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Emilia-Romagna

In der Emilia-Romagna wird Wein auf insgesamt 56.000 Hektar Wein angebaut. Auf etwa 17.000 Hektar um die Hauptstadt Bologna findet dabei Qualitätsweinbau statt – hier werden allerdings nur zehn Prozent des gesamten Weines produziert: es gibt 18 Bereiche, die als „Denominazione di origine controllata (DOC)“ geschützt sind und zwei noch höher bewertete „Denominazione di origine controllata e garantita (DOCG)“.

Emilia und Romagna werden oft als geographische Einheit genannt – ähnlich wie Languedoc-Roussillon –, sind eigentlich aber kulturell völlig eigenständig. Auch vom Weinbau her: in der Emilia dominiert Lambrusco, in der Romagna Sangiovese, der hier seit 1967 DOC-Gebiet ist.

Emilia-Romagna_Weinanbaugebiete

Romagna

In der Romagna stehen 7.000 Hektar unter Reben, etwa 16 Millionen Flaschen Wein werden jährlich produziert. Ein DOC Romagna Sangiovese muss zu mindestens 85 Prozent aus Sangiovese bestehen, ein Wein aus einer der zwölf Unterzonen sogar zu 95 Prozent. Sangiovese wird bisweilen im Alberello (in Buschform) erzogen. So kann die Sonne die Traube rundherum bescheinen und sie können besser ausreifen. Gleichwohl ensteht daraus ein leichter, jung zu trinkender Rotwein – der insofern mit dem in der Toskana gemachten Sangiovese eher wenig gemein hat, auch wenn sich in den letzten Jahren beim Sangiovese di Romagna doch einiges wesentlich verbessert hat.

Alle wichtigen Anbaugebiete in der Romagna im Süd-Osten der Weinbauregion liegen in den hügeligen Ausläufern des Apennin. Hier wehen milde Winde und herrschen lehmige, sandige und kalkreiche Böden vor. Die zwölf Unterzonen (zum Beispiel Longiano) gibt es erst seit 2011, mit ihnen will man insbesondere das besondere Terroir der Romagna betonen.

Neben den Rotweinen ist der Weißwein DOCG Albana di Romagna wichtig, der erste DOCG-Wein (1986) in Italien (warum dieser Wein allerdings den DOCG-Status erhielt, ist nicht wirklich nachzuvollziehen). Und auch Trebbiano hat hier mit der DOC Trebbiano di Romagna eine eigene Appellation (ebenfalls als reinsortiger Weißwein, vorwiegend aus der Unterart Trebbiano Romagnolo und der fast bernsteinfarbenen Variante Trebbiano della Fiamma).

Emilia

Aushängeschild beziehungsweise bekanntester Wein der Emilia-Romagna ist sicherlich der Lambrusco. Dabei handelt es sich um eine Rebsorte, aus der bisweilen süffige, kohlensäurehaltige Rotweine gemacht werden – und zwar vornehmlich im Westen des Anbaugebietes, in der Emilia. Dort dominiert Lambrusco den Weinanbau, das heißt er wird in der Emilia auf etwa 10.000 Hektar angebaut, wobei fast die Hälfte davon (45 Prozent) auf Lambrusco Salamino entfällt, benannt nach einem Vorort von Reggio Emilia. Daneben gibt es noch andere Lambruschi, zum Beispiel aus Sorbara oder Grasparossa – allesamt aber stammen aus der Gegend um Modena, Parma und Reggio Emilia.

Lambrusco für den Massengeschmack wächst in der Emilia vornehmlich in der Po-Ebene auf flachem Terrain mit tiefgründigen, fruchtbaren Schwemmlandböden. Das Klima ist hier, wie überall in der Po-Ebene, sehr feucht und Nebel häufig. Hochwertigere Lambruschi entstehen im Süden der Emilia an der Grenze zur Toskana, das heißt auf der hügeligen Nordseite der Ausläufer des Apennins. Sie sind geprägt von kargen Böden und bestehen – je nach Lage – vornehmlich aus Verwitterungsgestein und rotem Lehm. Winde aus dem Apennin sorgen für eine gute Luftzirkulation, weshalb das Mikroklima für den Weinbau nicht so feucht ist und insgesamt ideale Voraussetzungen zur Produktion von guten Lambruschi bietet.

