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Lombardei

Die Lombardei liegt im Norden von Italien um die Hauptstadt Mailand und ist beeinflußt vom Lago Maggiore im Nordwesten, den sich Italien mit der Schweiz teilt, sowie den Alpen im Norden, die über den gebirgigen Lago d`Iseo hin zum hügeligen Gardasee und dann in die Po-Ebene abfallen. Alle diese Flüsse und Seen wirken sich insgesamt mäßigend auf das Klima aus, sodaß hier auf 22.000 Hektar Wein angebaut wird, 13.000 davon sind als „Denominazione di origine controllata (DOC)“ klassifiziert. Es gibt insgesamt 22 DOCs und fünf höherwertige „Denominazione di Origine Controllata e Garantita (DOCG)“.

Die Lombardei kann in folgende Zonen eingeteilt werden:

  • Oltrepò Pavese: liegt im südwestlichen Teil der Lombardei und ist bekannt für elegante Rot, aber auch für Schaumweine
  • Valtellina: liegt im Norden der Lombardei an der Grenze zur Schweiz und erbringt muskulöse Rotweine aus Nebbiolo wie DOCG Sforzato
  • Franciacorta: liegt am südlichen Ufer des Lago d`Iseo und ist bekannt für den besten – auf jeden Fall aber den ältesten – flaschenvergorenen italienischen Schaumwein
  • Gardasee: Am westlichen und südlichen Ufer (das östliche gehört bereits zum Veneto) liegen die DOC Lugana für Weißweine sowie die DOC Valènesi Chiarello für Rosé
Oltrepò Pavese

Das Gebiet Oltrepò Pavese ist der südliche Teil der Lombardei an der Grenze zum Piemont, wo die bewegte Hügellandschaft in die Ebene der Lombardei übergeht. Das Klima wird weniger alpin und extrem: Es herrschen optimale Voraussetzungen für Weinbau in dem insgesamt 13.500 Hektar großen Gebiet zwischen der Po-Ebene im Süden und dem hügeligen (bis 500 Meter Höhe) Norden.

Oltrepò Pavese ist das viertgrößte italienische Gebiet mit Ursprungsbezeichung – und mit 3.000 Hektar das größte Anbaugebiet für den Spätburgunder (Pinot Noir), der hier Pinot Nero genannt wird. Er wurde erstmals um das Jahr 1500 erwähnt und dann ab dem 18. Jahrhundert vermehrt gepflanzt. Im Mittelpunkt der Produktion steht dabei die Herstellung von Schaumwein mit dem traditionellen Flaschengärverfahren, das hier „método classico“ genannt wird. 2010 wurde der Oltrepò Pavese Metodo Classico sogar in den DOCG-Status erhoben, wobei insbesondere die Rosé-Schaumweinerzeugung als Aushängeschild für die Schaumweinproduktion dient. Hier sorgt die sanfte Pressung für eine helle Farbe des „Cruasè“ genannten Weins („Cru“ und „Rosé“) aus Pinot Nero. Er wird in den Typologien Brut, Extra Brut und Brut Nature produziert und bleibt für mindestens 18 Monate auf der Hefe.

Stillweine kommen als DOC Pinot Nero dell`Oltrepò Pavese auf den Markt oder, wenn sie aus den anderen Rebsorten: Bonarda (Croatina), Barbera, Riesling, Moscata gemacht sind, als DOC Oltrepò Pavese. Insbesondere die Pflege des Klassikers Bonarda steht dabei neben dem Schaumwein im Vordergrund. Von ihm werden jährlich 20 Millionen Flaschen Rotwein produziert.

Valtellina

Eigentlich ist ja das Piemont für die Nebbiolo-Traube bekannt, die aber wächst auch in der nördlichen Lombardei in den an der Grenze gelegenen Veltlin – italienisch Valtellina, lombardisch Valtulina. Hier erbringt sie an den sonnenexponierten Südhängen am Nordufer des Flusses Adda muskulöse Rotweine.

Valtellina ist ein 120 Kilometer langes Tal an der Grenze zur Schweiz: Die Alpen im Norden halten kalte Nordwinde ab, im Süden halten Erhebungen die Feuchtigkeit aus der Po-Ebene fern. Weinbau findet auf Terrassen an den steilen Felshängen mit Trockenmauern statt. Die dafür notwendige Erde musste in Tragekörben hoch gebracht werden, so unzugänglich ist das Gelände.

Das Kernland firmiert als DOCG Valtellina Superiore mit den Unterbereichen Grumello, Inferna, Sassella und Valgella, deren Gewächse wesentlich besser ausfallen als die einfachen Valtellina Rosso.

Die zweite DOCG ist Sfursat (Sforzato): Er ist aus Chiavennasca-Trauben (so wird der Nebbiolo hier genannt) gewonnen, die rund drei Monate in Körben getrocknet werden – im Stil eine Amarone. Dabei verlieren sie 40 Prozent des Wassers und der Zucker wird freigesetzt. Der Alkoholgehalt beträgt mindestens 14 Volumenprozent und die Reifezeit mindesten 25 Monate. Nur neun Produzenten im Valtellino bereiten Sforzato.

