführt (inzwischen dominieren sie beispielsweise in Missouri, wo 1980 „Augusta“ zur ersten AVA ernannt wurde).

Südwesten

Der Weinbau erreichte den Süden und Westen der USA (und auch Kalifornien) über ganz andere Wege als die anderen Bundesstaaten der USA: Die frühesten spanischen Siedler in Mexiko hatten bereits im 16. Jahrhundert Wein mit achtbarem Erfolg importiert und angebaut. Ihre ursprüngliche Rebe, „Mission“ genannt (eigentlich die argentinische „Criolla Chica“), gedieh in „Baja California“ in Mexiko. Erst 200 Jahre später zogen die Franziskanermönche zur kalifornischen Küste hinauf. Der Franziskaner Junipero Serra soll 1769 dort den ersten Weinberg für die Mission in San Diego angelegt haben. Die Probleme der Ostküste waren hier unbekannt: „Vitis vinifera“ hatte hier ihr „gelobtes Land“ gefunden. Ein Einwanderer mit dem passenden Namen Jean-Louis Vignes brachte bessere Traubensorten als die Mission von Europa nach Los Angeles, wo die Reben mit dem Goldrausch um 1850 schließlich auch das nördliche Kalifornien erobern und noch weiter nördlich später sogar Oregon und Washington State.

Etwa 100 Jahre bevor die Missiontraube nach Kalifornien kam, seit 1650, verarbeiteten spanische Missionare sie bereits in Arizona, New Mexico, Colorado sowie bei El Paso in Texas zu Weinen für den Eigenbedarf. Überhaupt nimmt Texas einen besonderen Platz in der Geschichte der Rebe ein: Der Bundesstaat – als botanisches Herz Amerikas – kann sich mehr einheimischer Rebenspezies rühmen als jede andere Region der Welt: Von den weltweit 36 Arten der Gattung Vitis vinifera kommen 15 hier natürlich vor, was während der Reblausinvasion von großer Bedeutung war.

Dafür machte zwischen 1918 und 1933 die Prohibition dem Weinbau den Garaus: Um 1920 gab es hier und andernorts zahlreiche Kellereien, deren Produktion nach der Aufhebung nur langsam wieder in Gang kam. Überhaupt wirkt das Vermächtnis einer Kultur, die alles Alkoholische mit einem Bann belegte, noch lange nach der Aufhebung des Verbots nach (in Kalifornien beispielsweise wurde erst 1986 der Stand von 1919 wieder erreicht). Noch heute sind 22 der 254 texanischen Countys „trocken“ und der Weinbau leidet unter komplizierten Regelungen. Trotzdem erlebt er nicht nur in Texas einen Boom gerade.

Anfang der 1970er Jahre wurde in den High Plains bei Lubbock in 1.200 Meter Höhe ein neuer Anfang mit Versuchspflanzen aus Vitis-vinifera– und Hybridreben gemacht, aus denen interessante Weingüter hervorgingen. Hier ist der Boden tiefgründig und nährstoffreich, die Sonne scheint, die Nächte sind kühl und die Winter sehr kalt. Die Tropfbewässerungssysteme werden aus einem Grundwasserkörper gespeist. Konstante Winde verhindern Krankheiten und kühlen Nachts die Weinberge.

320 Kilometer weiter südlich bei Bort Stockton hat das größte texanische Unternehmen, Mesa Vineyards einen 400 Hektar großen Versuchsweinberg gepachtet. Seine Sortenweine machen mehr als die Hälfte des gesamten in Texas erzeugten Weins aus. Der Gesamtumsatz liet bei etwa 1,5 Milliarden Dollar, die von etwa 350 texanischen Weingütern erwirtschaftet werden. Ein Großteil von ihnen sitzt westlich von Austin im Herzen von Texas in einem Gebiet mit einer Fläche von über drei Millionen Hektar. 1991 wurde dieses Gebiet namens Hill Country in AVAs unterteilt, die gemeinsam über 405.000 Hektar Rebland verfügen, von denen jedoch nur 200 Hektar bepflanzt sind.

Das Herz des Weinbaus der drei AVAs Texas Hill Country, Bell Mountain und Fredericksburg schlägt in den gleichnamigen Städtchen. Fredericksburg wurde von deutschen Einwanderern gegründet und hat 12.000 Einwohner. Rund 51 Weingüter sind rund um das Städtchen in den letzten Jahren wie Pilze aus dem Boden geschossen.

