Neuseeland ist eine Inselgruppe zwischen der Tasmanischen See und dem Pazifik, die erst vor etwa 1.000 Jahren von den Maori, einem Pazifikvolk, besiedelt wurde. Sie bildet das Ende des sogenannten Pazifischen Feuerrings, einer 40.000 Kilometer langen Vulkankette, die den Pazifik auf drei Seiten umrahmt. Die riesigen Erdplatten des Pazifik schieben sich unter die Kontinente und entfalten zerstörerische Kräfte: Rund 90 Prozent aller Erdbeben weltweit haben ihren Ursprung in dieser Zone, in der auch zwei Drittel der insgesamt knapp 1.400 aktiven Vulkane zu finden sind (da ihr Ausbruch weniger als 10.000 Jahre zurückliegt).

Weinbau
Weinbau hat in Neuseeland keine lange Tradition – überhaupt beginnt die Urbarmachung der Nord- und Südinsel Neuseelands erst ab 1840, als der Inselstaat zur britischen Kronkolonie wird. Aber noch 1960 betrug die Gesamtrebfläche nur 390 Hektar, Weinberge gab es nur auf der Nordinsel in Auckland und Hawke`s Bay. Erst ab den 1970er Jahren wurden sukzessive neue Anbaugebiete erschlossen. Um 1980 standen in Marlborough auf der Südinsel 800 Hektar unter Reben bei einer Gesamtrebfläche von etwa 5.600 Hektar, dann folgten Canterbury und Central Otago.
Inzwischen verfügt Neuseeland über Gesamtrebflächen von 37.000 Hektar und produziert 3,2 Millionen Hektoliter Wein pro Jahr. Das sind zwar nur etwa ein Prozent der Weltproduktion, davon aber zwei Drittel exportiert, insbesondere über den größten Hafen des Landes in Auckland (Neuseeland lebt vom Export). Insgesamt gibt es um die 700 Weinproduzenten, viele Winzer jedoch haben zwar eine Marke, aber keine eigene Kellereianlage. (Premiumerzeuger sind unter anderem „Dry River“ in Martinborough und „Felton Road“ in Central Otago.)
Ansonsten gibt es in Neuseeland – ähnlich wie in Australien und überhaupt in der sogenannten Neuen Welt – keine gesetzlichen Regelungen für die Weinherstellung, das heißt erlaubt wäre im Hinblick auf die Weinbereitung fast alles: Säuerung, Chaptalisierung et cetera. Allerdings ist es der Branche im Land ein wichtiges Anliegen, die Auswirkungen der Weinbergbewirtschaftung wie auch der Kellertechniken auf die Umwelt zu reduzieren. Um die Erzeuger bei der Erreichung dieser Ziele zu unterstützen, hat die Initiative „Sustainable Weingrowing New Zealand“ entsprechende Standards formuliert (Pilzbekämpfung, Verpackung et cetera.).
Geografie
Seit etwa 80 Millionen Jahren bewegt sich Neuseeland in Richtung Norden, weshalb hier die australische und die pazifische Platte aufeinander treffen und sich stetig gegeneinander verschieben: Die australische Platte schiebt sich nach Osten unter die Pazifische Platte – etwas weiter nördlich, in Indonesien stoßen sogar vier tektonische Platten aufeinander – und diese Verschiebungen sind auch für den Vulkanismus in Ozeanien verantwortlich.
Der Pazifische Feuerring verläuft Mitten durch Neuseeland: die pazifische Platte wird hier unter Neuseeland gedrückt und schmilzt. Dieses geschmolzene Material wird dann an die Oberfläche gedrückt und erhöht so die vulkanische Aktivität. Dieser Prozess verläuft so rund um den Pazifik: die Erdplatten schieben sich untereinander, dabei schmelzen sie und lassen die vielen Vulkane rund um den Pazifik entstehen, die regelmäßig ausbrechen. Und das läßt das Land einfach nicht zur Ruhe kommen: „Aotearoa“, „Das Land der großen weißen Wolke“, heißt Neusseland deshalb in der Mythologie der Maori.
