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Slowenien

Slowenien war 1991 die erste jugoslawische Teilrepublik, die sich unabhängig erklärte und deren Weine auch in Westeuropa vermarktet wurden. Auf 26.000 Hektar werden hier circa eine Million Hektoliter Wein pro Jahr produziert, drei Viertel davon Weißwein.

Die modernen Rebsorten wurden in Slowenien vom österreichischen Erzherzog Johann 1823 eingeführt. Er ordnete an, „alle edlen Weinsorten, die es gibt“ auf seinem Gut anzubauen. Dem folgten viele Winzer – 27.000 kleine Betriebe gibt es inzwischen.

Slowenien_Weinanbaugebiete

Geografie

Slowenien erstreckt sich von der Adria ostwärts bis zur pannonischen Tiefebene an der Grenze zu Ungarn. Seine Landschaft ist in Jahrmillionen entstanden und geprägt von weitläufigen Wäldern im Süden, der Adriaküste im Westen sowie der monumentalen Bergwelt an der Grenze zu Österreich im Norden. Hier befinden sich die Julischen Alpen, die aus mächtigen Bergen und steilen, schroffen Felswänden bestehen, die monumental über dem Land thronen, wie der Triglav, der mit 2.864 Meter der höchste Berg des Landes ist.

Der Triglav erhebt sich im Nordwesten Sloweniens, wo auch die Sava ihre Quellen hat, in einer 200 Millionen Jahre alte Landschaft, die vom Meer geformt und dann vom Wasser gestaltet wurde. Davon zeugt noch heute der Boka-Wasserfall, der wasserreichste in Slowenien, der hier über 100 Meter in eine Schlucht stürzt, die sich der Gebirgsfluss Boka ins Karstgestein gegraben hat. Der Wasserfall ist der wasserreichste, der die mächtigsten Schluchten schafft. Dabei ist der Boka nur ein Nebenfluss der Soča, die dann im benachbarten italienischen Friaul zum Isonzo wird. Die Soča ist einer der letzten noch weitgehend unberührten Alpenflüsse und wird wegen der leuchtenden Farben seines Wassers auch „Smaragdfluss“ genannt.

Während sich in den Bergwäldern der slowenischen Alpen im Norden des Landes inzwischen wieder der Luchs angesiedelt hat, leben allein in den wogenden Wäldern im Süden des Landes hunderte Braunbären. Hier beginnt das Dinarische Gebirge, das sich dann über 600 Kilometer über Kroatien der Adriaküste entlang nach Süden zieht, bis in den Norden Albaniens, wo dann die sogenannten Albanischen Alpen beginnen. In den Wäldern des Dinarischen Gebirges ist noch viel Wildes in seinem Ursprung erhalten geblieben. Forstwirtschaft wird hier nur sehr behutsam betrieben und so bleibt grundsätzlich viel moderndes Totholz liegen – Lebensraum für zahlreiche Arten. Ohnehin hat Slowenien mehr Urwälder als Österreich oder Deutschland – und gilt als das nachhaltigste Land der Welt.

Auch hier im Südwesten des Landes verbirgt sich unter den Wäldern ein facettenreiches, vom Wasser in Jahrtausenden geformtes Labyrinth. Slowenien ist eine Karstlandschaft – und verantwortlich dafür sind Kalkgestein und die formende Urgewalt des Wassers, das sich seinen Weg durch den Kalkstein bahnt: Denn „Karst“ ist durch Wasser geformter Kalkstein, wie uns das slowenische Wort bedeutet. Im porösen Kalkgestein versickern die Niederschläge schnell und so hat sich auch hier – ähnlich wie beim Skutarisee in Montenegro – ein unterirdisches hydrogeologisches System aus Wasserströmen gebildet, die sich in einer weltweit einzigartigen Karstebene vereinen. Dort bilden sie den größten See Sloweniens: den Zirknitzer See (Cerkniško jezero).

Der Zirknizer See hütet allerdings ein Geheimnis: er ist einer der größten Sickersees der Erde. Wenn der Regen ausbleibt, trocknet er innerhalb weniger Wochen aus und verwandelt sich eine bizarre Mondlandschaft. Das Wasser verschwindet aber nicht einfach, sondern entfaltet unterirdisch weiterhin seine Kraft: etwa zehntausend Höhlen wie beispielsweise jene in Postojna sind so in Slowenien entstanden und jedes Jahr werden weitere entdeckt. Sie zählen zu den artenreichsten Höhlen der Welt, nur hier in den Höhlen des westlichen Balkans lebt zum Beispiel der Grottenolm, ein im Wasser lebender, weißer Salamander.