Man kann folgende Lambruschi beziehungsweise DOC-Gebiete lassen sich unterscheiden:

  • Lambrusco Salamino di Santa Croce: Davon werden ungefähr 180.000 Hektoliter jedes Jahr produziert. Salamino ist die am häufigsten angebaute Rebvariante. Sie wird vor allem in der fruchtbaren Po-Ebene angebaut, wo sie einen unkomplizierten, fruchtig-frischen Wein mit intensiver Farbe und Aromen roter Beerenfrüchte und Kirsche ergibt.
  • Lambrusco di Sorbera: Liegt nördlich von Modena, hier entstehen jährlich 100.000 Hektoliter eines hellen Lambrusco mit ausgeprägter Säure und zwischen 10,5 und 12 Volumenprozent Alkohol. Sorbera ist ein knackiger Lambrusco, gilt aber auch als der eleganteste, duftigste. Das liegt insbesondere auch an den sandigen Böden der Flüsse Seccia und Panaro, an deren Ufer der Lambrusco hier gedeiht.
  • Lambrusco Grasparossa di Castelvetro: 110.000 Hektoliter enstehen jedes Jahr von diesem tanninreichen und restsüssen Lambrusco aus dem Süden von Modena, wo er in der sanften Hügellandschaft der Ausläufer des Apennin wächst. Die Grasparossa-Variante des Lambrusco ist etwas kleinbeeriger und die Aromen etwa konzentrierter. Insofern entsteht hier vielleicht der kräftigste Lambrusco der drei DOC-Gebiete.
  • Lambrusco di Modena
  • Lambrusco Reggiano

Lambrusco wird gewöhnlich sortenrein oder mit einem kleinen Anteil der Färbersorte Ancellotta gekeltert, die dann für die tiefrote Farbe des Weines verantwortlich ist. Er wird sowohl trocken mit bis zu 15 Gramm Restzucker pro Liter hergestellt, als auch lieblich, mit 40 bis 50 Gramm Restzucker. Das heißt, bis in die jüngere Vergangenheit war Lambrusco fast ausnahmslos immer ein perlender, süßer Wein. Inzwischen jedoch hat sich auch trockener Lambrusco durchgesetzt. Immer mehr Winzer entdecken seine Qualitäten – und es bleibt spannend, was in diesem Zusammenhang noch zu erwarten ist. (Ansonsten entstehen in der Emilia gerade auch zahlreiche interessante Naturweine aus regionaltypischen Rebsorten.)

Unter „Lambrusco“ fallen insofern so unterschiedliche Typen wie Sorbara, Grasparossa oder Salamino – und es kann sich dabei genauso um einen Schaumwein aus dem Drucktank handeln, wie um einen nach traditioneller Flaschengärung hergestellten …

Grundsätzlich gibt es drei Methoden zur Herstellung von Lambrusco:

  • Rifermentato: das ist die traditionelle Flaschengärung (wie bei Champagner)
  • Martinotti-Methode: Bei dieser Methode handelt es sich um ein Tankgärungsverfahren, bei dem die die Schaumweinherstellung wie bei Prosecco im Drucktank erfolgt, wo der Most nach dem Pressen auf eine Temperatur um Null Grad gekühlt und bei dieser Temperatur gelagert wird. Sobald eine Charge Lambrusco benötigt wird, läßt man die Temperatur des benötigten Mostes ansteigen und setzt ihm Reinzuchthefen zu. Wenn die benötigte Restsüße erreicht ist, wird die Gärung mittels Kälteschock unterbrochen und der Wein gefiltert und abgefüllt.
  • Asti-Methode: Bei der Herstellung größerer Mengen beziehungsweise eines industriellen Lambruscos wird der Most hingegen komplett zu einem trockenen Stillwein vergoren, der bei normalen Kellertemperaturen zwischengelagert wird. Sobald eine Charge Lambrusco benötigt wird, fördert man den Stillwein zusammen mit unvergorenem Mostkonzentrat und Reinzuchthefen in einem Druckbehälter und läßt dieses Gemisch bis zum gewünschten Restzuckergehalt bei 2,5 bar Druck vergären. Auch hier wird die Gärung (wie bei einem piemontesischen Asti Spumante) durch einen Kälteschock unterbrochen, gefiltert und dann abgefüllt.
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