Die Loire ist mit etwa 1.000 Kilometer der längste Fluss in Frankreich. Die Weinbaugebiete an ihren Ufern erstrecken sich aber nur auf einer Länge von ungefähr 500 Kilometer, etwa ab dort, wo sie sich nach Westen wendet und dem Atlantik zufließt.
Etwa 60.000 Hektar sind an der Loire mit Rebstöcken bepflanzt, davon sind 50.000 Hektar als Appellation (AOP) klassifiziert. Insgesamt gibt es hier mehr als achtzig Appellationen – das Loiretal ist das größte Anbaugebiet für Weißwein und das zweitgrößte für Schaumwein in Frankreich.

Geschichte der Kulturlandschaft
Das Loirebecken umfasst eine riesige Region, welche sich vom Zentralmassiv bis zur Mündung an der Atlantikküste errstreckt. Die Loire selbst ist dabei einer der letzten großen, unbegradigten Flüsse in Europa: langsam mäandert sie durch die Landschaft und hat aufgrund des besonderen Klimas schon die Römer und zum Weinbau animiert. Sie waren es, die die Landschaft an der Loire, insbesondere der Abschnitt zwischen Orléans und Angers, in eine gigantische Kulturlandschaft verwandelt haben, verlief hier doch einer ihrer wichtigsten Handels- und Verkehrswege in Gallien. Praktisch alle Städte an ihrem Ufer gehen auf ihre befestigten Siedlungen zurück.
Die Landschaft an der Loire ist bisweilen bestimmt von niedrigen Tuff- und Kalksteinklippen, die im Lauf der Geschichte immer wieder von katastrophalen Überschwemmungen betroffen war. Deshalb errichteten die Menschen im Loiretal ab dem 12. Jahrhundert Deiche und unternahmen andere wasserbauliche Maßnahmen, die allesamt darauf abzielten, das Überschwemmungsrisiko einzudämmen. Fast der gesamte Abschnitt der Loire an dem Weinbau betrieben wird ist von Deichen geschützt, gleichwohl kam es in der Vergangenheit trotzdem immer wieder zu Überschwemmungen (und es gibt auch noch immer Weingüter, die teilweise auf solche Überschwemmungen angewiesen sind).
Im Schutz dieser Deiche entstanden im Mittelalter neben befestigten Burgen auch zahlreiche Klöster, die sich um die weitere Entwicklung des Weinbaus bemühten. So legten im 12. Jahrhundert Zisterzienser zum Beispiel den bekannten Weinberg Coulée de Serrant im Anbaugebiet Savennières im Anjou an, der bis heute eine eigene Appellation hat.
Während des Hundertjährigen Krieges (1337-1453) wurde das Loiretal zum Schauplatz zahlreicher Auseinandersetzungen zwischen dem englischen König aus dem Haus der Plantagenets und dem französischen König aus dem Haus Valois um die Thronfolge in Frankreich. Nachdem es Jeanne d`Arc (1412-1431), der „Jungfrau von Orléans“, schon 1429 gelungen war – einer Stimme folgend (weshalb sie später als Ketzerin verbrannt wird) – die Engländer aus dem Loiretal zu vertreiben, gehen die Valois schließlich endgültig als Sieger aus dem Krieg hervor. Allein sie legten in der Folge über 300 Schlösser an den Ufern der Loire an – das riesige Wasserschloss Chambord ist dabei sicherlich der Gipfel königlicher Machtdemonstration.
Chambord ist das größte der zahlreichen Schlösser an der Loire – und auch die Idee eines neuen Zeitalters: des Humanismus und der Renaissance, die sich damals allmählich in Frankreich ausbreiteten. An der Loire manifestierte sich das daran, dass nun die Festungsanlagen um die mittelalterlichen Burgen abgebaut werden. Stattdessen entstehen zahlreiche Schlösser, die dem Vergnügen dienen, sogenannte Lustschlösser. Auch Chambord ist nun ein solches, seine Wehrhaftigkeit nur Schein, sie soll die Macht des Königs Franz I. (1494-1547) demonstrieren.
