Ganz Portugal ist Weinbaugebiet, aber obwohl 240.000 Hektar Anbaufläche registriert sind (wovon etwa 200.000 Hektar auch genutzt werden), werden nur rund sechs Millionen Hektoliter Wein jedes Jahr erzeugt. Obwohl die Anbaufläche also fast doppelt so groß ist wie in Deutschland, werden doch nur etwa ein Viertel der Menge produziert. Das liegt insbesondere daran, dass viele Winzer im Nebenerwerb beziehungsweise für den Eigenverbrauch Wein anbauen. (So verhältnismäßig gering die Produktion ist, so hoch ist der Pro-Kopf-Verbrauch in Portugal: er liegt mit 55,5 Liter pro Jahr an der Spitze in Europa, gemeinsam mit dem Vatikan und Luxemburg.)
Klima
Die Anbauflächen für Qualitätsweinbau umfassen knapp 85 Prozent der gesamten Rebfläche des Landes und sind verschiedenen Einflüssen ausgesetzt. Den bedeutendsten klimatischen Einfluß übt jedoch der Atlantik aus, weshalb in einem Großteil Portugals feuchtes, maritimes Klima herrscht, das für eine hohe Pilzgefahr sorgt und letztlich auch dafür verantwortlich ist, dass der Anteil der Biofläche bei nur etwa 3.000 Hektar liegt.
In vielen Weinbauregionen im Inneren des Landes ist das Klima dagegen heiß und trocken – es herrscht kontinentales Klima -, und nicht warm im Sommer und kühl und feucht im Winter, wie am Atlantik. In manchen Regionen trägt die Höhenlage zur Milderung der sehr hohen Temperaturen bei.
Auf jeden Fall sind die mitunter großen Unterschiede bei den Durchschnittstemperaturen mit verantwortlich für die vielen verschiedenen Weinstile, die es in Portugal gibt, wobei festzuhalten ist, dass im Westen des Landes eben eher atlantisch-maritimes, im gebirgigeren Osten, zum Beispiel im Douro, kontinentales Klima herrscht.
Boden
Die Böden variieren enorm: so gibt es im Norden und im Binnenland Granit, an der Küste hingegen dominieren Kalkstein-, Ton– und Sandböden, während im Süden der beliebte Schiefer vorherrscht. Überall aber sorgen die zum größten Teil sehr kargen Verwitterungsböden für geringe Erträge.
Rebsorten
Die isolierte Lage des nur etwa 200 x 800 Kilometer umfassenden Landes am Rand der iberischen Halbinsel hat dazu geführt, dass es heute nur noch in Italien mehr autochthone Rebsorten gibt: Rund 340 einheimische Rebsorten wurden in Portugal erhalten. So besitzt das Land also eine Fülle autochthoner Rebsorten, die es von vielen anderen Weinerzeugerländer absetzt – was andererseits aber das Verständnis der portugiesischen Weine erschwert, insbesondere auch, weil nicht selten ein und dieselbe Rebsorte je nach Region einen anderen Namen trägt.
Von der Gesamtproduktion sind etwas mehr als vierzig Prozent Weißwein, der Rest Rotwein und Rosés (im Dourotal zum Beispiel „Mateus“ und „Lancers“). Etwa vierzig Prozent davon gehen in den Export.
Klassifizierung
Mit dem Beitritt Portugals zur Europäischen Union 1986 wurden auch die gesetzlichen Bestimmungen im Weinbau neu geordnet, das heißt Portugal verfügt seither – wie alle Länder in der Europäischen Union – über ein Klassifikationssystem, das dem französischen Appellationssystem ähnelt, und inzwischen folgendermaßen aufgebaut ist:
- Denominacao de Origem Protegida (DOP), „geschützten Ursprung“: bisher gab es dreißig DOCs und vier „Indicacao de Provenciencia Regumentada (IPR)“, die in den Rang einer DOC aufsteigen konnten
- Indicacao Geográfica Protegida (IGP), „Landwein“: bisher gab es acht „Vínhos Regionais (VR)“
- Vinho: Tafelwein ohne geografische Herkunft
Vor dem Beitritt zur Europäischen Union gab es in Portugal keine Klassifizierung außer „Garrafeira“, was „gereifter Wein“ bedeutet. Dabe sind folgende Reifezeiten vorgeschrieben:
- Rotwein: 12 Monate beziehungsweise 24 in Alentejo, 36 im Dao (weil Hochland)
- Weißwein: 6 Monate beziehungsweise 12 Monate Flaschenreife
Andere wichtige Begriffe, die man immer wieder auf portugiesischen Etiketten sieht, sind:
- Quinta – Weingut (kein Zukauf!)