Gleich mehrere tektonische Verwerfungslinien durchziehen die beiden neuseeländischen Inseln von Norden nach Süden, was sich auf der Nordinsel beispielsweise bei der 23 Kilometer breiten Caldera in Rotorua anhand von heiße Quellen und Geothermalgebieten bemerkbar macht (fast ein Viertel des neusseeländischen Stroms wird durch Geothermie erzeugt). Ansonsten führen die geologischen Verwerfungen in Neuseeland zu etwa 20.000 Erdstösse pro Jahr und dazu, dass sich das Gelände an manchen Stellen jeweils um etliche Zentimeter pro Erdstoß anhebt (das letzte große Erdbeben war im Jahr 2016). So gelangt immer wieder fruchtbarer vulkanischer Boden aus dem Erdinneren an die Oberfläche, die zu der vulkanischen Erde vergangener Vulkanausbrüche dann noch hinzukommt.
Die tektonischen Gegebenheiten führen aber nicht nur zu Erdbeben, sondern haben auf der Südinsel auch zur Entstehung der neuseeländischen Südalpen (Southern Alps) geführt, die sich wie ein Rückgrat über die Insel ziehen. Sie sind geologisch ähnlich jung wie das Himalayagebirge – und auch sie entstanden in einer Grenzregion zweier Kontintalplatten. Den Namen „Südalpen“ haben sie von James Cook, der dort als erster die Berge kartierte. 23 ihrer Gipfel sind über 3.000 Meter hoch und wachsen unablässig weiter, darunter der mit 3.724 Metern höchste Berg Neuseelands: der Aoraki (Mount Cook), was soviel wie „Wolkenstecher“ bedeutet. Die andauernden tektonichen Verschiebungen lassen die Südalpen jährlich um etwa einen Zentimeter wachsen – Erosion trägt das Gebirge aber ebenso schnell wieder ab.
Die Klimaerwärmung macht sich hier vor allem auf der Ostseite der Südalpen bemerkbar, wo bereits 80 Prozent der ursprünglichen Gletschermasse weggeschmolzen sind. Gletscher transportierten feinen Löss ins Tal und sorgten dort für mineralreiche Lössböden, die sich auch ideal für Weinbau eignen. Viele der Gletscher in Neuseeland sind allerdings nur sogenannte Kar-Gletscher, die auf schattigen Hängen entstanden, wo viel Schnee liegen bleibt, aus dem ein meist nur kurzer Gletscher wurde (bis auf zwei Ausnahmen enden alle neuseeländischen Gletscher oberhalb der Baumgrenze), der das Kar – also die Mulde im Berghang – immer weiter vertieft. Wenn das Eis schmilzt, bleibt der sogenannte Kar-See zurück, der sich aufgrund seiner wärmespeichernden Eigenschaften mild auf das Klima auswirkt.
Mit der Klimaerwärmung hängt auch zusammen, dass es in der Region immer weniger schneit und stattdessen mehr regnet, wodurch die Gletscher noch schneller schmelzen: Ein großer Teil des Wassers, das nicht nur die Talbewegung der Gletscher enorm beschleunigt, ist nicht nur das Schmelzwasser, sondern kommt auch von oben: der Vorherrschende Westwind sorgt dafür, dass viele Wolken sich hier abregnen (durchschnittlich fallen etwa drei Meter Regen pro Jahr – fast vier Mal soviel wie in Deutschland).
Als einzige große Bergkette neben den chilenischen Anden stehen die Südalpen im Weg der starken Luftströmungen über den Südozeanen. Wenn die Luft diese Barriere überwinden muss, verliert sie Wärme und Feuchtigkeit. Es regnet also oft und viel in diesen Bergen – davon profitiert zwar der reiche Pflanzenbewuchs weiter unten – all das aber hat dazu beigetragen, dass in den letzten vier Jahrzehnten etwa ein Drittel der Gletschermasse Neuseelands geschmolzen ist.
