Weinglossar

Basilikata

Die Weine des sogenannten Mezzogiorno findet man nicht nur in Kampanien, sondern auch in der südlich davon gelegenen Basilikata. Hier werden auf 4.500 Hektar (davon sind etwa 1.220 Hektar als DOC klassifiziert) jährlich 110.000 Hektoliter Wein produziert, wobei der Genossenschaftsanteil 45 Prozent beträgt.

Basilikata_Weinanbaugebiete

Weinbau findet in der ärmsten Region Italiens nicht an den Küsten des Ionischen Meeres statt, sondern im wild zerklüfteten, gebirgigen Hinterland. Und zwar Nahe dem Ort Barile um den 1.326 Meter hohen Monte Vulture. Der erloschene Vulkan ist auch namensgebend für die einzige DOCG hier neben den vier DOCs: der DOCG Aglianico di Vulture Superiore (seit 2010).

Sechzig Weingüter produzieren hier etwa fünfzig Prozent des gesamten Weins der Basilikata, was etwa 1,2 Millionen Flaschen entspricht. Reservas müssen fünf Jahre reifen, kommen aber praktisch nicht vor. Die Mindestreifezeit hingegen beträgt nur ein Jahr – es sind also Weine mit unterschiedlichen Qualitätsansprüchen auf dem Markt erhältlich. Die Anforderungen für eine Reserva gelten dabei auch für einen Superiore, der allerdings einen etwas höheren Alkoholgehalt aufweisen muss.

Die Grenzen des Weinbaugebietes sind sehr weit gefaßt und erstrecken sich über eine Fläche, die fünf mal größer ist als die des Taurasi-Gebietes, sich aber um den Monte Vulture mit seinen zwei Kraterseen auf 1.300 Meter Höhe konzentriert. Anders als im Taurasi, wo die Berge weiten Ausblicken im Wege stehen, kann man hier an klaren Wintertagen über Apulien hinweg die rund sechzig Kilometer entfernte Adriaküste am Horizont sehen.

Obwohl Taurasi in Kampanien nur neunzig Kilometer entfernt ist, trennt beide Regionen dennoch eine kulturelle Grenze: denn während die Geschicke des Taurasi-Gebirges vom Mittelmeer bestimmt werden, prägt das Leben des Vulture-Gebietes seit Jahrhunderten die Adria. Insbesondere hier wird deutlich, dass der Apennin in Italien als Wetterscheide fungiert.

Der Aglianico di Vulture entsteht aus einer Variante der Rebsorte Aglianico, die an den recht kühlen Hängen des Monte Vulture in bis zu 760 Meter Höhe angebaut wird. Viel Sonne und trockene Sommer, aber auch kühlende Fallwinde sorgen dafür, dass sich die Aglianico-Rebe wohlfühlt. Die kalten Winter, ein später Frühling und ein langer Herbst führen zusammen mit einer langen Vegetationsperiode zu einer späten Lese Ende Oktober/Anfang November.

Die Reben wurzeln hier in schwarz-grauer Vullkansteinerde – die den Wein, neben Schieferböden, entscheidend prägen: DOC Aglianico di Vulture ist kompakt, mineralisch und betont die reichlich vorhandenen Tannine wie auch die Säure. Aromen entstammen eher aus dem „Korb“ der Trockenkräuter statt dem der Beerenfrüchte.

Von vulkanischem Tuff geprägt ist auch Matera, wo tausende Menschen bis in die 1960er Jahre hinein in ausgebauten Felsenwohnungen lebten, die sie in das weiche Gestein gebaut haben. Solche Sassi gab es in zahlreichen Dörfern, die übergangslos unterhalb der Bergkuppe hängen wie ansonsten die Nester der vielen Schwalben hier. Schon in der Steinzeit haben Menschen hier Brunnen, Rinnen und Zisternen in den Tuffstein gegraben, um jeden Tropfen Regenwasser aufzufangen und Kondenswasser zu sammeln – ein ausgeklügeltes System, denn Wasser ist hier kostbar. Der Wind, die Hitze und der karge Boden schlucken ansonsten alles. Denn im Hochsommer trocknet der Südosten Italiens manchmal so stark aus, dass nur entlang von Flüssen noch grüne Bäume stehen. Nicht zuletzt deshalb wirken die Sassi auch wie eine Wüstensiedlung, liegt Matero doch mitten in einer solchen Landschaft, am Rande einer tiefen Schlucht. Manchmal aber stürzt der Regen hier auch in Fluten durch die Stadt und endet schlammig in der tiefen Schlucht darunter.

Matera ist seit der Jungsteinzeit bewohnt und war einst ein religiöses Zentrum, wobei es Benediktiner waren, die um das Jahr 1000 das erste Kloster, ein Felsenkloster, gründeten. Die byzantinischen Mönche hatten Matera auf der Flucht aus Kleinasien entdeckt. Schließlich sollten es über hundert Höhlenkirchen werden, die man in den weichen Tuffstein gegraben hatte. Von ihnen ist auch der Name der Region abgeleitet: Basilikata. Sie gehörte wie praktisch alle Regionen in Süditalien zur Magna Graecia (lateinisch für „großes Griechenland“), das alle Gebiete umfasste, die von griechischen Siedlern ab dem 8. Jahrhundert v.u.Z. kolonisiert wurden. Beinahe vier Jahrhunderte lang stritten sich Griechen, Langobarden und Sarrazenen um Matera, bevor sich schließlich die Nomannen durchsetzten. Einflüsse von allen sind noch heute in einem gemischten Baustil emerkbar, den man überall in der Stadt sieht.

Man betrachtete die Sassi lange eine Form der Besiedlung, die in enger Form mit dem Ökosystem stattfand. Aber mit der Zunahme der Bevölkerung Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts grassierten auch Krankheit und Elend. Mitte des 20. Jahrhunderts wurden die Sassi di Matera in Rom schließlich als eine Art „nationale Schande“ wahrgenommen und so beschloss man in den 1960er Jahren schließlich, die inzwischen 20.000 Menschen aus den Sassi zu evakuieren und sie in neu errichtete Siedlungen umzusiedeln. Die Sassi selbst wurden bald danach zum Weltkulturerbe erklärt.

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