- Adega – Kellerei
- Balsero – Großes Holzfass
- Lagar – Offenes Kelterbecken, meist aus Marmor und gekühlt (offene Vergärung, nicht im Stahltank)
- Casta – Rebsorte
- Colheita – Jahrgang

Anbaugebiete
Die wichtigsten Regionen und Anbaugebiete für portugiesischen Wein von Norden nach Süden sind:
- Minho (DOP Vinho Verde)
- Trasmontano (DOP Trás-os-Montes):
- Der Nordosten Portugals ist im Großen und Ganzen ein Hochplateau und über weite Strecken eigentlich zu kalt für den Rebbau. Trotzdem werden hier unter dem Siegel der DOP Trás-os-Montes Rotweine gemacht, insbesondere von Genossenschaftskellereien, wobei nur wenige den Weg ins Ausland schaffen.
- Douro (DOP Douro und DOP Porto)
- Beiras (DOP Dao und DOP Bairrada)
- Estremadura (VR Lisboa):
- VR Lisboa, früher Estremadura oder nur Oeste (Westen) genannt ist eine ergiebige Region. Auf 30.000 Hektar wird in drei der vier historischen Anbaugebieten noch immer Wein gemacht (nur 2.700 Hektar sind DOP-klassifiziert, insgesamt gibt es neun DOPs, verwendet wird aber oftmals nur das VR-Siegel): Die DOP Bucelas ist für 200 Hektar Weißwein reserviert (Arinto), DOP Carcavelos ist auf die Lage „Quinta dos pesos“ geschrumpft (mit Surferstrand) und die DOP Colaras, wo die Rebstöcke in den nördlich von Lissabon gelegenen Sanddünen an der Atlantikküste wachsen (Colares Ramisco) und ungewöhnlich tintige, adstringierende Weine ergibt
- Tejo (VR Tejo und DOP Tejo):
- Die ergiebige DOP Tejo ist nach dem Fluss benannt, früher die Lebensader Portugals, der von der spanischen Grenze südwestlich nach Lissabon fließt. Auf 13.000 Hektar findet hier eine massive Tafelweinproduktion statt (nur 35 Prozent sind zertifiziert), vor allem aus Touriga Nacional und Alicante Bouschet, die wichtigste aber ist Castelao.
- Sétubal (VR Peninsula de Sétubal):
- Der traditionsreichste Wein auf der Halbinsel Setubal ist der rote Moscatel (gespriteter Muscat d`Alexandrie), der hier neben Castelao entsteht (der zu mindestens 67 Prozent enthalten sein muß bei Cuvées).
- Alentejo (DOP Alentejo)
- Algarve (VR Algarve): Unabhängig von den vier DOPs wird der Wein im Süden unter dem Sigel VR Algarve verkauft.
- Azoren (VR Acores)
- Madeira
Vinho Verde
Als Ende des 11. Jahrhunderts französische Benediktinermönche im Westen der Festungsstadt Braga das Kloster Tibaes gründen, bringen sie nicht nur ihre Weinreben, sondern auch ihre modernen Weinbautechniken mit und führen sie im Minho ein. Die Provinz Minho liegt im Nordwesten Portugals, dort, wo der gleichnamige Fluß die Grenze zum spanischen Galizien (Rías Baíxas) bildet. Der Weinbau hier sollte zur Selbstversorgung beitragen, denn die Benediktiner wollten ihre Klöster – die sie immer an abgelegenen Orten gründeten – wirtschaftlich autonom betreiben. Deshalb bauten sie die landwirtschaftlichen Aktivitäten in Tibaes und der Region auch nach und nach aus.
Den Weinbau im Minho hatten die Römer eingeführt, die Benediktiner aber experimentierten nun mit Kreuzungen verschiedener Arten und verwendeten bessere Rebsorten und Trauben. Das dabei gewonnene Wissen wurde immer auch den anderen Klöstern zur Verfügung gestellt – und so verbreitete sich der Weinbau auch zwischen Minho und Dao, wo die Mönche überall Klöster gegründet hatten. Auch diejenigen, die Land von ihnen pachteten, profitierten von ihren Weinbaukenntnissen.
