Die mediterrane Region erstreckt sich von der Grenze zu Italien über Nizza und Saint Tropez (wo die rote Rebsorte Tibouren angebaut wird) entlang der Côte d`Azur, immer am Rand der Alpenausläufer im Norden, bis nach Marseille. Die meistverbreitete Rebsorte ist die rote Grenache, wobei die Großappellationen Côtes de Provence sowie die AOP Côtes d`Aix-en-Provence eine große Palette an Roséweinen hervorbringt. Insgesamt gibt es 17 Crus Classés in der Provence (was die vielen Urlauber aus dem Bordelaise freut).

Das Landschaftsbild zeichnet sich durch vielfältige Kontraste aus. Zahlreiche Hügelketten, die den Wind Mistral aus dem Norden abhalten, bilden ein Spektrum verschiedener Lagenklimata und Bodenarten. (Rosés aus Cinsault und Grenache stellen jedoch den Löwenanteil dar.) Zum Mistral aus dem Norden kommt der Marinade vom Meer – weshalb hier praktisch kein Syrah angebaut wird, denn der muß am Drahtrahmen erzogen werden, und dieses System wurde erst relativ spät, in den 1980er Jahren, an der Rhône eingeführt.
Insbesondere die AOP Les Baux de Provence jedoch, die für Weißwein eingerichtet wurde und vom Meer erwärmt wird, wird vom Mistral durchkämmt, weshalb sie sich aber auch gut für biologischen Weinbau eignet (der Wind hält die Trauben trocken, die Pilzgefahr ist dadurch gering).
Die Provence ist die mediterranste Weinregion in Frankreich. Viele der Gebiete insbesondere in den Alpenausläufern im Norden liegen aber zu hoch für Weinbau, dort reift keine Traube aus. An der Küste hingegen befinden sich drei isolierte kleine Bereich, die jeweils eine eigene AOP darstellen, die wichtigste ist vermutlich die AOP Bandol östlich von Marseille. Wein aus Bandol wurde einst vom Hafen aus verschifft, nach dem er benannt ist. Hier wird auf kieferngesäumten Terrassen Wein auf circa 1.500 Hektar angebaut, wobei Mourvèdre mindestens die Hälfte ausmachen muß, ansonsten kommen noch Cinsault und Grenache hinzu. Bandol hat ein vollmundiges Kräuteraroma, da Mourvèdre hier trotz einer der längsten Reifezeiten voll ausreifen kann.
Die kleinen Terroirs sind recht unterschiedlich, die Erträge grundsätzlich niedrig und jedem Regen folgt ein Mistral. Der Mourvèdre war nie ein Freund des Barrique – und so reifen die meisten Weine in großen Foudres. Heutzutage wird der meiste Wein in den „restanques“ genannten Terrassen angebaut. Es sind dunkle, körperreiche Weine mit kraftvollen Tanninen, die Flaschenreifung brauchen. Bandol sind nach sechs bis sieben Jahren trinkreif – diese Zeit braucht er, um seine fleischigen, würzigen und die von Lakritze unterfütterten Brombeeraromen vollständig zu entfalten.
Geschichte des Weinbaus
Marseille wurde um 600 v.u.Z. von den Phokaiern, die ursprünglich von der kleinasiatischen Küste kamen, als „Massalia“ gegründet. Schnell wurde das frühe Marseille zu einer Verbindungsstelle für Kontakte der Griechen mit den keltischen Völkern Westeuropas, insbesondere Galliens. Zu einer besonderen Stärke Marseilles beziehungsweise Massalias wurde der Weinhandel. Ein gefundender großer Mischkrug mit einem Fassungsvermögen von 1.100 Liter erinnert daran – und auch daran, dass es bei den Griechen üblich war, einen Teil Wein mit zwei Teilen Wasser zu mischen.
Von Massalia aus wurde die Kultur Südfrankreichs hellenisiert. Der spätrömische Autor Justinus fasst die Aussagen eines früheren Autors, Pompeus Trogus, folgendermaßen zusammen: „Von den Griechen lernten die Gallier einen zivilisierten Lebensstil, und sie gaben ihre barbarische Lebensweise auf. Sie begannen ihre Felder zu bestellen (…) und begannen Weinreben und Oliven anzubauen. Ihr Fortschritt in Verhalten und Wohlstand war so großartig, daß es aussah, als wäre Gallien ein Teil Griechenlands, und nicht, als hätte Griechenland Gallien kolonisiert.“
Vieles spricht dafür, dass Griechen eine intensivere Nutzung der Weinberge förderten und fortschrittliche Technologien des Pressens von Olivenöl un der Weinerzeugung einführten. „Der erste Wein, der in Burgund getrunken wurde, war griechischer Wein aus Marseille“, schreibt der Archäologe Sir John Boardman, und die vielen Tonamphoren, die man in der Provence und im Languedoc gefunden hat, unterstützen diese Behauptung. Überhaupt wurde Marseille zum Ausgangspunkt für den Gütertransport nach Norden – und war es auch noch unter den Römern, die von hier aus nordlichere Regionen und auch Germanien erschlossen.