In den Abruzzen erreicht der Apennin mit dem mächtig aufragenden, 2.700 Meter hohen Gran Sasso d`Italia seinen höchsten Punkt. Und auch sonst sind zwei Drittel der 30.000 Hektar Rebfläche (davon wiederum sind 12.500 als DOC-Gebiet geschützt) gebirgig und hügelig, wobei der Weinbau bis auf 600 Meter Höhe reicht. Das gilt insbesondere für die Provinzen L´Aquila und Teramo. Zur Küste hin – in Pescara und Chieti, wo über achtzig Prozent der Weinproduktion stattfindet – werden die Berge allmählicher wieder flacher.

Anders als in anderen Regionen Italiens gibt es innerhalb des Weinbaugebiets kaum Unterzonen, die verschiedene Stile repräsentieren. In den Hügeln um Teramo, im Norden der Abruzzen, wachsen die Weine auf kalkhaltigen Böden unter Einfluß des Seeklimas bis fast an die Adriaküste: Das Klima hier an der Nordgrenze des Anbaugebiets profitiert von den kalten Fallwinden des Gran-Sasso-Massivs. Im Süden, dort wo das Anbaugebiet an die Mini-Region Molise stößt, gibt mediterranes Klima den Ton an. Das Gros der Reben steht aber auf den Hügeln im Inland, einige über 100 Meter Höhe, wo es Nachts etwas kühler ist.
Was guten Wein betrifft, blieben die Abruzzen lange unaufällig (fast achtzig Prozent der Produktion befinden sich in der Hand von Genossenschaften). Insbesondere aber im Norden verzeichnet sich ein Wandel. Das neugewonnene Renomée stützt sich auf die wichtigste Rotweinsorte der Region: Montepulciano. Sie fungiert auch als Namensgeberin für die wichtigste der insgesamt neun DOCs, die DOC Montepulciano d`Abruzzo, hat aber nichts mit der gleichnamigen Stadt in der Toskana zu tun.
Montepulciano wächst auf insgesamt 17.000 Hektar in den Abruzzen, das beste Gebiet liegt um die Stadt Teramo: die DOCG Montepulciano d Abruzzo Colline Teramo. Für den DOCG müssen mindestens neunzig Prozent Montepulciano sein, die Ertragsobergrenze liegt 15 Prozent unter der für die DOC-Variante.
Montepulciano hat eine kräftige Farbe, reichlich Tannin, mittlere Säure und Aromen von Pflaumen und Kirschen. Viele Weine sind einfach, fruchtig und ohne Eichenkontakt vinifiziert. Konzentriertere Exemplare allerdings schon.
Die Weinberge für den ebenfalls in den Abruzzen angebauten Trebbiano liegen in hügeligen Positionen in Höhen von 500 bis 600 Meter, die von der Nähe der Berge zum Meer beziehungsweise von den dadurch verursachten nächtlichen Temperaturschwankungen zwischen Tag und Nacht profitieren. Die Lese des Trebbiano erfolgt gewöhnlich zwischen Mitte September und Mitte Oktober.
Auch Pecorino gedeiht gut in den kühl ventilierten Hügellagen und ergibt kräfte Weißweine mit hoher Säure, die fruchtig-herbal duften („Pecorino“ heißt „Ziege“, vermutlich weil die gerne die süssen Trauben gegessen haben). Weitere Rebsorten sind Passerina (fruchtig mit viel Säure), Cococciola (eine spätreifende Rebsorte, die gerne versektet wird) sowie Montonico (ein frischer, saftiger Weißwein, der gut zur Fischküche paßt).