So hält der Vinho Verde auch Einzug bei den Bauern in den Region, die die Reben für ihn auf ihrem eigenen Land anbauen: Vinho Verde heißt so, „Grüner Wein“, weil die Trauben für ihn früh geerntet werden – das Verde wird hier also als Gegensatz zu maduro, gereift, verwendet (wie das beispielsweise für die Weine in Rioja wichtig ist). Er ist einfach herzustellen, man muß kein erfahrener Winzer dafür sein, und die Reben für den Vinho Verde wachsen schnell. Bald wird er deshalb zum „Wein des Volkes“ – von den einfachen Leute und für sie. Die Benediktiner hingegen lassen sich nicht herab, ihn zu trinken, denn nicht immer reifen die Trauben für ihn aus. Er ist den Mönchen schlichtweg zu sauer und schmeckt ihnen nicht. Stattdessen importierten sie Rotwein vom Douro.
In der Bevölkerung jedoch überdauerte der Vinho Verde die Zeit und wuchs bald in jedem portugiesischen Garten. Selbst im 16. Jahrhundert, als infolge der Eroberungen der importierte Mais flächendeckend, fast überall im Land, angebaut wird, kann sich der Wein im Minho behaupten. Noch heute sind die Spuren dieser tiefgreifenden landwirtschaftlichen Veränderungen sichtbar: als man die Weinreben ausgerissen hat, um dem Mais Platz zu machen, hat man sie nämlich am Straßenrand wieder eingepflanzt. Dort begannen sich die Reben auszubreiten – und so bedecken sie bald die Wege und säumen die Felder, damit man auf dem eigentlichen Feld den Mais anbauen kann. Das gehört heute gewissermaßen zur Identität der Provinz Minho: Der Weinbau an den Rändern der Felder und der Straßen ist noch heute ein Markenzeichen der Landschaft dort.
Von dort auch fand der Wein zu Beginn des 17. Jahrhunderts in die Gärten der Bauern, denn praktisch jede Familie besaß – an ihr regionaltypisch flaches Granithaus angebaut – eine kleine Pergola, an der die Reben hochwachsen konnten, während man in den Parzellen darunter Gemüse anbaute. Man hatte den Wein im „Gemischten Satz“ angebaut und verdiente sich etwas nebenbei durch den Verkauf des Überschusses. Ansonsten hielt man aber auch Vieh, damit man das ganze Jahr versorgt war – und schuf sich so eine kleine autarke Welt, in der man auch die schlimmsten Krisenjahre überstehen konnte. Lange Zeit galt der Wein ohnehin als die einzige Freude, die man sich leisten konnte. Und so wird die Tradition des Weinbaus für den Eigenverbrauch bisweilen auch heute noch von Generation zu Generation weitergegeben.
Im Jahr 1986, zwölf Jahre nach dem Ende der Diktatur, wird Portugal dann Mitglied der Europäischen Gemeinschaft – nach und nach findet der Vinho Verde nun den Weg in die anderen europäischen Ländern. Die Rebflächen für den Vinho Verde wachsen – und umfassen heute etwa 35.000 Hektar, was ungefähr einem Achtel der portugiesischen Gesamtrebfläche entspricht.
Vinho Verde heißt „Grüner Wein“ wegen der frühen Traubenernte – generell ist Grün aber auch die Farbe, die dem Minhotal sein Erscheinungsbild verleiht: das feuchte Klima macht es so üppig und fruchtbar. Aufgrund der Nähe zum Atlantik herrscht im Minho nämlich ein gemäßigtes maritimes Klima mit viel Niederschlag. Die Reben stehen hier in nebelverhangenen Hängen im Tal des Flusses Minho, das sich wie ein Amphitheater zum Meer hin öffnet. Das liegt an den Bergen, die die Region des Vinho Verde umgeben.
Der Regen und die feuchte Umgebung im Minho können bei den Rebstöcken schnell zu einem übermäßigem Wachstum der Blätter führen und Pilzkrankheiten in den Trauben begünstigen. Deshalb bedarf es hier einer sorgfältigen Laubdachpflege, damit eine gute Luftzirkulation ermöglicht wird und die Trauben auch richtig ausreifen. Um das zu gewährleisten werden die Reben bisweilen an niedrigen Verdikaldrahtrahmensystemen mit Zapfenschnitt erzogen – was überdies eine maschinelle Bearbeitung der Weingärten erlaubt.