Die Böden in Neuseeland sind in der Regel durchlässig, Staunässe kommt nicht auf. Allerdings waren die jungen vulkanischen Böden lange von Regenwald bedeckt und sind besonders im flachen Gelände mitunter übermäßig fruchtbar und erbringen einen hohen durchschnittlichen Ertrag von etwa zwölf Tonnen pro Hektar. Übermäßig stark wachsen auch die Triebe und Blätter. Um dieser Wüchsigkeit der Reben zu begegnen, haben sich die neuseeländischen Weinbauern zu Meistern im Einsatz von Unterstützungssystemen und anderen Maßnahmen des Laubdachmanagements entwickelt. (In den 1980er Jahren wurden sie vor allem durch den staatlichen Weinbauexperte Dr. Richard Smart eingeführt.)
Klima
Die Weingärten Neuseelands sind auf einige Zentren an den Küsten verteilt, nur Central Otago auf der Südinsel liegt im Landesinneren (und ist das südlichste Weinbaugebiet der Welt). Insofern und aufgrund der isolierten Lage zwischen dem 35. und 45. Breitengrad mitten im Pazifik (Australien ist 1.900 Kilometer entfernt) herrscht überwiegend ein maritimes Klima, nur in Central Otago ist es eher kontinental. Grundsätzlich ist es auf der Südinsel eher kühl, auf der Nordinsel hingegen etwas wärmer.
Im Zusammenspiel von langen Sonnenstunden (sowie einer hohen UV-Strahlung aufgrund des Ozonlochs über Neuseeland), nächtlicher Kühlung durch Meeresbrisen und einer ausgedehnten Reifeperiode entwickeln die Trauben einen hohen Zuckergehalt und reife Aromen, ohne aber ihre Säure einzubüßen.
Die Weinberge der Südinsel befinden sich zumeist in der Osthälfte, wo sie durch die Berge der Südalpen in der Inselmitte vor regenführenden Westwinden geschützt sind. Dass dennoch viele Rebflächen ergiebigen Niederschlägen ausgesetzt sind, kann in der Reifungsphase zu Problemen führen. Auch entstehen so auf beiden Inseln Klimabedingungen, die fast alle kühler sind als ihre geografische Lage nahelegt (Central Otago befindet sich auf dem 45. Grad südlicher Breite, Bordeaux auf dem 45. Grad nördlich).
Auch die Wein-Monokulturen und die damit verbundene Rodung der Wälder haben dazu geführt, dass Winde keine natürliche Barriere mehr vorfinden. Dadurch kühlt sich die Region ab und auch die Frostgefahr hat zugenommen. Dem versucht man manchmal, insbesondere auf der Südinsel, mit Windrädern zu entgegnen, die zu Verwirbelungen zwischen kalter und wärmerer, etwas höherer Luft führen sollen.
Die Wetterextreme, die mit der Klimaveränderung verbunden sind, führen auch dazu, dass die Sommer länger und heißer werden. Das hat in Neuseeland ein eher außergewöhnliches Problem zur Folge: Schwärme von Vögeln, die die (reifen) Trauben fressen. Schon ein Schwarm von wenigen Hundert Staren, die hier verbreitet sind, kann innerhalb von kürzester Zeit eine Tonne Trauben fressen. Man versucht das mit gasbetriebenen „Knallmaschinen“ und mitunter auch mit dressierten Falken zu unterbinden, insbesondere aber setzt man auf Netze zum Schutz vor den zahlreichen Vögeln.
Rebsorten
Mit achtzig Prozent Weißweinanteil ist Neuseeland ein klassisches Weißweinland, und wie in Australien wird ein Großteil des Weines im Massenware-(Cask-)Segment verkauft. Seit den frühen 1990er Jahren, als der Westaustralier David Hohnen von Cape Mentelle in Marlborough seinen Markenwein „Cloudy Bay“ einführte, ist Sauvignon Blanc das Aushängeschild der neuseeländischen Weinindustrie: siebzig Prozent der Produktion gelten ihm.
