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Jura

Der Vignoble Jura ist eine kleine, zwischen Wäldern gelegene Enkalve in einer der entlegensten Bergregionen Frankreichs. Der „Weinberg“ – ein Kalksteingebirge, das parallel zur Côte d`Or im Burgund verläuft – ist zwar stark geschrumpft, seit er Ende des 19. Jahrhunderts von Mehltau und Reblaus heimgesucht wurde, dennoch kommen unverwechselbare und eigenständige Weine von hier – und nicht zuletzt aufgrund des ökologischen Anbaus immer mehr in Mode.

Das Jura hat vier Appellationen:

  • Arbois
  • Château-Chalon
  • L´Etoile
  • Côtes du Jura

Das Jura hat viele Ähnlichkeiten mit dem Burgund, zum Beispiel beim Boden und dem Klima, wobei die Winter in den zerklüfteten Bergen des Jura noch härter sind. Wie an der Côte d`Or fangen die besten Rebflächen an teils steilen Süd- und Südosthängen die Sonne ein. Jurakalk ist hier ebenso charakteristisch wie für das Burgund.

Kleine sternförmige Fossilien geben der AOP L`Etoile ihren Namen. Die Savagnin-Traube gedeiht hier besonders gut auf blauem und grauem Mergelstein. Die Region baut auch auf Pinot Noir und Chardonnay. Sie werden zunehmend in dem aus dem Burgund übernommenen oxidationsfreien, floral genannten Stil bereitet. Die faszinierendsten Jura-Weine entsthen jedoch aus lokalen Rebsorten, wie der spätreifende Savagnin, und werden beim Ausbau bewußt mit Sauerstoff in Verbindung gebracht. Die traditionell mit Chardonnay verschnittene Savagnin erinnert in ihrer jungen, schlichten Form oft an ihre nahe Verwandte Traminer, entwickelt in Holz gereift aber eine seltene Festigkeit und Haselnußnote.

Eine Spezialität des Jura ist der sogenannte Vin Jaune, der „Gelbe Wein“, ein Sherry-ähnlicher Wein, der sechs Jahre unter einer Hefeflorschicht reift. Für ihn werden die edlen Savagnin-Trauben möglichst reif gelesen und nach der Reifung (unter einer etwas dünneren Florschicht als in Jerez) mit kräftigen, intensiv nussigen Aromen traditionell in „Clavelins“ abgefüllt – Flaschen mit 620 Milliliter Inhalt, der Menge, die angeblich von jedem ins Fass gefüllten Liter nach der Verdunstung übrig bleibt. Vin Jaune paßt perfekt zu Comté-Käse und wird insbesondere in der nur für diesen Wein eingericheten AOP Château-Chalon, ansonsten aber auch in der gesamten Region, hergestellt.

In der AOP Arbois, wo Louis Pasteur (1822-1895) geboren wurde und seine Untersuchungen zur Gärung und Oxidation durchführte, wird vorwiegend Rotwein aus der nach Rosen duftenden Sorte Poulsard hergestellt. Trousseau, eine dunklere, pfeffrige und nach Veilchen duftende Sorte (inzwischen auch in Kalifornien) ist seltener.

Weißwein wird in der AOP L´Etoile ausschließlich und in der AOP Côtes du Jura überwiegend produziert. Und auch Schaumwein wurde im Jura schon immer hergestellt. Der mit dem traditionellen Flaschengärverfahren hergestellte Crémant du Jura macht etwa ein Viertel der hiesigen Weinproduktion aus.

Aus Chardonnay, Savagnin und/oder der Sorte Poulsard entstehen in der gesamten Region auch vin de paille (Strohweine). Hierfür werden die Trauben zunächst früh gelesen und vor dem Keltern gut ventiliert bis Januar getrocknet, wodurch der Alkoholgehalt auf 14,5 Prozent steigt. Anschließend wird der Wein in alten Holzfässern drei Jahre ausgebaut.

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