Traditionell jedoch werden die Reben an Pergolen erzogen: Die Pergolaerziehung, die lange auch im benachbarten spanischen Rías Baíxas praktiziert wurde, ermöglicht es, die Trauben hoch über dem feuchten Boden wachsen zu lassen. Auch die Pergolaerziehung begünstigt also eine gute Luftzirkulation und wirkt so drohendem Pilzbefall bei viel Niederschlag entgegen. Außerdem verlangsamt sie die Traubenreife und sorgt so für das gewünschte Gleichgewicht zwischen Zucker und Säure.
Vinho Verde haben gewöhnlich eine ausgeprägte Säure, nicht nur wegen des kühlen Klimas, sondern auch wegen dem Felsgestein: In der Region des Vinho Verde ist Granit sehr präsent, durch den der Wein eine fast schneidende Säure und ausgeprägte Frische erhält – auch darauf bezieht sich das Grün im Namen: Es steht insbesondere auch für seine knackige Frische. Denn wegen des kühlen Klimas enthalten die Weine sehr viel Apfelsäure (dazu trägt übrigens auch die hohe Erziehung bei). Deshalb förderte die traditionelle Weinbereitung den biologischen Säureabbau (BSA), das heißt die Umwandlung von aggressiver Apfel- zu weicherer Milchsäure (findet dieser Säureabbau in der Flasche statt, erkennt man das einem Bodensatz). Gewissermaßen als Nebenprodukt entsteht bei diesem Prozess auch Kohlensäure, die in der Flasche quasi gefangen wird. Traditionell moussieren Vinho Verde deshalb auch leicht, was ihre Frische noch betont.
Heutzutage werden die Weine nur noch selten traditionell bereitet, das heißt insbesondere für den Export wird die Säure häufig künstlich abgemildert und Kohlensäure zugefügt. Die auf Massenproduktion ausgerichteten Kellereien lassen den Wein dann voll ausgären, damit er bakteriell stabil bleibt, und füllen ihn anschließend mit einem Schuß Kohlensäure ab. Außerdem hat der Kellermeister dadurch noch die Möglichkeit, den Wein mit unvergorenem Most nachzusüßen, ohne dass die Gärung neu einsetzt (anders als die traditionellen Vinho Verde werden viele Exportweine kräftig gesüsst). Früher hatten die für den Export bestimmten Vinho Verde noch weniger Alkohol und Restsüße, da die Gärung künstlich (durch Zugabe von Gas) gestoppt wurde. Heute sind diese Weine zwar etwas ausgewogener, erreichen dafür aber Alkoholgehalte von bis zu 14 Volumenprozent.
Die klassischen, traditionell hergestellten Vinho-Verde-Weißweine haben eine zitronengelbe Farbe, viel Säure und wenig Alkohol (zwischen 8 und 11,5 Volumenprozent). Die alkoholschwächeren Weine sind in der Regel halbtrocken. Steht eine der insgesamt neun Subregionen (wie beispielsweise Amarante oder Penafiel), eine Rebsorte oder ein offizieller Begriff zur Qualität auf dem Etikett, kann der Wein bis zu 14 Volumenprozent Alkohol haben.
Die weißen Vinho Verde sind typischerweise ein Verschnitt aus den Rebsorten Arinto, Avesso (körperreich, Mandelaromen), Loureiro (floral, pfirsichfruchtig), Azal und Trajadura. Die Ausnahme bildet die wachsende Menge feiner Vinho Verde, die ausschließlich aus der lokalen Rebsorte Alvarinho („die kleine weisse vom Rhein“ mit strukturierter Säure wie Riesling) hergestellt werden. Sie wächst sowohl in der nördlichen Teilregion Moncao und Melgaco, wie auch jenseits des Minho im spanischen Rías Baíxas, wo sie Albarino heißt. Die reinsortigen Vinho Verde Alvarinho haben etwas mehr Alkohol (11,5 bis 14 Volumenprozent) und Aromen reifer tropischer Früchte.
Mit der stärkeren Konzentration der Vinho-Verde-Produzenten auf den Exportmarkt sind die Weißweine wichtiger geworden als die Rotweine. Dabei werden auch im Vinho-Verde-Gebiet bis zu ein Drittel rote Vinho Verde hergestellt. Er wird meist aus der Vinhao-Traube gekeltert. Roter Vinho Verde wird mitsamt der Stile (Rappen) vergoren, weshalb sie mitunter tiefdunkel und tanninstark sind.