Charakteristisches Merkmal der neuseeländischen Sauvignon Blancs ist der deutliche Anklang an Stachelbeere und Passionsfrucht sowie eine markante Säure, insbesondere bei Weinen von der Südinsel, während die aus dem Norden Noten tropischer Früchte offenbaren. Sie werden reaktionsneutral – also in Stahl – kühl vergoren, mitunter aber auch fassgereift, leicht Eichennoten zeigend (beispielsweise der „Cloudy Bay“).
Neben Sauvignon Blanc wird insbesondere im Norden (Gisborne, Hawke`s Bay), auch Chardonnay großflächig angebaut sowie die aromatischen Sorten Riesling, Gewürztraminer und Pinot Gris. Dank des trockenen Herbstklimas und kühler Nächte haben die Trauben bis zur Lese reichlich Zeit um ihre Aromen zu entwickeln.
Bei Rotwein gilt das Hauptaugenmerk dem Pinot Noir, speziell in Marlborough und Central Otego auf der Südinsel. Er macht insgesamt die Hälfte der Rotwein-Produktion aus, stellt aber hohe Ansprüche an seine Lage beziehungsweise an den Breitengrad (nördlich: Burgund und Oregon, südlich: Tasmanien, Otago). Ansonsten wird Merlot oft für Verschnitte mit Cabernet Sauvignon im Bordeaux-Stil verwendet (Hawke`s Bay, wo 21 Prozent des Rotweins angebaut wird). Geringe Bestände gibt es auch von Shiraz, die stilistisch eher den Rhône-Gewächsen ähnelt, als denen aus dem heißen Australien.
Weinregionen
Da es in Neuseeland kein Appellationssystem gibt, werden die Weinbauzonen in die Nord- und die Südinsel eingeteilt, insgesamt sind es, von Norden nach Süden, elf wichtige Weinanbaugebiete:
- Nordinsel
- Northland
- Auckland
- Waikato
- Bay of Plenty
- Gisborne
- Hawke`s Bay
- Wairarapa
- Südinsel
- Nelson
- Marlborough
- Wairan Valley
- Southern Vallex
- Awatere Valley
- Canterbury
- Waipara
- Central Otago
Nordinsel
Northland
Neuseelands Weinbau nahm 1819 ganz im Norden, in Northland, seinen Anfang: Hier stand tatsächlich der erste Weinberg, obwohl das regnerische und feuchte Gebiet für den Rebbau wenig geeignet erscheint. Dennoch versucht eine wachsende Zahl von Betrieben hier mit Chardonnay und Pinot Gris sowie Shiraz das Gegenteil zu beweisen.
Auckland
Ebenfalls im Norden befindet sich Auckland, wo sich noch immer viele der traditionellen Kellereien befinden, die Traubengut aus dem gesamten Land verarbeiten. Auckland selbst ist geprägt vom warmen und regnerischen subropischen Klima. Es ist das nasseste Gebiet in Neuseeland (trotzdem haben sich hier Siedler aus dem kroatischen Dalmatien niedergelassen und den Weinbau eingeführt). Wie in Australiens Hunter Valley filtert eine Wolkendecke zu intensive Sonnenstrahlung und sorgt für gleichmäßige Reifebedingungen. Probleme indessen bereiten Fäulnis und Pilzerkrankungen sowie Regen zur Lesesaison. Chardonnay, Merlot und Shiraz sind die meistangebauten Sorten. Und während hier viel Regen fällt, fehlt der in den Wiheke Island, gleich im Osten gelegen, das für Bordeaux-Trauben geeignet ist und Shiraz.