Hill Country ist die zweitgrößte und die südlichste AVA in den USA. Die größte AVA liegt am Oberlauf des Mississippi. Die seit 1989 bestehende „Fredericksburg in Texas Hill AVA“ ist in dieser riesigen Region mit einer Fläche von 30.000 Hektar inkludiert. Hier in der sanften Hügellandschaft ist Platz – die Böden sind gut. Der rote, sandige Lehm liegt teils zwei Meter hoch auf kalkhaltigem Untergrund. Doch Rebberge sind (noch) wenige zu sehen, aktuell stehen hier etwas über dreißig Hektar Reben.

Der Löwenanteil des Traubengutes, das hier verarbeitet wird, kommt von den High Plaines in der Gegend um Lubbock, im nordwestlichen Zipfel von Texas, 500 Kilometer von Fredericksburg entfernt. Die Region ist das größte Baumwoll-Anbaugebiet der Welt. Doch Baumwolle braucht viel Wasser, Rebstöcke weniger. Dank dem ariden Klima ist auch der Pilzdruck gering. Darum sattelten viele Farmer auf Reben um – und beliefern mittlerweile die Wineries in Texas mit Trauben.

Dannoch ist der Weinbau im Hill Country mit dem feuchten subtropischen Klima nicht unproblematisch: Spätfrost, Hagel und Hurrikanes sind Wetterkapriolen, die übers Jahr verteilt auftreten können: Wenn die feuchte Luft vom Golf auf eine Kaltfront vom Norden trifft, passiert das über dem Hill Country – dann wüten hier die „Hill-Tornados“, und auch die „Pierc`sche Krankheit“: eine bakteriell verursachte Rebkrankheit, die insbesondere in den südlichen Bundesstaaten der USA vorkommt und die Reben in ein bis zwei Jahren zum Absterben bringt, ist hier vorhanden. Dennoch zeigt Texas alle Symptome einer „Weinmanie“.

Ohne die Rocky Mountains wäre Weinbau in der Wüstenlandschaft von New Mexico kaum zu denken. Hier ist in großen Höhen das Klima sogar so kühl, daß, wie im Norden, nur Hybridreben überleben können. Landwirtschaftlich genutztes Land gibt es deshalb lediglich im geschützten Rio Grande Valley auf 2.000 Meter Höhe, bei Santa Fe auch noch bis hinab auf 1.300 Meter.

Arizona hat im Südosten mit der einzigen AVA Sonora viel mit dem südlichen New Mexico gemein. Wie heiß es dort ist, kann man erahnen, wenn man sich bewußt macht das sich auch das Monument Valley hier befindet – allerdings im Nordosten des Bundesstaates an der Grenze zu Utah. Die berühmten Felsmonumente sind eigentlich Tafelberge, wie jener im südafrikanischen Kapstadt, und gehören zum Navajo-Reservat. Die bis zu 300 Meter hohen Gesteinsskulpturen, die Wind und Wetter über Jahrmillionen hinweg, aus dem einst riesigen Sandsteinplateau geformt haben, sind Überbleibsel eines gigantischen Plateaus, das einst die gesamte Hochebene bedeckte. Vor Jahrmillionen durch tektonische Erdverschiebungen aus dem Boden erhoben, waren sie Frost, Hitze, Wind und Wasser ausgesetzt und erodierten zu ihrer heutigen Form. Dabei gehören die Schichten der breiten Tafelberge verschiedenen geologischen Formationen an: Während die weicheren Sandsteinschichten schneller auswuschen und erodierten, blieben die härteren länger erhalten und schützen die darunter liegenden Gesteinsschichten wie Schutzkappen vor der Witterung.

Noch wärmer als in der AVA Sonora ist es in der inoffiziellen Anbauregion „Sulphur Springs Valley/Willcox“ rund achtzig Kilometer östlich von Tucson.

Nördlich davon sind in Colorado viele neue Kellereien entstanden, meist im Schutz der AVA Grand Valley am Colorado River bei Grand Junciton in 1.200 Meter Höhe. Winterliche Fröste und die Reblaus setzten den Pflanzen zu, meist Vitis-vinifera-Sorten wie Chardonnay, Merlot und Riesling.