Entsprechend auch stellt Chambord die ganze soziale Ordnung dieser Zeit dar: in der Mitte des Schlosses der Donjon (Königsturm) mit der Krone und der königlichen Lilie, die alles überragt, auf der Spitze. Die beiden anderen Türme daneben – sie stehen für Klerus und Adel – fallen etwas bescheidener aus. Die unteren Gebäude sind dann horizontal gegliedert und tragen die sogenannte Terrassenstadt – so wie das Volk alle Lasten.
Die Renaissance ist sicherlich die glanzvollste Epoche der französischen Monarchie und erreicht in der Regierungszeit von Franz I. ihren Höhepunkt. Er schafft im Tal der Loire den französischen Hof – und zwar indem er den Einfluss der Frauen im königlichen Gefolge stärkt: Mit ihnen erst ziehen Lebens- und Liebesformen am Hofe ein, und so ändern sich auch die Sitten und die Konversation wird kultiviert. Letztlich jedoch hatten die Frauen nur dekorative Funktion, zu Rechten sind sie zunächst nicht gekommen. (Und auch die Mätresse, Gegenspielerin zur zwangsvermählten Ehefrau, wird nun hoffähig. Agnes Sorrel war Mitte des 15. Jahrhunderts zur ersten offiziellen Mätresse eines Königs von Frankreich. Die Ehefrau des Vorgängers von Franz I. hat die Schönheit vom Lande zuvor zur Hofdame gemacht, die nun den Hof mit ihren Dekolletés empörte.)
Franz I. war vielleicht der prunkliebendste und genusssüchtigste aller Loire-Könige – Unsummen jedenfalls hat der Bau von Chambord verschlungen. Entstanden ist es nach Plänen von Leonardo da Vinci (1452-1519), der aus Italien hierher geholt wurde – und das bemerkenswerteste Element seiner Pläne ist sicherlich die Treppe im Donjon: Sie ist so angelegt, dass eine Person die Stufen hinaufsteigen, eine andere hinuntergehen kann, wobei sich beide sehen, ohne sich zu treffen, denn die offene Treppe besteht – wie eine DNA – aus zwei getrennten, übereinander liegenden Wendeln, die sich um eine hohle Spindel empor schrauben.
Diese Doppeltreppe steht im Zentrum eines Turmes, der übrigens als das erste moderne Appartmenthaus angesehen werden kann, denn zum ersten Mal wurden hier gleiche, übereinanderliegende Stockwerke mit vier identischen Wohnungen in den Ecken des Donjon verwirklicht. Sie bestehen aus einem Hauptraum, an den sechs kleineren Zimmer angeschlossen sind, wobei die Appartements in den einzelnen Stockwerken untereinander durch kleine Wendeltreppen miteinander verbunden sind – ideal für Verschwörungen und Intrigen. (Chambord verfügt über insgesamt 440 Zimmer und 84 Treppen.)
Leonardo da Vinci starb bereits bei Baubeginn – angeblich in den Armen seine Mäzens – und hat das fertige Schloss nie gesehen. Und auch Franz I. verweilte insgesamt nur 100 Tage in seinem Prunkbau. Dennoch hatten sich für ihn die riesigen Ausgaben und Mühen gelohnt – er konnte seinen größten Feind, den Kaiser des Römischen Reiches Karl V., beeindrucken. Überhaupt galt für ihn: „Wenn man als Erstes an die Fertigstellung eines Vorhabens denkt, würde man es nie beginnen.“
Als Franz I. stirbt, setzt sein Sohn die Arbeit fort – und so waren es schließlich 18.000 Arbeiter, die hier 17 Jahr lang mit der Errichtung des Wasserschlosses beschäftigt waren. Danach steht das monumentale Gebäude lange leer – bis der Sonnenkönig Ludwig XIV. (1638-1715) kommt und mit der Kapelle den letzten Flügel fertig stellt. Le Roi Soleil verehrt den Vorgänger und treibt die politischen Vorstellungen von Franz I. mit dem Absolutismus auf die Spitze. Unter Molières Regie wird das Schloss nun zur Kulisse fürs Theater: Im Auftrag des Sonnenkönigs wird die Komödie „Der Bürger als Edelmann“ an dieser Stelle uraufgeführt – und missfällt ihm und seinen Höflingen bei der Premiere. Doch Molière bekommt eine zweite Chance, und dann ist auch der diesmal besser gelaunte König begeistert, wie sich die Schauspieler über Adel und Geldadel lustig machen. Diejenigen hingegen, die ihr Mißfallen zunächst geäußert haben, müssen es nun zur Strafe gleich drei Mal hintereinander ansehen
Nach dem Sonnenkönig, der überwiegend auch nur wegen der Jagd hierher kam (die Jagddomäne in Chambord ist mit einer 33 Kilometer langen Mauer umfasst, heute Schutzgebiet und noch immer das reichste und größte Wildgehege Frankreichs), steht das Schloss wieder ein halbes Jahrhundert leer, bevor es nach wenigen Intermezzos sogar verfällt. Erst zur Jahrhundertwende wird wieder gebaut und renoviert – und das Schloss schließlich öffentlich zugänglich gemacht.