Waikato und Bay of Plenty
Südlich von Auckland sind die weniger bekannten Gebiete Waikato und Bay of Plenty mit insgesamt 150 Hektar. Sie erzeugen solide Weine aus Trauben, die sie aus anderen Gegenden beziehen. Auch hier fällt viel Regen.
Gisborne
Gisborne an der Ostküste der Nordinsel besitzt einen zweiten Namen: Poverty Bay („Bucht der Armut“). Sie wurde von den Abfüllern zuerst leer gekauft und dann aufgegeben. Ihre Vorzeigetraube Chardonnay ist heute nicht mehr so gefragt wie der weiter südlich angebaute Sauvignon Blanc, zeigt hier aber markante Aromen tropischer Früchte. Das Wetter in der Mündungsebene nahe der Stadt Gisborne selbst ist geprägt von Regen, zugleich aber sind während der Wachstumsperiode hohe Temperaturen und lange Sonnenstunden zu verzeichnen, die gemeinsam mit den Lehmböden dafür sorgen, dass hier zwei bis drei Wochen vor Hawke`s Bay gelesen werden kann. Zudem entstehen reichhaltige Gewürztraminer, blumiger Semillon sowie Merlot und Malbec.
Hawke`s Bay
Hawke`s Bay liegt ebenfalls an der Ostküste der Nordinsel in einem flachen Mündungsgebiet. Sie ist das wärmste aller wichtigen Anbauzentren und hat die meisten Sonnenstunden. In der Ausdehnung ihrer Rebflächen nur von Marlborough übertroffen, hat sie eine bemerkenswerte Vielfalt an Böden, Ausrichtungen und Höhenlagen zu bieten, die zusammen mit dem warmen Klima ein ideales Terroir für Rotwein-Anbau darstellen, insbesondere für Bordeaux-Verschnitte von Merlot und Cabernet Sauvignon sowie Shiraz. Aber erst Ende der 1990er Jahre wurde verstanden, die Vielfalt der Böden richtig zu nutzen: Es besteht eine Mischung aus fruchtbarem Schwemmland– und kargen Kiesböden, wobei Schluff, Lehm und Kies unterschiedliche Wasserspeichervermögen haben. Die besten Lagen befinden sich auf nährstoffarmen Böden, konkret auf einem 800 Hektar großen Areal aus tiefgründigem Kies nordwestlich von Hastrup, sogenannter Gemblett-Gravel oder Twyford-Kies. Hier gedeiht der frühreife Merlot etwa zu gleichen Teilen wie die nicht immer ausreifende Cabernet Sauvignon. Zwei Drittel aller Shiraz-Rebstöcke stehen in Hawke`s Bay.
Martinborough
Ganz im Süden der Nordinsel befindet sich das Weinbaugebiet Wairarapa mit der Subregion Martinborough, das geradezu weltberühmt für seine Pinot-Noir-Weine ist. Wairarapa erstreckt sich nordöstlich von Wellington jenseits der Berge in deren Regenschatten. Hier liegen die Temperaturen niedriger als in andern Anbauregionen auf der Nordinsel, dafür sind die Herbstmonate sehr trocken. So haben über sechzig Kellereien die Chance burgunderähnliche Pinot Noirs zu bereiten. Sie profitieren außerdem von den erheblichen Tag-Nacht-Temperaturunterschieden (auch in den sehr heißen Sommermonaten). So entstehen kraftvoll-pflaumige, würzige Weine, aber auch schlanke wie in Burgund eben. Und auch die Struktur im Weinbau ähnelt der von Burgund: Anders als in Marlborough bereiten die Weinbauern hier auch ihre Weine selber. Anstelle großer Erträge werden nur etwa fünf Tonnen pro Hektar gelesen. Die Herausforderung besteht darin, subtile Weine ohne zu hohe Reifegrade hervorzubringen, angesichts der relativ kühlen, trockenen und somit idealen Wachstumssaison für Pinot Noir.
