Weinglossar

Kroatien

Kroatien verfügt über eine Rebfläche von etwa 60.000 Hektar: Die Dinarischen Alpen, die parallel zur Küste verlaufen, teilen Kroatien in zwei Landschaftstypen: die wärmere Küstenregion und das an Ungarn grenzende, etwas kühlere Kontinentalkroatien im Nordwesten.

Kroatien_Weinanbaugebiete

Im Landesinneren, in Slawonien (Slavonija), wird hauptsächlich Weißwein angebaut, zum Beispiel Grasevina, Kroatiens Welschriesling, der ein Viertel der Produktion ausmacht. Das Weinbaugebiet liegt zwischen den beiden Donauzuflüssen Sava und Drava (Drau).

Die Donau streift Kroatien im äußersten Nordwesten auf nur 130 Kilometer Länge. In der Nähe der Mündung der Drau in die Donau, östlich von Osijek, entstand ein großes Delta. Das Naturreservat liegt genau im Dreiländereck Kroatien, Ungarn und Serbien – und ist mit einer Fläche von rund 23.000 Hektar eine der wichtigsten und größten Sumpflandschaften Europas. In dem großflächigen Gebiet mit zwei see, die mit Kanälen mit der Drau und der Donau verunden sind, leben über 2.000 verschiedene Tierarten, weshalb hier fürher Tito auch gerne zur Jagd ging. Seit 1976 allerdings ist es als Rückzugsort für die zahlreichen Tier- und Pflanzenarten geschützt. So kann man hier seither beispielsweise jedes Jahr im Frühling Millionen Frösche beobachten und vor allem hören.

Etwa fünfzig Kilometer die Donau flussabwärts liegt Vukovar, wo die Spuren des Kroatienkrieges noch heute sichtbar sind. Dieser Krieg spielte sich genau entlang der Donau ab – nur ein wenig weiter fließt sie dann durch Serbien und seine zwei größten Städte Novi Sad und Belgrad.

Das andere Weinanbaugebiet liegt an der Küste: hier unterscheidet man Istrien, das kroatische Küstenland (Primorje), Norddalmatien (Sjeverna Dalmacija), das Mittlere und Südliche Dalmatien (Srednjai Juzna Dalmacija) sowie das Dalmatische Hochland (Dalmatinska zagora). In allen wird viel Weißwein gemacht – an der Küste liegt aber auch der Ursprung der roten Tribidrag, die auch als Zinfandel beziehungsweise Primitivo bekannt ist.

In der Küstenregion dominieren Karst- beziehungsweise Kalkböden, aus denen die Reben viele Mineralstoffe ziehen können. Die kroatische Karstlandschaft entstand durch die Kombination von Kalkstein und Wasser, das sich seinen Weg durch das Gestein suchte: Im Laufe der Jahrtausende hat sich Wasser immer tiefer in die Kalkfelsen hineingefressen und sich in unterirdischen Flüssen gesammelt. Die Kohlensäure im Wasser hat dabei den Kalk aufgelöst und Calciumcarbonat auskristallisiert. Tropft dieses Wasser in unterirdische Grotten und Hohlräume, bilden sich manchmal Tropfsteinhöhlen mit ihren chrakteristischen Stalagmiten und hängenden Stalaktiten, ansonsten aber lagert sich der im Wasser gebundene Kalk auch an anderer Stelle wieder ab, wenn die unterirdischen Flüsse auf Lagen von härterem Gestein wieder an die Oberfläche treten.

Das Gestein dieser Ablagerungen nennt man Kalktuff oder auch Travertin. Für seine Bildung sind relativ hohe Temperaturen nötig, die in Kroatien aber vorherrschen. Bakterien und Algen bgünstigen dann die Ablagerung von Kalk auf Mosen und Wasserpflanzen, die dadurch versteinern und natürliche Barrieren für das Wasser bildeten, die jährlich etwa drei Zentimeter in die Höhe wachsen. So entstanden hier im Karstgebirge im Landesinneren seit dem Ende der Eiszeit vor etwa 12.000 Jahren auch die zahlreichen terrassierten Wasserfälle (Stufen/Kaskaden) – der größte von ihnen stürzt über 78 Meter in die Tiefe – der insgesamt 16 aneinandergereihten, bis zu 47 Meter tiefen Plitvicer Seen unweit der Grenze zu Bosnien und Herzegowina. Das Wasser des Flusses Plitivica überwindet dabei einen Höhenunterschied von insgesamt über 130 Meter. Dichte Buchenwälder säumen seine Ufer.