Anbaugebiete
Das Loiretal kann grob in vier Unterregionen eingeteilt werden. Von Ost nach West sind das:
- Obere Loire (Centre)
- Sancerre
- Pouilly-Fumé
- Menetou-Salon
- Chateaumeillant
- Coteaux-du-giennois
- Touraine
- Vouvray
- Chinon
- Bourgueil
- Anjou-Saumur
- Coteaux du Layon
- Savennières
- Nantais
- Muscadet Sèvre et Maine
Das sind vier Subregionen, aber nicht selbst auch Appellationen – und anders als in anderen Regionen in Frankreich gibt es auch keine regionale generische Appellation für die gesamte Loire. Nur eine IGP Val de Loire, die die gesamte Region abdeckt.
Klima
Insgesamt liegen die Weinanbaugebiete der Loire in einer Randklimazone für Weinbau, die Loire zählt aber neben der Champagne, dem Elsass, Jura, Savoyen und Lothringen zur EU-Weinbauzone B (wie Baden als einziges Gebiet in Deutschland). Sicherlich wirken die vielen Nebenflüsse mäßigend, dennoch ist das Klima an der Loire generell eher kühl und die Trauben gelangen mitunter nur mit großer Mühe zur Reife, haben also durchweg eine kräftige Säure. Die besten Weinberge sind daher idealerweise nach Süden ausgerichtet, meist in der Hangmitte und dem Fluß zugewandt, der Wärme und Licht reflektiert.
Aufgrund der häufigen Niederschläge können Pilzkrankheiten ein Problem sein. Wechselnde Wetterbedingungen können außerdem zu sehr unterschiedlichen Jahrgängen führen. Um reife Trauben zu erhalten und Jahrgangsunterschieden vorzubeugen ist ein gutes Laubwandmanagement erforderlich.
Obwohl es insgesamt eher kühl ist, sind die Unterregionen des Loire-Tals doch jeweils unterschiedlichen klimatischen Bedingungen ausgesetzt. So liegt beispielsweise die Region Obere Loire (Centre) weit im Binnenland, wo ein kühleres kontinentales Klima herrscht. Im Nantais nahe der Küste wiederum herrscht ein maritimes Klima – etwa ab Anger, wo es viel regnet (820 Millimeter pro Jahr) und Spätfroste drohen -, während es im Anjou etwas wärmer und trockener ist, auch wegen des steinigen Bodens, der die Wärme gut speichert. In der Touraine hingegen liegen vornehmlich Feuchtigkeit speichernde Tonböden und es herrscht ein kühles, feuchtes Klima.
Boden
Etwa zwischen Anjou und Saumur treffen zwei Bodenschichten aufeinander:
- Granit und Schiefer im Westen: hier endet das Massif Armoricain aus der Bretagne, die ursprünglich eine Insel war. Granit ist eine sehr alte und harte Gesteinsformation, die sich gebildet hat, als die Bretagne aufs Festland geschoben wurde.