Südinsel
Nelson
Auf der etwas kühleren Südinsel jenseits der Cookstraße, die die Nord- von der Südinsel teilt, liegt westlich von Marlborough die Region Nelson. Sie hat etwa so viel Anbaufläche wie Wariarapa auf der Nordinsel ist aber kühler und hat mehr Niederschlag. Ihre Weinberge verteilen sich über die Südwestküste der Tasman Bay. Sie stehen auf Tonböden entlang den Hängen der Montere Hills und auf reichen Schwemmlandböden. Erzeugt wird frischer, kräuteriger Sauvignon Blanc sowie kräftiger Chardonnay, aber auch Pinot Gris und Riesling.
Marlborough
Marlborough an der Nordspitze der Südinsel ist mit Abstand das bedeutendste Weinbauzentrum Neuseelands: Mit etwa 23.000 Hektar liegen etwa sechzig Prozent der Weingärten des Landes hier (aber erst seit 1973 hat es diese Bedeutung). Etwa 150 Weinerzeuger gibt es hier, die sich hauptsächlich dem Anbau von Sauvignon Blanc widmen. Die Anbauflächen konzentrieren sich hauptsächlich in folgenden benachbarten Mündungstälern:
- Wairan Valley (45 Prozent der Gesamtproduktion entstehen hier, in dem etwas wärmeren Tal)
- Southern Valley Zone (25 Prozent)
- Awatere Valley (30 Prozent, etwas kälteres Tal)
Das Wairan Valley, ist mit seinen langen Sonntagen klimatisch mit Martinborough zu vergleichen, allerdings ist seine Landschaft sehr abwechslungsreich. Bemerkenswert sind vor allem die am Südende des weiten Tals abzweigenden Seitentäler, mit Lehm im Tal und Kiesel am Hang, die den Weinbauern eine Reihe unterschiedlicher Ausrichtungen und Höhenlagen bieten. Was die Weinregion so besonders macht, ist auch die ungewöhnliche Kombination aus langen Tagen, kalten Nächten, hellem Sonnenschein und (in guten Jahren) trockenen Herbsten. Bei niedrigen Temperaturen ist ein verregneter Herbst fatal, hier jedoch kann man die Trauben meist (aber nicht immer) langsam an der Rebe reifen und Zucker aufbauen lassen, ohne dass sie die Säure verlieren, die die Weine Neuseelands auszeichnet.
Der Namengeber des Weiran Valley, der Weiran River, spült Lehm ins Meer, deshalb ist die Bucht dort sehr trübe – und so selber Namensgeber für den Wein: „Cloudy Bay“. Ansonsten zermahlen auch die zahlreichen Gletscher der Südalpen die Felsen auf ihrem Weg ins Tal zu feinstem Steinmehl. Wenn sie abschmelzen, bleibt dieses Steinmehl im Wasser und trübt es zunächst grau ein. Der Gesteinsstaub verändert die Lichtbrechung im Wasser, sodass grosse Gewässer auf der südinsel oft türkis erscheinen.
Am stärksten ausgeprägt sind die Tag-Nacht-Temperaturunterschiede im etwas trockeneren, kühleren und windigeren Awatere Valley, das auch etwas kleiner ist. Dank künstlicher Bewässerung und Neupflanzungen ist es in den letzten Jahren enorm gewachsen und wäre nach Weiran die zweitgrößte Region des Landes – noch vor Hawke`s Bay. Sowohl Austrieb als auch Lese finden später statt als am Talboden des Weiran Valley. Dafür sind die Sommer heiß und lang. Die Sauvignon Blancs von hier bringen mehr Säure und einen ausgeprägt kräuterwürzigen Einschlag mit Chardonnay und Pinot Noir werden auch zur Schaumweinproduktion verwendet.