Der Colorado River ist auch für die Entstehung des Gran Canyon verantwortlich. Mit den frühen Eiszeiten vor 2,5 Millionen Jahren beginnt die Entstehung des Canyons. Über das Alter des Gesteins ist man sich uneins, aber es steinalt und bildet einen Querschnitt durch Gesteinsschichten von 1,5 Milliarden Jahren Erdgeschichte. Sogar prähistorische Fossilien von Meeresbewohnern wurden hier gefunden. Aber der vom Colorado geformte Canyon selbst ist erst etwa 6 Millionen Jahre alt und wurde erschaffen durch den Colorado River, der sich langsam durch das Gestein nach unten arbeitete. Im Laufe der Jahrmillionen hatte sich der Colorado immer neue Schluchtenwege durch das Plateau gefressen, das sich mit jeder Erdverschiebung veränderte. Entstanden ist so eine gigantische Schluchtenlandschaft mit mehr als 1,5 Kilometer Tiefe, die mehr als 16 Kilometer breit und fast 450 Kilometer lang ist. An den fruchtbaren Ufern lebten Pueblo-Indiander, die hier seit jeher eine Terrassenlandwirtschaft betrieben.

In Südkalifornien wird die Weinrebe stärker von der Pierce`schen Krankheit beroht als andernorts. Die Haupt-AVA Temecula Valley zieht sich auf hügeligem Terrain bis 450 Meter Höhe und liegt nur gut dreißig Kilometer vom Ozean entfernt. Jeden Nachmittag kühlen Winde die Gegend auf Temperaturen herunter, die mit denen im oberen Napa Valley vergleichbar sind. Auch die kühlen Nächte haben einen Einfluß. Dennoch ist und bleibt das nördliche Kalifornien das Maß aller Dinge, was den Weinbau in den USA betrifft (sieht man vom Schaumwein ab). 85 Prozent der gesamten Weinproduktion spielt sich hier ab (weshalb Kalifornien auch ein eigener Glossareintrag gewidmet ist).

Oregon

Gemeinsam mit Washington State bildet Oregon den pazifischen Nordwesten der USA. Der Bundesstaat Oregon grenzt dabei nördlich an Kalifornien und wie dort bildet die sogeannte Coast Range einen natürlichen Schutzwall vor dem Pazifik entlang der Küste. Hier aber bringt der warme Nordpazifikstrom Regen statt Nebel in das feuchte, grüne Land und sorgt für ein mildes Klima und für Bedingungen, die in den burgunderähnlichen Weinen Amerikas resultieren.

In Oregon konzentriert sich der Weinbau vorwiegend auf die dichter besiedelten Täler westlich und südlich von Portland. Insgesamt hat sich die Anbaufläche in wenigen Jahren auf inzwischen 8.300 Hektar verdoppelt. Nahe der Grenze zu Kalifornien liegt das dicht bepflanzte AVA Roque Valley. Hier im Süden herrschen die wärmsten Wachstumsbedingungen Oregons und auch der jährliche Niederschlag ist mit nur 300 Millimeter sehr gering. Deshalb reifen hier im Gegensatz zum nördlichen Oregon gewöhnlich auch die roten Bordeaux-Trauben sowie Shiraz aus. Applegate Valley ist eine Sub-AVA mitten im Roque Valley.

Je weiter es Richtung Norden geht in Oregon, desto kühler wird es. Und so gibt es in den Hügeln und Tälern der AVA Southern Oregon auch Gebiete, in denen Rebsorten für kühle als auch für warme Klimata erfolgreich angebaut werden: Nicht nur Pinot Noir und Pinot Gris also, sondern auch Merlot, Cabernet Sauvignon, Chardonnay und Shiraz. Dennoch wurde der erste Pinot Noir Oregons bereits 1961 auf Hill Crest Vineyard im Umpaqua Valley gepflanzt, der kühlsten und nassesten AVA im Nordwesten der USA, wobei auch sie im Süden bei Roseburg von wesentlich wärmeren Sommern und trockenen Herbsten profitiert. Die AVA Red Hill Douglas County umfasst nur ein Weingut und Elkton Oregon wurde erst 2013 gegründet und ist das jüngste Weinbaugebiet Oregons.

Das unbestrittene Zentrum der Weinindustrie Oregons ist aber das AVA Willamette Valley im Norden Oregons (südlich von Portland), im Westen der Cascade Mountains. Das Klima hier unterscheidet sich noch deutlicher von Kalifornien: Villamette Valley hat ein gemäßigtes Klima, die Winter fallen bedeutend milder aus als im kontinentalen Washington, danach sind die Sommer kühler und wolkenreicher als in Kalifornien. Insbesondere Brisen vom Pazifik bringen Kühlung. Sie dringen durch Lücken in der Coast Range – auch Winterfröste bleiben deshalb aus. Stattdessen herrschen eben kühle Sommer und feuchte Herbste vor.