- Kalk im Osten (Saumur, Touraine, Centre): das Pariser Becken (Bassin Parisien) aus Kalk (Kreide) hat sich später aus Muschelkalk-Ablagerungen gebildet (ursprünglich war hier ein Meer) und sorgt für einen guten Wasserabzug. Ein hoher Kalkgehalt im Boden bedeutet ein hoher Säuregehalt im Wein – wie beispielsweise auch in der Champagne.
Rebsorten
Aus 24 zugelassenen Rebsorten werden 41 Prozent Weißwein, 27 Prozent Rosé, 19 Prozent Rotwein und 13 Prozent Crémant gemacht (insgesamt 270 Millionen Flaschen). Die wichtigsten Rebsorten sind:
- Sauvignon Blanc (Sancerre, Pouilly-Fumé)
- Chenin Blanc (Vouvray, Anjou, Saumur)
- Melon Blanc (Muscadet)
- Cabernet Franc (Chinon, Bourgueil)
- Gamay (Châteaumeillant)
- Pinot Noir (Rosé Sancerre)
- Grolleau (für Rosé d`Anjou, der ansonsten aus mindestens dreißig Prozent Cabernet Franc und/oder Cabernet Sauvignon besteht)
Obere Loire (Centre)
Die Unterregion Obere Loire (Centre) hat 5.500 Hektar Rebfläche und insgesamt acht Appellationen. Sie wird bewirtschaftet von etwa 670 Winzern, 390 Weingütern, fünf Weingenossenschaften und 30 Weinhändlern. Hier wird hauptsächlich Weißwein gemacht (80 Prozent) und das heißt Sauvignon Blanc, etwa in den Appellationen Sancerre, Pouilly-Fumé und – etwas günstiger – in der AOP Menetou-Salon. Rotwein (15 Prozent) aus Gamay entsteht in den beiden AOPs Chateaumeillant und Coteaux-du-giennois, wo sich Böden wie im Beaujolais finden. Der Sauvignon Blanc von hier hat einen eher zurückhaltenden Stil (keine übermäßigen kräuterwürzige oder fruchtige Noten). Vergoren wird er gewöhnlich im großen Holzfass, was für relativ hohe Gärtemperaturen sorgt und sich reduzierend auf die Säure auswirkt.
Die Weinberge in den 14 Dörfern und drei Weilern der 2.900 Hektar großen AOP Sancerre – mit der berühmten Gemeinde Chavignol – liegen auf weißen Kalksteinböden mit hohem Tonanteil, sogenannten „terres blanches“ aus Kimmeridgium-Mergel, die eher robuste Erzeugnisse liefern mit reichlich Säure. Dieser Kalkboden, der für guten Wasserabzug sorgt, ist aber immer wieder mit Kies vermischt, der für Fruchtigkeit sorgt und den Wein etwas raffinierter macht. So ergibt sich ein trockener, gewichtiger Sauvignon Blanc mit frischer Säure und Aromen von grünem Apfel und nassen Steinen.
Viele Weinberge in der 1.450 Hektar großen AOP Pouilly-Fumé liegen tiefer als die von Sancerre, die sich zwischen 200 und 350 Meter Höhe um die Hügelstadt ziehen. Die meisten Spitzenlagen sind nördlich der Stadt anzutreffen, wo die Böden einen hohen Anteil Feuerstein (Silex) haben, der alterungsfähige, mineralisch-würzige, fast scharfe Sauvignon Blanc erbringt mit einer charakteristisch rauchigen, flintigen Note.
Touraine
In der Touraine liegt Kimmeridge-Kalk, ein etwas härterer Kalk als der Tuff weiter westlich. Angebaut wird auch hier – wie in Centre – hauptsächlich Chenin Blanc und Sauvignon Blanc, auch als generische Appellation (AOP Sauvignon de Touraine). Die Weine aus der Touraine sind oft weniger konzentriert als ihre Pendants aus den berühmteren Appellationen und zeigen oft einen einfachen, fruchtigen Stil. Rotweine aus der Touraine sind aus der Gamay-Rebe.
In der AOP Vouvray östlich von Tours werden Still- und Schaumweine aus der Chenin-Blanc-Rebe erzeugt, ebenso in der AOP Montlouis-sur-Loire.