Weinbau findet in Kroatiens Küstenregion und auf den von den warmen Strömungen der Adria umspülten Inseln oft auf terrassenförmig angelegten Weinbergen an den steilen, felsigen Hängen direkt am Meer statt. Traditionell wachsen sie als Buschreben, weil mediterranes Klima herrscht und die buschförmige Reberziehung den Trauben viel Schatten bietet.

Anders als zahlreiche andere Küstenstädte an der Adria, wird die kroatische Siedlung Sibinium erst 1066 erstmals erwähnt – Šibenik ist insofern also eine recht späte Gründung. Sie wächst dann allerdings recht schnell im Schutz ihres Verteidigungssystems mit den vier venezianischen Festungsanlagen. Ein günstig gelegener Hafen, Schiffbau, Seefahrt – der Wohlstand kommt hier kam in erster Linie vom Meer.

Zur Ehre Gottes, aber auch zum eigenen Ruhm, sollte deshalb an der Stelle einer älteren Kirche eine Kathedrale gebaut werden. Auf der geradezu bescheidenen Basilika findet man später den Erzengel Michael – aber an der Fassade finden sich auch lebensechte skulpturale Abbilder von Zeitgenossen. Das ist gewissermaßen Form gewordener Humanismus – diesseitig und selbstbewusst -, wie er an der gegenüberliegenden Adriaküste, in Italien, gerade aufkommt. Der Baumeister Juraj Dalmatinac brachte ihn mit in das noch von der mittelalterlichen Gotik geprägte Šibenik, wo er den Bau der Kathedrale 1441 beenden sollte. An ihr wurde schon seit längerem gebaut – und es sollte auch noch eine Weile dauern, bevor Nikola Firentinac und ab 1520 Bartolomeo und Giacomo del Mestre den Bau fertigstellten. Eingeweiht wurde die Jakobuskathedrale schließlich 1547 – und erregte mit ihrer raffinierten Schlichtheit sofort allgemeines Aufsehen: Die Jakabuskathedrale ist der einzige europäische Sakralbau, der vollständig – einschließlich des Tonnengewölbes und der Kuppel – aus Stein besteht, ohne das andere Materialien für die Konstruktion verwendet wurden. Von nun an konnte sich auch Šibenik zu den wichtigen Kulturstädten Dalmatiens zählen – ohne dass der Wein hier an erster Stelle steht.

Mit die steilsten Hänge für Weinbau in Kroatien befinden sich auf Brac, einer Inseln zwischen Split und Hvar, wo in 450 Meter Höhe Terrassen in Hängen mit über fünfzig Grad Gefälle angelegt wurden. Hier liegt auch Trogir mit seinem weithin sichtbaren Turm der mittelalterlichen Laurentiuskathedrale. Mit ihm wollten sich die Menschen gegenüber den bekannteren Konkurrenten Split und Šibenik behaupten – und mit ihrer vermeintlich uneinnehmbaren Festungsanlage. Denn das winzige Eiland, das kaum 500 Meter lang und noch weniger breit ist, ist zwar vom Wasser geschützt, zugleich aber auch von allen Seiten angreifbar. So klein es aber auch sein mag, ist es doch eine strategisch wichtige Hafenstadt zwischen dem Festland bei Kastela und der wenige Kilometer westlich von Split gelegenen Insel Čiovo. Von den Griechen im 3. Jahrhundert v.u.Z. gegründet, ist die einst handelsmächtige Hafenstadt heute ein lebendiges Denkmal und inzwischen sogar Weltkulturerbe.

Für Weinbau bietet Trogir keinen Platz, auf der benachbaten Insel Brac hingegen wurden nach der Entstehung der Republik Kroatien vor etwa dreißig Jahren – als der moderne, privatisierte Weinbau überall im Land seinen Anfang nahm – etwa 50.000 neue Rebstöcke gepflanzt. Dabei hat Weinbau in Kroation eine jahrtausendealte Tradition. Schon vor über 4.000 Jahren haben sich hier griechische Siedler niedergelassen und auch Wein angepflanzt. Auf der Insel Hvar hat man auf der Insel geprägte Münzen mit dem Abbild von Dionysos gefunden, ebenso in der von den Griechen gegründeten Stadt Pharos.