In der Wachstumsperiode ist es vorwiegend trocken mit langen, sonnigen Tagen und kühlen Nächten. Dennoch würde Cabernet Sauvignon hier nicht richtig ausreifen. Stattdessen wurde von Anfang an – seit den 1970er Jahren – auf Pinot Noir gesetzt („Oregon ist Pinot, Pinot, Pinot!“). Sie erbringt Weine mit reifen roten Fruchtnoten, einem Hauch Zimtwürze und hohem Säuregehalt. Was in Kalifornien unmöglich scheint – hier in Oregon, das unter denselben Wetterkapriolen wie das Burgund leidet, entsteht ein Pinot Noir, der dem Burgundischen ähnelt, vielleicht etwas weicher, fruchtiger und frühreifer ausfällt. (Und selbst den Burgunder Robert Drouhin hat es mit seiner Tocher Véronique hierher verschlagen.)

Im 240 Kilometer langen Willamette Valley sind inzwischen mehrere Unterbereiche offiziell ausgewiesen: In den Dundee Hills mit dem roten, schweren Jory-Lehm der Red Hills findet man die beste Kombination aus guter Drainage und Regen und obendrein viel Licht, was im wolkigen Oregon sehr wichtig ist. Yamhill-Carlton ist geringfügig wärmer, wird allerdings stärker von Minusgraden geplagt, insbesondere in der Talsohle. Reben wachsen deshalb auf sechzig bis 210 Meter Höhe an Osthängen. McMinnville ist das Zentrum des Weinbaus von Oregon, Eola-Amity Hills und Chehalem Mountains nördlich von Willamette Valley wurde 2006 in den AVA-Rang erhoben.

Erfolgreicher Rebbau besteht im Willamette Valley darin, die Trauben voll und früh ganz zur Reife zu bringen, bevor die Herbstregen übers Land ziehen. Wann er aber einsetzt und wieviel Schaden er anrichtet, ist von Jahr zu Jahr verschieden. Außerdem plagt sommerliche Trockenheit den Weinbau, weshalb sich viele Weinberge schon gelb färben, lange bevor die für die Reife nötige Photosynthese abgeschlossen ist. Neuere Rebflächen sind dagegen mit Bewässerungssystemen ausgestattet, sodaß die Stöcke nur dann in Stress geraten, wenn der Weinbauer es will.

Pflanzungen mit höherer Stockdichte sind üblich und die Verwendung von Unterlagsreben, seit hier die Reblaus 1990 erstmals gesichtet wurde. Burgundische Klone wurden außerdem eingeführt (sogenannte „Dijon-Klone“), auch bei Chardonnay. Sie besitzen heute eine ganz eigene Spannung und Mineralität. Ansonsten ruhen die meisten Hoffnungen aber auf Pinot Gris, fruchtig und trocken.

Eine der überraschensten Weinregionen der USA liegt sowohl in Oregon als auch in dem Bundesstaat Idaho – die AVA Snake River Valley. Das Klima hier ist kontinental geprägt und die Weinberge liegen auf bis zu 900 Meter Höhe. Im Sommer kann es heiß werden, während die Nächte kühl bleiben und der Winter früh einsetzt. Idaho besitzt inzwischen 48 Weingüter und eine Rebfläche von 650 Hektar. Es führt einen regen Trauben- und Weinhandel mit dem benachbarten Washington.

Washington State

Washington State liegt an der Grenze zu Kanada – also nördlich von Oregon. Die Unterschiede zwischen beiden Staaten liegen aber weniger im klimatischen, als im Terrain: Weinbau in Washington wurde von Anfang an im einen wüstenähnlichen Gebiet östlich der Cascade Mountains in industriellem Ausmaß betrieben, nicht in dicht besiedelten Tälern wie in Oregon. Die Halbwüste im Osten ist von dem Gebirgszug der Cascade Mountains mit dem dominanten Mount Rainier vom pazifischen Einfluß abgeschirmt, das heißt er bildet eine markante Wetterscheide zwischen der nassen Küste Washingtons um Seatlle (wo aber bis heute ein Gros der Weine an- und ausgebaut wird) und den Anbaugebieten im weitläufigen Osten.