Ähnlich wie Moncao und Melgaco, die durch Berge vom Atlantik geschützt und dadurch verhältnismäßig trocken und warm sind (das heißt fast schon subtropisch, mit 1.200 Millimeter Regen durchschnittlich jedes Jahr), aber mit kühlen Nächten durch die Höhenlage, liegen auch die Regionen für die besten roten Vinho Verde geschützt landeinwärts.
Douro
Die Region Douro – eines der ältesten abgegrenzten Weinbaugebiete der Welt – erstreckt sich nicht über das gesamte Douro-Tal, sondern endet etwa neunzig Kilometer vor Porto und der Mündung des Flusses in den Atlantik (der Douro ist insgesamt 900 Kilometer lang, aber nur 200 davon liegen in Portugal). Bis etwa 1991 war es vornehmlich für seinen gespriteten Portwein bekannt. Fast die komplette Produktion war auf Portwein ausgelegt. Heute ist es auch Heimat von etwa 150 Rotwein-Produzenten, die auf etwa 41.000 Hektar charaktervolle, dunkelrote, körperreiche und mit viel Tannin sowie reichhaltigen Aromen schwarzer Beeren versehene Weine herstellen (ähnlich dem Baga in der DOP Bairrada).

Das Weinbaugebiet Douro erstreckt sich von der Serra do Marao neunzig Kilometer östlich von Porto entlang des Douro bis zur spanischen Grenze, wobei nur 18 Prozent der Fläche direkt am Fluss liegt, der Rest in den Seitentälern mit Nebenflüssen („Corgo“ genannt). Das Douro-Tal, das erstmals vom Briten Joseph Jones Forrester (1809-1861) vollständig kartographiert wurde, ist in drei Unterbereiche mit unterschiedlichen klimatischen Bedingungen aufgeteilt:
- Baixa Corgo („Unterer Nebenfluß“ im Westen)
- Cima Corgo („Oberer Nebenfluß“)
- Douro Superior
Im Allgemeinen herrscht in der DOP Douro ein warmes, kontinentales Klima, da die Serra do Marao die kühlen, Regen bringenden Winde vom Atlantik abschirmt. Dennoch gibt es klimatische Unterschiede: Baixa Corgo im Westen ist der kühlste und feuchteste Unterbereich. Von diesem „unteren Nebenfluß“ ausgehend wird es Richtung Osten immer heißter und trockener – die böden karger.
Im Frühling sind die Winzer nicht selten mit Frost konfrontiert und heftige Platzregen führen immer wieder zu erheblichen Beeinträchtigungen der Blüte, aber auch der Lese. Im Sommer kann es tagsüber sehr heiß werden und Regen fällt während der gesamten Wachstumsperiode kaum. Weinbau ist nur möglich, weil die Reben dank senkrechter Risse im Schieferuntergrund (das Douro-Tal ist das größte Schieferproduktionsgebiet der Welt) sehr tief Wurzeln schlagen und an das Grundwasser gelagen können, das von dem Regen im Winter gespeist wird. (Portugal ist auf Granit gebaut – hier als Schiefer in seinem verwitterten Zustand.)
Die Weinberge im Douro-Tal, insbesondere in Baixa und Cima Corgo, sind auf sehr hohen und bis zu sechzig Grad steilen Hängen angelegt (ähnlich wie an der Mosel). Die Topografie ist äußerst vielfältig, so herrschen beispielsweise zwischen dem oberen und dem unteren Teil der Schieferhänge teils beträchtliche Temperaturunterschiede. Auch werden gern nördlich ausgerichtete Hänge bepflanzt, da sie Schutz vor der vollen Sonneneinstrahlung bieten. Dennoch bedeutet in jedem Fall die Bewirtschaftung so steiler Hänge einen enormen Arbeits- und Kostenaufwand.