Im 15. und 16. Jahrhundert wurden die Adriainseln, allen voran Korkucal, überhaupt zur Handelsdrehscheibe: Sie gehörten meist zur Seerepublik Venedig – die in dieser Zeit ein Importverbot für Wein verhängte. Getrunken wurden also vornehmlich eigene Weine aus autochthonen Rebsorten. Zwischen 1880 und 1920 explodierte der Weinbau dann, da Kroatien zunächst – anders als praktisch alle anderen Weinbauregionen Europas – nicht von der Reblaus betroffen war. Über 24 Millionen Flaschen Wein jährlich wurden ins Ausland exportiert. (Erst dreißig Jahre später fand auch die Reblaus ihren Weg ins Land.)

Von den insgesamt etwa 60.000 Hektar Rebfläche in Kroatien befinden sich etwa 36.000 Hektar an der Küste, die über 6.000 Kilometer lang ist, mit mehr als 1.000 Inseln. Istrien ist dabei die nördlichste Küstenregion. Hier wird die Malvasia-Variante „Malvazija Istarska“ aufgebaut (als Orange Wine wie in Slowenien beziehungsweise Friaul). In Istrien wird Wein häufig in Akazienfässern ausgebaut, was zu körperreichen, lebhaften Weinen führt. Der typische Rotwein Istriens ist Teran (Refosco), der mitunter mit Merlot verschnitten wird.

Insbesondere der Anbau von Tribidrag ist neuerdings explodiert. „Tribidrag“ ist ein Synonym für die „Crljenak-Kastelanski“-Traube („Rote Traube von Kastela“, einer kleinen Stadt nahe Split und Ursprung der Rebsorte), die international unter dem Namen Primitivo beziehungsweise Zinfandel bekannt wurde. Den Namen „Zinfandel“ bekam die „Crljenak-Kastelanski“ wegen einer Fehllieferung aus dem Habsburgerreich nach Amerika: Eine Lieferung der kroatischen Rebsorte wurde irrtümlich als „Zierfandler“ (eine Rebsorten-Spezialität aus Österreich) beschriftet und im New Yorker Hafen als „Zinfandel“ entziffert.

Nördlich von Dubrovnik wird die rote Plavac Mali („Kleiner Blauer“) auf steilen Terrassen angebaut. Man findet die kleinen, dunklen Trauben überall in Dalmatien, der südlichsten Region Kroatiens, oft auch auf den unzähligen Inseln des Landes. Denn Plavac Mali ist eine äußerst robuste Rebsorte, der die steinigen Böden, die glühende Hitze und insbesondere auch der ständige, Bura (Bora) genannte Wind nichts anhaben kann. Plavac Mali ist eine würzige, kräftige Sorte mit viel Aroma, aus der granatfarbene Rotweine entstehen. Aus der Plavac Mali entstehen auf der süddalmatischen Halbinsel Peljesac auch die bekannten Weine „Dingac“ und „Postup“ (Dingac wird teilweise im Ripasso-Verfahren hergestellt wie im Valpolicella).

Die elegantere und duftende Bobil wird traditionell nur in den steinigen Küsten-Weingärten um den Hafen von Primosten zwischen Šibenik und Split angebaut. Die Weinstöcke für den ebenfalls roten Babic standen ursprünglich ebenfalls dort, das heißt in Bucavac (bei Primosten), wo er – noch im sozialistischen Jugoslawien – in Gemeinschaftsgärten angebaut wurde, die durch niedrige Natursteinmauern in kleine Parzellen unterteilt waren. Entlang der Küste Zentral- und Südkroatiens wird ansonsten auch Malvasia angebaut und in der Region um die Insel Korcula Posip.

Die Weine Kroatiens tragen folgende Prädikate:

  • Vrhunsko Vino (Spitzenweine)
  • Kvalitetno Vino (Qualitätswein)
  • Stolnovino (Tafelwein)

Einen Kontrast zu den vielen genossenschaftlich produzierten Weinen bieten dabei die kleinbäuerlichen Betriebe an der dalmatinischen Küste und den davor liegenden Inseln.

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