Chenin Blanc ist etwas körperreicher als Sauvignon Blanc, insgesamt aber dennoch ein leichter Wein mit mittlerem Körper, Süße und viel Säure. Er zeigt Aromen von grünen Früchten, Zitrus und mitunter auch tropischen Früchten sowie leichte Kräuterwürze (Blätter). Im Gegensatz zu Sauvignon Blanc – die die besten Weine der Tourraine hervorbringt – ist Chenin Blanc keine aromatische Rebsorte.
Eine Besonderheit von Chenin Blanc ist der unterschiedliche Reifegrad der einzelnen Beeren innerhalb einer Traube. Deshalb sind mehrere Lesedurchgänge nötig, um unreife Trauben zu vermeiden.
Weine von Chenin Blanc können trocken oder süss, Still- oder Schaumweine sein. Die Art des jeweiligen Stils hängt direkt vom Reifegrad der Trauben bei der Ernte ab. Unterschieden wird in Vouvray zwischen:
- trocken (sec)
- halbtrocken (sec-tendre)
- lieblich (demi-sec)
- süß (moelleux)
Für Schaumweine verwendet man gerade eben reife Trauben (mit einem Zuckergehalt für zehn bis elf Volumenprozent Alkohol), für trockene, mittelsüße und süße Stile sind zunehmend reifere Beeren vonnöten, auch rosinierte oder edelfaule. (Aber auch trockene mit Restzucker.)
Klima wie auch Boden können sich stark auf den Stil von Chenin-Blanc-Weinen auswirken. In Vourvray halten sich atlantische und kontinentale Einflüsse die Waage und das Wetter (damit auch die Reife des Leseguts) variieren von Jahr zu Jahr. Das insgesamt aber eher kühle Klima und die Tonböden sorgen für eher leichte bis mittelschwere, frisch-fruchtige und florale Weine (selten mit Eicheneinfluß).
In der AOP Montlouis-sur-Loire herrschen ähnliche Bedingungen. In der Appellation gegenüber von Vouvray fehlen jedoch die geschützten Südlagen, wie man sie in Vouvray direkt an der Loire antrifft. Der Boden ist etwas sandiger, der Wein daher etwas leichter und weniger intensiv.
Aus der Touraine stammen außerdem die bekanntesten sortenreinen Weine von Cabernet Franc in Frankreich, seit sich Kardinal Richelieu im 17. Jahrhundert persönlich für die Rebsorte einsetzte. Das gilt insbesondere für die beiden Appellationen Chinon und Bourgueil in Anjou-Touraine, wo die früh blühende und reifende Sorte gut an die Bedingungen angepaßt ist: AOP Chinon ist geprägt von sandigen, kieseligen Böden am südlichen Ufer der Loire – hier entsteht ein eher leichter, frisch-fruchtiger und früh trinkreifer Chinon mit wenig Tannin, während an den Südhängen am nördlichen Ufer der Loire, in der AOP Bourgueil, Kalk–Ton-Böden vorherrschen, die für mehr Körper, Struktur und Tannin sorgen und wo leicht mineralische Cabernet Francs entstehen, die bisweilen in großen Eichenholzfässern ausgebaut werden.
Cabernet Franc hat sehr kleine Beeren mit einer dünnen Schale, die in einem engen Zeitfenster ihre optimale Reife erlangen. Für die Winzer ist das mitunter eine Herausforderung – für die Lese bleibt dann oft nicht viel Zeit. Liest man ihn jedoch zu früh, hat er noch grasige Noten, danach allerdings verliert sie schnell an Geschmack. Dass Cabernet Francs an der Loire aber ausreift, beweist, dass die Rebsorte an sich robust ist und eher weniger Ansprüche an das Klima stellt. Zwar bevorzugt er ein ausgeglichenes und eher gemäßigtes Klima, kommt aber auch mit den kühleren Temperaturen hier gut zurecht. Gleichwohl braucht Cabernet Franc dann zur Sonne hin exponierte Hanglagen, um voll ausreifen zu können.
