Weinglossar

Latium

Ab hier beginnt der Süden Italiens, das heißt der sogenannte „Mezzogiorno“: das ist das italienische Wort für „Mittag“ und ist abgeleitet vom Stand der Sonne um die Mittagszeit (ähnlich wie das französiche Le Midi). Generell ist mit „Mezzogiorno“ also der italienische Süden bezeichnet.

Latium_Weinanbaugebiete

Das Latium ist voller ehemaliger Vulkankrater, die sich inzwischen mit Wasser gefüllt und in Seen verwandelt haben. Sie sorgen neben dem Einfluß der Höhenlagen in der Hügellandschaft für kühlenden Einfluß. Zusammen mit dem fruchtbaren vulkanischen Boden sind das ideale Bedingungen für den Anbau von weißen Rebsorten mit einer frischen Stilistik wie zum Beispiel Trebbiano, aber auch für aromatische Rebsorten wie Malvasia, die nur eine geringe Säure haben. Die geringe Säure macht Malvasia beziehungsweise den aus dieser Rebsorte gemachten DOC Frascati allerdings auch anfällig für Oxidation, sobald er die kühlen und feuchten Keller verläßt. Deshalb schmeckt er am Besten vor Ort – oder gerade noch in den römischen Tavernen. Er offenbart dann einen mittleren Körper mit verhältnismäßig viel Säure und Zitrus- und manchmal auch Orangenblütennoten.

Die DOC Frascati ist eine von insgesamt 27 DOCs im Latium, hinzu kommen drei DOCGs. Wirklich von Bedeutung sind aber nur wenige – zum Beispiel in der südlich an das von Umbrien ins Latium reichende DOC Orvieto angrenzenden DOC Est!Est!!Est!!! di Montefiascone. Hier entsteht ein anderer frisch-fruchtiger Weißwein, der hauptsächlich aus Trebbiano und Malvasia gemacht wird und einen deutlichen Mandelgeschmack hat. Seinen außergewöhnlichen Namen verdankt er der geschichtlichen Begebenheit, dass Heinrich V. in Rom heiratete und der deutsche Prälat Johannes Fugger seinen Diener beauftragte, gute Unterkünfte für seine Reise dorthin auszukundschaften. Diese sollte er mit einem „Est“ über der Tür markieren. Den Montefiascone indessen fand der Prälat so gut, dass er das „Est“ gleich dreimal über den Eingang schrieb. Auch dem Bischof schmeckte der Wein dort so gut, daß er sich, der Legende folgend, daran zu Tode soff und Rom nicht mehr erreichte. Noch heute steht sein Grabstein in Montefiascone.

Daneben gibt es auch noch einen autochthonen Rotwein mit individuellem Charakter im Latium, jedoch nur in kleiner Menge. Es ist der DOC Cesanese del Piglio. Er wurde bekannt, weil sich in seiner Nähe die Papststadt Anagni in den Albaner Bergen befand. Von hier aus ist es nicht weit in die päpstliche Sommerresidenz Castel Gandolfo, die 2016 jedoch in ein öffentliches Museum umgebaut wurde. Früher war der Cesanese ein süsser Wein, inzwischen jedoch wird er trocken ausgebaut, aber nur von wenigen Winzern. Gerettet wurde sie vom Historiker Masimi Berucci, der einige Winzer für die Rebsorte begeistern konnte, womit der dramatische Rückgang des Anbaus in den letzten dreißig Jahren gestoppt wurde. Cesanese duftet nach Kirschtorte, Schlehen und Schokolade. Er hat dichte, mineralische Gerbstoffe und eine kräftige Säure, die die Tannine noch verstärkt.

Nördlich von der Sommerresidenz des Papstes in Castel Gandolfo, am Rand des Weinanbaugebiets Frascati östlich von Rom, liegt übrigens das Städtchen Tivoli – Namensgeberin für zahlreiche Theater, Lustgärten und Vergnügungsparks. In ihm hat sich ein Enkel des Papstes, Ippolito II. d`Este (1509-1572), eine Villa mit einem berühmten Renaissancegarten errichten lassen. Es war Kaiser Hadrian (76-138), der sich hier schon um das Jahr 120 seine Sommerresidenz, die Hadriansvilla, bauen ließ. Zum prunkvollen Bau gehört auch eine einzigartige Gartenanlage mit zahlreichen Bädern und Theatern. Sie läßt Hadrian, inspiriert von zahlreichen Ideen aus Griechenland und Ägypten errichten, wie etwa beim Canopus, einem über hundert Meter langen Kanal mit einer Grotte am Ende, der den Nil abbilden soll. Im 16. Jahrhundert entsteht nun in Tivoli eine weitere berühmte Villa – eben die Villa d`Este. Ihre Gartenanlage ist noch größer und beeindruckt insbesondere mit zahlreichen Wasserspielen. Ein Netzwerk von Kanälen und Wasserleitungen verbindet dabei die Becken mit den Springbrunnen und Wasserfällen – das natürliche Gefälle des Parks sorgt dafür, dass keine Pumpen verwendet werden müssen.

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