Washington_Weinanbaugebiete

Mit 16.200 Hektar Rebfläche ist Washington der zweitwichtigste Weinproduzent der USA und liefert einige der besten Cabernet Sauvignons, Merlots, Rieslinge und vor allem Shiraz der USA. Inzwischen hat auch ein Wandel hin zu kleineren Produktionen stattgefunden – hin zu Qualität. Zum Beispiel in der Gegend um Lake Chelan im Norden, im Gegensatz zum regenreichen AVA Puget Sound an der Bucht von Seattle im Westen, oder der unglaublich riesigen AVA Columbia Valley südlich von Lake Chelan, die auch Gebiete in Oregon umfasst (wie die eigentlich in Idaho liegende AVA Snake River Valley). Und auch die idyllische Region Columbia Gorge, nur wenig östlich von Portland, reicht bis nach Oregon. Das Weinbauzentrum aber ist, unter Qualitätsaspekten, der Osten Washingtons, der bis auf dreißig Hektar das gesamte Rebland des Staates beherbergt.

Der Großteil der Reben des Wasington State wächst in der weitläufigen AVA Columbia Valley östlich der Cascade Mountains in den Tälern des Columbia River und seiner Nebenflüsse in den Rocky Mountains. Innerhalb dieses Gebiets liegen wiederum kleinere AVAs. Im Columbia Valley herrscht kontinentales Klima, das Tal befindet sich etwa sechs Autostunden entfernt vom Pazifik (Seattle). Dazwischen liegt die Wetterscheide des Cascades. In der Halbwüste kann die Sonne im Sommer bis zu 17 Stunden scheinen und im Winter arktische Kälte die Reben gefährden.

Seit jeher lebte entlang des unteren Columbia Rivers das Volk der Chinook (bevor auch sie fast durch die Pocken ausgerottet wurden und schließlich in Reservate gepfercht). Sie sind Namensgeber für einen feuchten, warmen Wind, der im Pazifischen Nordwesten der USA vom Ozean her ins Landesinnere bläst, die Rocky Mountains überströmt und dann als Fallwind hinab in die Prärie, wo er in den Great Plains mitten im Landesinneren des nordamerikanischen Kontinents im Winter regelmäßig den Schnee schmelzen läßt, weshalb die hier lebenden Bisons auch im Winter noch genügend Weideland finden. (Man dachte deshalb lange, dass „Chinook“ „Schnee-Esser“ bedeutet, tatsächlich aber wurde der Wind von weißen Trappern nach dem friedlichen Volk der Chinook benannt, die in den Rocky Mountains lebten, von wo aus der Wind herwehte.)

Mit dem Chinook steigen meist die Temperaturen. Angezeigt wird das durch eine charakteristische Wolkenformation, die auch „Chinook-Bogen“ genannt wird: Es gibt Winde, die die Wolken verwehen, der Chinook aber formt zu einem charakteristischen Bogen und färbt sie bei Sonnenaufgang Orange-Gelb. Im Tagesverlauf werden sie Grau, zur Dämmerung leuchten sie dann wieder Orange. Oft bringt der Chinook wärmeres Wetter, wobei hohe Temperaturschwankungen auftreten können, oft binnen weniger Stunden (sogar ein Temperaturanstieg von 27 Grad Celsius innerhalb von zwei Minuten wurde bereits aufgezeichnet). Der größte Temperaturunterschied wurde im Bundesstaat Montana östlich von Washington an der Grenze zu Kanada gemessen: Von Minus 47 Grad kletterte das Thermometer innerhalb kurzer Zeit auf Plus 9 Grad Celsius.

Von solchen Temperatursprüngen ist der Weinbau im Columbia Valley nicht beroffen, das das Tal aber im Regenschatten der Cascade Range liegt, ist künstliche Bewässerung für die Weinreben eine Notwendigkeit. Vorteilhaft für die Erzeuger sind die langen Tage mit viel Licht und die beständigen Temperaturen im Sommer. Es hat sich gezeigt, daß edle Tauben in der recht kurzen Vegetationsphase im Kontinentalklima (Washington liegt, was den Breitengrad anbelangt, zwischen Bordeaux und Burgund) prächtig reifen. Regenfreie Sommer und Herbste verringern das Risiko von Rebkrankheiten, während die heißen Tage und kalten Nächte der Wüste den Trauben Farbe und ein ausgeprägtes Aroma sowie einen natürlich hohen Säuregehalt verleihen. Die Winter mögen kalt und trocken (extrem frostig) sein, aber in Kombination mit den durchlässigen Sandböden halten sie zumindest die Reblaus fern. Hier sind praktisch alle Reben wurzelecht.