Auf den hier vorherrschenden kargen kalk– und sandhaltigen Böden entfalter er sein intensivstes Aroma. Das heißt Weine von Cabernet Franc haben bisweilen wenig Körper und Tannin, aber eine gute Säure und lebhafte, fruchtige und florale Noten bei voller Reife, die er auf warmen Böden mit guter Entwässerung erlangt. Ansonsten können aber auch kräuterige Aromen hervortreten. Insgesamt handelt es sich bei Cabernet Francs meist um ausgesprochen elegante Weine.
Anjou-Saumur
Die Appellationen Anjou und Saumur haben ein ähnliches Klima und ähnliche Böden wie Vourvray weiter östlich. Der Ruf von Saumur gründet sich auf Schaumweinen von Chenin Blanc, während Anjou bekannt ist für trockene Weine, die oft (aber nicht immer) in neuen Barriques reifen.
Im westlichen Teil von Anjou-Saumur liegen die AOP Coteaux du Layon. Das im Vergleich zur Touraine relativ warme und trockene Klima bringt Weine mit großer Reife und vollem Körper, Süße und wenig floralem Stil hervor. Die Reben wachsen im geschützten Tal des Flusses Layon an exponierten Süd-Südwesthängen, die der Sonne ausgesetzt sind, was den Zucker in der Traube konzentriert. Außerdem bildet sich durch den Fluß leicht Edelfäule – insbesondere in Quarts de Chaume und Bonnezeaux (beide Grand Cru) entstehen so die besten Süßweine der Region.
Die AOP Savennières liegt nördlich der Loire auf steilen Südhängen. Auch hier wächst Chenin Blanc in einem körperreichen Stil. Durch die Luftzirkulation bildet sich keine Edelfäule, dafür wird eine Spätlese begünstigt.
Nach der Champagne ist das Loire-Tal das größte Zentrum der Schaumweinherstellung. Neben Vouvray ist insbesondere die AOP Saumur in diesem Zusammenhang wichtig. Verarbeitet wird insbesondere Chenin Blanc, aber auch Chardonnay (bis zu zehn Prozent) und Cabernet Franc. In Saumur herrscht eine ähnliche Situation wie in der Champagne: auch hier findet sich vornehmlich Kalk im Boden.
Höherwertiger als Schaumwein der AOP Saumur ist jener aus Saumur-Champigny und auch aus der AOP Crémant de Loire, die geografisch weniger eng umschrieben ist und deren Weine wesentlich feiner sind.
Nantais
Das Pays Nantais ist das Anbaugebiet der Bretagne. Der hier produzierte Wein heißt AOP Muscadet und besteht aus der Rebsorte Melon de Bourgogne (oder auch Melon Blanc), einer Schwester der Chardonnay. Melon Blanc reift früh und ist – angesichts der drohenden Spätfroste wichtig – frostbeständig, eignet sich also gut fürs kalte Klima. Er hat eine leichte, neutrale Frucht, hohe Säure und ist dabei körperreich.
Muscadet wird in unterschiedlichen Appellationen erzeugt, wobei die AOP Muscadet das ganze Gebiet abdeckt. Mengenmäßig am meisten produziert wird in der AOP Muscadet Sèvre et Maine. Alle Weine dieser Appellation (69 Prozent der Gesamtproduktion) sind trocken mit mittlerem Alkoholgehalt (maximal zwölf Volumenprozent). Früher wurden die Weine im Holzfaß vergoren, heute benutzt man auch Beton und Edelstahl. Muscadets zeichnen sich durch eine betonte Säure, einen schlanken Körper, sowie Aromen grüner Früchte aus. Sie sollten jung getrunken werden und passen gut zu Garnelen, Austern und Miesmuscheln.
Anbauflächen für Melon Blanc stehen dicht gedrängt auf Hügeln von unterschiedlicher Geologie, vorherrschendes Gestein aber ist Gneis und Granit (wie oft in der Bretagne).
Eine Besonderheit des Nantais ist der AOP Muscaded Sèvre et Maine sur lie: Dieser Wein verbringt den Winter nach der Lese (bis zum 1. März) auf dem Hefesatz und wird im Frühling darauf abgefüllt. Er zeichnet sich durch eine vollere Textur aus und wird direkt von der Hefe in die Flasche abgefüllt.