Anbaugebiete

Je weiter man sich von der Küste entfernt, desto weniger spürbar sind die Mittelmeereinflüsse, stattdessen herrscht dann ein eher kontinentales Klima. Das gilt inbesondere für den Osten Sloweniens, wo sich auch das größte Weinanbaugebiet des Landes befindet. Insgesamt lassen sich in drei Regionen unterteilte Weinbaulagen mit insgesamt 14 Gebieten unterscheiden:

  • Primorska (an der Küste, grenzt an Friaul)
  • Posavje (an der Grenze zu Kroatien entlang der Save/Sava)
  • Podravje (an der Grenze zu Ungarn, entlang der Drau/Drava an der Grenze zu Österreich)
Primorska

Primorska verfügt über 6.500 Hektar und ist die westlichste Weinbauregion – mit Verbindungen ins italienische Friaul (der italienische Winzer Josko Gravner zum Beispiel arbeitet hier grenzüberschreitend). Die Sommer sind heiß, der Herbstregen setzt früh ein. Unter dem mediterranen Einfluß der Adria sowie kontinentalem aus den Alpen produziert man kräftige, aromatische Weine – zur Hälfte auch Rotweine, was eher ungewöhnlich für Slowenien ist.

Rebula (Ribolla Gialla) ist die dominante Weißwein-Sorte, beim Rotwein dominieren die Bordeaux-Sorten und Pinot Noir. Rebula eignet sich für den Stahltank genauso wie zur Reifung in Tonamphoren (und monatelange Hülsenmaischung). In Primorska wie auch im italienischen Friaul wird insgesamt aber eine große Bandbreite von verschiedenen Rebsorten angebaut, zum Beispiel auch der aromatische, vegetabile Sauvignonasse (im Friaul „Friulano“ genannt). Der Pinot Grigio ist charakter- und strukturreicher als beispielsweise im Veneto.

Die Region Vipava-Tal (Wippach) innerhalb von Primorska ist vor allem in höheren Lagen deutlich kühler. Das spiegelt sich sich in frischeren, leichteren und eleganteren Weinen wider, verglichen zu jenen der Region Brda im Norden, das nahtlos ins italienische Collio übergeht. (Ales Krstancic vom Weingut „Movia“ in Brda ist über die Landesgrenzen hinaus vielleicht der bekannteste Winzer Sloweniens. Er hat die dortige Weinwirtschaft beflügelt und von „natürlichen“ Weinbaumethoden überzeugt.)

Im slowenischen Teil der Adria, kaum vierzig Kilometer lang, ist das Meer seicht und nur um die 25 Meter tief (trotzdem ist es erstaunlich belebt). Wenn an wenigen Tagen im Jahr die Luft über der Adria kristallklar ist, liegt das an einem besonderen Wind: der Bora. Sie entsteht in den Alpen, fegt in den Süden – und sorgt für eine atemberaubende Sicht vom Meer bis zu den höchsten Gipfeln des Landes.

Rings um die größte Sandsteinküste der Adria, die steil in den Golf von Triest abfällt, liegt die slowenische Riviera. In ihrem Hinterland tritt ein weiteres Mal der Karst in Erscheinung: oberhalb von Triest liegt nämlich die Region Kras (Karst), ein Kalksteinplateau mit rotem, eisen- und mineralreichen Boden mit gutem wasserspeicherndem Vermögen, das bekannt ist für seinen dunklen, säuerlichen „Teran“ aus der roten Refosco-Terrano-Rebe („Teran“ ist der slowenische Name für den kalkhaltigen Terra-Rossa-Boden). Aus ihr wird in der Ortschaft Stanjel auch ein herber, erfrischender roter Schaumwein namens „Kraljevska penina“ („Königlicher Schaumwein“) in traditioneller Flaschengärung gemacht.

Podravje

Podravje ist mit 6.800 Hektar die größte und kontinentalste Weinregion Sloweniens. Sie unterteilt sich in die weitläufige Region Stajerska Slovenija und die kleine Region Prekmurje. Stajerska Slovenija (Untersteiermark) ist Sloweniens am weitesten von der Küste entfernte Region. Sie liegt südlich der österreichischen Steiermark und produziert ähnlich aromatischen Weißwein. Die Ortschaft Lemberg pri Smarju (Lemberg bei St. Marein) in Stajerska fungiert womöglich als Namensgeberin für den hauptsächlich in Württemberg „Lemberger“ genannten Blaufränkisch, der wohl auch von hier aus nach Deutschland exportiert wurde – und auch in der Region Posavje eine verbreitete Rebsorte ist.

Ansonsten aber kommen aus Podravje zu neunzig Prozent Weißweine, die reduktiv und kältevergoren im Stahltank entstehen. Traditionell enthielten viele Weine unvergorenen Zucker, heute sind die meisten trocken.

Nach Ljutomer ganz im Osten war der Welschriesling benannt, der in den 1960er- und 1970er Jahren in großen Mengen exportiert wurde und lange vorherrschend war (als Laski Rizling). Doch inzwischen bekommt Sipon (Furmint) mehr Aufmerksamkeit. Renski Rizling („Rhein-Riesling“) hat Potential. Radogna ist seit 1852 Sloweniens Hauptstadt des Schaumweins.

Posavje

Posavje liegt südlich von Podravje und hat 2.700 Hektar Rebfläche. Hier entstehen eher Cuvées aus lokalen Rebsorten wie beispielsweise dem würzigen Modra Frankinja (Blaufränkisch), der von langer Fassreife profitiert.

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