Wie im Wairan Valley liegt die entscheidende Besonderheit auch hier im Erdreich: An manchen Stellen liegt der Grundwasserspiegel gefährlich hoch und die besten Lagen auf diesen jungen, steinigen Böden insbesondere im Norden liegen auf durchlässigem Lehm über Kies, der einst das Flussbett bildete. Etablierte Stöcke haben tiefe Wurzeln, aber junge Reben müssen im trockenen Sommer bewässert werden. Im Süden liefert Pinot Noir auf den höher gelegenen Tonböden ihre blumigsten, vollsten und geschmeidigsten Weine. Auch Riesling und Pinot Gris gedeihen hier gut. Viele Sauvignon-Blanc-Erzeuger verschneiden ihre Trauben aus verschiedenen Klimazonen und unterschiedlichen Böden. Auch biologischer Säureabbau (BSA) und Holzeinsatz werden genutzt.
Canterbury
Das weite Hinterland von Christchurch, der Hauptstadt der Südinsel, trägt den Namen Canterbury. Als Weinregion folgt es einem ganz anderen Kurs als der Rest Neuseelands und produziert einige der burgunderartigsten Pinot Noirs des Landes. Die Region ist kühl – zu kühl für Bordeaux-Trauben. In der Ebene macht sich der kalte Einfluß des Pazifiks deutlich bemerkbar, gleichzeitig bringen jedoch Nordwestwinde leichte Wärme und auch lange, trockene Sommer und konstante Winde sind hier die Regel. Sie halten die Reben gesund. Wasser ist hingegen rar und Bewässerung unerläßlich.
Waipara
Die Ebenen südlich von Christchurch – der eine Weinbauschwerpunkt – sind den Winden stark ausgesetzt. Das andere Gebiet ist das Hügelland Waipara nördlich von Christchurch, das durch eine Reihe von Hügeln gegen den Ozean abschirmt ist und so gegen scharfe Ostwinde geschützt ist. Die Southern Alps schützen ebenfalls. Schluffboden über Kies, teils mit einer dünnen Lösschicht bedeckt, prägt die Ebenen, Waipara hingegen findet sich ein Lehmboden mit Ton- und Kalksteineinlagerungen. Sauvignon Blanc und Pinot Noir sind die meistkultivierten Sorten, oft in biologischem Anbau, allerdings macht sich die Klimaerwärmung auch hier in Form von häufiger auftretendem Hagel bemerkbar.
Central Otago
Central Otago – in Neuseeland kurz „Central“ genannt – ist eines der südlichsten Anbaugebiete der Welt. Es liegt am 45. Breitengrad, nur 4.000 Kilometer vom Südpol entfernt. Central Otago liegt mitten im Landesinnern in den Ausläufern der Southern Alps. Die ersten Weinreben wurden hier zwar bereits 1864 angebaut, bis 2012 ist die Anbaufläche aber nur auf insgesamt 200 Hektar angewachsen, die von 14 Weinbauern bewirtschaftet wurden. Inzwischen sind es über 1.500 Hektar, die nun von fast 120 Winzern kultiviert werden. Angebaut werden vornehmlich Burgundersorten, befindet sich Otago doch auf dem Schieferboden weltweit – einem mineralreichen Boden, ideal für Pinot Noir.
Der eigentliche Anbaubereich erstreckt sich über ein weites Gebiet mit unterschiedlichen Bedingungen. Im Gegensatz zum Rest Neuseelands herrscht hier kontinentales Klima mit heißen Sommern, einem kurzen Herbst und kaltem Winter. Im Frühjahr und Herbst drohen, wie im nördlichen Europa, Fröste. Ausserdem reift in kühleren Bereichen (wie Gibston) manchmal sogar die frühreifende Pinot Noir nicht ganz aus, bevor der Winter hereinbricht. Die Sommer jedoch sind sonnig aber kurz, doch trocken. Und obwohl die Sommersonne mit extremer Intensität scheint, erhalten verläßlich kalte Nächte die nötige Säure in den Beeren. Das Ergebnis sind klare Fruchtaromen und so hohe Reifegrade, daß Weine selten unter 14 Volumenprozent haben. Dafür sind die Pinot Noirs direkt nach der Abfüllung gut trinkbar.