Franciacorta

Bekannter und wichtiger als Oltrepò Pavese für die Schaumweinproduktion Italiens ist die DOCG Franciacorta. Hier stellte man als erste Appellation in Italien 1961 einen Spumante (Schaumwein) nach dem traditionellen Flaschengärverfahren, hier „método classico“ genannt, her. Verantwortlich dafür ist das Weingut „Berlucchi“.

in den 1970er Jahren. Die Trauben für Franciacorta dürfen nur aus genau definierten Lagen innerhalb der festgelegten Anbauzone kommen und zugelassen sind nur Chardonnay und Pinot Nero, Pinot Bianco sowie die autochthone weiße Rebsorte Erbamat. Sie wachsen auf etwa 2.800 Hektar Rebfläche in einer sanft hügeligen Landschaft im Süden des Iseo-Sees. Noch während der letzten Eiszeit dehnten sich in Franciacorta Gletscher aus, die das Landschaftsbild bis heute prägen, denn die Reben wachsen hier auf Moränenhügeln mit einem hohem Mineralanteil.

Bevor der Franciacorta entsteht, werden die einzeln voneinander vergorenen Rebsorten zu einem Grundwein cuvetiert, erst dann erfolgt die Zweitvergärung in der Flasche folgt. Für den Hefekontakt sind beim Franciacorta Mindestzeiten vorgeschrieben:

  • Für einen Franciacorta DOCG sind mindestens 18 Monate Hefelager vorgeschrieben,
  • bei einem Franciacorta Rosé, der aus mindestens 25 Prozent Pinot Nero bestehen muss, sind es 24 Monate,
  • dreißig Monate sind es mindestens für einen Franciacorta Millesimato, bei dem mindestens 85 Prozent der Trauben eines Jahrgangs „1.000 Tage“ auf der Hefe liegen müssen und
  • eine Franciacorta Riserva muss mindestens fünf Jahre auf der Hefe bleiben, bevor sie degorgiert werden kann.
  • Ein Franciacorta Satèn muss mindestens zwei Jahre auf der Hefe liegen. Er stellt eine etwas mildere Variante des Fanciacorta dar, da er etwas weniger Kohlensäure und dadurch auch etwas weniger Druck in der Flasche hat (nur etwa vier bis fünf bar anstelle der fünf bis sieben bar) – und ähnelt insofern vielleicht einem ursprünglichen Crémant aus der Champagne.

Inzwischen gibt es etwa 108 Hersteller von Franciacorta, die gemeinsam etwa zehn Millionen Flaschen jährlich füllen. Das ist wenig, verglichen mit der gewaltigen Menge von 350 Millionen Flaschen in der Champagne – nämlich weniger als 1 Prozent der weltweiten Schaumwein-Produktion. Die Tendenz allerdings ist steigend – und nicht zuletzt könnte sich auch die Alpennähe in der relativ kühlen Franciacorta in der Zukunft als entscheidender Vorteil erweisen.

Gardasee

Die DOC Lugana am Südufer des Gardasees – dem größten italienischen See, den sich die Lombardei mit dem Veneto teilt – ist bekannt für extraktreiche Weißweine, ähnlich dem Soave. Der DOC Lugana entsteht in einem warmen Klima, das von Winden, die aus den Alpentälern im Norden hierher wehen, etwas gekühlt wird, weshalb der Lugana auch knackig und frisch ist. Die DOC war die erste der Lombardei (1967) und kultiviert heute knapp 2.000 Hektar. Mit inzwischen 14 Millionen Flaschen hat sie die Produktion in zehn Jahren verdoppelt, wobei 75 Prozent (insbesondere auch nach Deutschland) exporiert werden. Lugana wird aus Turbiana gemacht, einer lokalen Verwandten der Verdicchio. Es gibt einen Basiswein, einen Superiore, einen Schaumwein, die „Vendemnia Tardia“ (Spätlese) und die Riserva.

Auf einem Gebiet, das die Gletscher der letzten Eiszeit hinterlassen haben, entsteht der bekannte Rosé Chiaretti: Es ist reich an Steinen und Mineralsalzen in der Tiefe sowie einer Schicht von Kalk und vor allem Lehm an der Oberfläche. Das ergibt frisch-fruchtige, mineralische, saline Weine. Lehm reicht vom Seeufer bis zu den ersten Moränenhügel im Osten und Westen – wo der Chiaretti seit 1896 insbesondere in der DOC Valtènesi produziert wird.

Etwa 80 Kellereien bewirtschaften hier rund 1.000 Hektar, auf denen die Rebsorte Gropello wächst, eine autochthone Rebsorte, die eine Besonderheit dieser Zone mit ihrem vom Gardasee geprägten, mediterranem Klima darstellt. Zur Herstellung des Valtènesi Chiaretto DOC werden die Gropello-Trauben (auch Barbera, Sangiovese und Merzemino sind erlaubt) kurz mazeriert auf den Schalen, um Farbe zu extrahieren. Nur zwei Millionen Flaschen werden produziert und zur Qualitätssicherung darf die Steigerung jährlich nur zehn Prozent betragen.

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