Viele Weingüter in Washington kaufen Traubenmaterial zu und verschneiden es. Um sich alle Optionen offen zu halten ziehen viele Erzeuger die unspezifische Bezeichnung „Washington State“ und „Columbia Valley“ vor, statt der kleineren AVAs beziehungsweise genauen Ursprungsbezeichnungen. Zwei bedeutende AVAs allerdings sind das fruchtbare Yakima Valley sowie Walla Walla ganz im Osten. Hier ganz im Landesinneren sind die Sommer heiß und die Winter sonnig aber kalt. Die Hänge um die Stadt Walla Walla erhalten genügend Niederschlag, um Reben im Trockenanbau zu kultivieren.

Walla Walla bietet die größte Konzentration nahmafter Kellereien im Staat Washington. Ein Großteil des Leseguts für die Keller wächst allerdings in Oregon, denn die AVA erstreckt sich beidseits der Grenze. Cabernet Sauvignon reift hier nur in wenigen Lagen aus, öfter findet man pflaumenfruchtigen, körperreichen Merlot sowie Shiraz, bei Weißwein Chardonnay und Riesling.

Das Yakima Valley ist Washingtons älteste ausgewiesene Weinregion. Hier im Tal des Yakima River gedeiht Shiraz gut – wie beispielsweise in der Sub-AVA Rattlesnake Hills. Am im Süden gelegenen Snipes Mountain stehen mit die ältesten Reben Washingtons. Zwischen dem Yakima Valley und dem Columbia River liegt die AVA Horse Heaven Hills mit einigen der größten und bedeutensten Weingütern des Staates. Die wärmsten Lagen, wie etwa Wahluke Slope, befinden sich nördlich und östlich des Yakima Valley. Die kleine, wasserarme AVA Red Mountain ist für langlebige Cabernet Sauvignons berühmt.

New York

Verglichen mit den Weinregionen an der Westküste wird New York von Amerikanerreben und Hybriden dominiert: etwa 8.100 der 12.550 Hektar Rebfläche sind mit vorwiegend Vitis labrusca bepflanzt, am häufigsten findet man die Condord-Traube, die als „fuchsig“ beschrieben wird, aber auch winterhart ist.

New York_Weinanbaugebiete

Traubensaft und Gelee liefern die Daseinsberechtigung für den Traubengürtel am Südufer der AVA Lake Erie, wo zwanzig von 234 Kellereien sitzen. Hier entsteht der meiste Wein aus lokalen französischen Hybriden. Fast alle Neupflanzungen jedoch bestehen aus Vitis-vinifera-Reben, beispielsweise in der AVA Long Island, die vom Atlantik klimatisierte und gelegentlich auch arg gebeutelte jüngste Weinbauregion. Der Atlantik läßt hier die Jahreszeitenwechsel verschwimmen und ermöglicht eine wesentlich längere Anbausaison als im Binnenland. Die durchlässigen Böden bringen ausgewogene Weine hervor und erlauben die langsame, gleichmäßige Reifung (Riesling und Chardonnay).

Für die Weinproduktion am wichtigsten ist die AVA Finger Lakes im oberen New York State. Finger Lakes sind tiefe Gletscherrinnen im Süden des Onteriosees, wo schon seit den 1850er Jahren kommerziell Wein angebaut wird. Der Ontariosee sorgt für ein gemäßigteres Klima, indem sie die manchmal brutale Härte des kalten Winters abwenden und die Sommerwärme speichern, bis weit in den November hinein, womit die Wachstumsperiode verlängert wird. Nichtsdestotrotz sind in vielen Teilen der Region weniger als 200 Tage im Jahr forstfreie. Die Winter sind lang und bis zu Minus zwanzig Grad Celsius kalt. Auch deshalb machen Vitis-vinifera-Reben nur 15 Prozent der Fläche aus (insgesamt 3.700 Hektar hier und 1.200 in Long Island), auch wenn ihnen die Zukunft gehört. Heute arbeitet man an einer Regulation für edle, fast an Saar-Weine erinnernde, trockene und lagerfähige Rieslinge (mit hartem Rebenholz).

Eine kleine AVA ist Hudson River im südlichsten New York State, wo es auf den 175 Hektar einige kleine Kellereien gibt. Allerdings bedroht das nur vom Hudson gemäßigte Klima die Vitis-vinifera-Reben, sodaß das Gros auch hier französische Hybriden darstellen.

In der AVA Niagara Escarpment, auf der gegenüberliegenden Seite der Grenze zur Hauptanbauregion von Ontario, ist das charakteristische Produkt der acht Kellereien ein Eiswein aus der Vidal-Hybride.

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