Im 17. Jahrhundert wurden die Reben auf schmalen, Socalcos genannten Terrassen gepflanzt, die von Steinmauern gestützt werden. Jede Terrasse bietet nur einigen wenigen Rebzeilen Platz, was eine maschinelle Bearbeitung unmöglich macht. Auch die Mauern Instand zu halten ist aufwendig, dennoch ist dieses System weiterhin viel in Gebrauch. Um aber zumindest ein wenig maschinelle Hilfe in Anspruch nehmen zu können, wurden in den 1970er Jahren die alten Terrassen nach und nach durch breiter ausgebaute Patamares ersetzt. Sie kommen ohne Mauern aus, stützen sich auf Schiefer, und sind breit genug, dass mit Traktoren gearbeitet werden kann. An flachen Hängen verzichtete man auf eine Terrassierung auch ganz, was „vinha ao alto“ genannt wird. Hier werden die Rebzeilen relativ dicht längs zum Hang angelegt, während die Patamares eine geringe Stockdichte aufweisen. Insbesondere jedoch aufgrund der Erosion des Mutterbodens wird wieder vermehrt auf einreihige Terrassen umgestellt.
In der DOP Douro sind insgesamt achtzig Rebsorten zugelassen, empfohlen sind aber nur folgende sechs Rotweinsorten:
- Touriga Nacional (dunkel, kräftig): sie macht zwei Prozent der Gesamtmenge aus
- Tinto Cao (ledrig, straff, hohe Säure)
- Tinto Franca (weich, fruchtig): 20 Prozent
- Tinta Roriz (Tempranillo): 16 Prozent
- Tinta Barroca (saftig): 11 Prozent
- Alfrocheiro
Alle Sorten werden teilweise als „Gemischter Satz“ angebaut und werden mitunter in neuer Eiche, das heißt im Barrique, ausgebaut.
Die Weißwein-Produktion beträgt nur neun Prozent, die wichtigsten Sorten sind Malvasia Fina, Moscatel, Verdelho, Viosinha, und Rebigato. Sie können eine hohe Säure aufweisen, insbesondere dann, wenn sie aus Höhenlagen kommen.
Duriense ist die VR-Zone für Douro-Weine, die üblicherweise aus internationalen oder nicht lokalen Sorten wie Syrah, Sauvignon Blanc, Alvarinho und Semillon gewonnen werden.
Beiras
Beiras (IGP Beira Atlantico und Terras da Beira) ist als Anbaugebiet viel zu groß und entzieht sich daher jeder Vereinheitlichung. Andererseits enthält es zwei DOPs, deren Weine zu den bekanntesten in Portugal zählen:
- Dao
- Bairrada
- (Lafoes)
- (Beira Interior)
Die DOP Dao um die alte Domstadt Visen, 80 Kilometer südlich des Douro, erstreckt sich entlang der drei Flüsse Alva, Mandego und Dao über ein von Kiefernwäldern durchsetztes Plateau in 400 bis 500 Meter Höhe, auf dem immer wieder Gesteinsbrocken und Granitfelsen den gut drainierten Boden durchstoßen. Hier finden sich immer wieder auch Sandböden.
Der Großteil der etwa 20.000 Hektar Rebfläche liegen auf 200 bis 400 Meter Höhe an den Hängen und sanft geschwungenen Hügeln, teilweise aber sogar auf 800 Meter Höhe. Je höher die Lage in der bergigen Gegend, desto größer der Unterschied zwischen Tag- und Nachttemperaturen, was sich günstig auf die Säure- und Aromenenwicklung auswirkt.
Im Westen und Südosten wird die Region von Gebirgen vor dem Atlantik geschützt, was kalte und nasse Winter beschert mit durchschnittlichen Niederschlagsmengen von über 1.100 Millimeter. Die Sommer sind warm und trocken, viel trockener als im westlich gelegenen Bairrada. Dennoch zeichnen sich die Rotweine aus der DOP Dao durch delikate rote Fruchtaromen, weiche Tannine und viel Säure aus.
Viel zur Hebung des Niveaus hat die Einführung von hochwertigen Rebsorten wie Touriga Nacional, Tinta Roriz, Jaen (Mencia) und Alfrocheiro beigetragen. Insbesondere die sortenrein verarbeitete Touriga Nacional führt zu erstaunlichen Ergebnissen, während Alfrocheiro dunkle Weine liefert mit Aromen von Heidel- und Erdbeere. Die besten Weißweine stammen von der Encruzade-Traube, die saline und kräftige, säurebetonte Weine bringt. Wie die Rotweine sind auch die Weißweine, die etwa ein Fünftel der Produktion ausmachen, durchaus zwanzig bis dreißig Jahre lagerfähig. (Für einheimische Sorten werden meist Burgunderflaschen verwendet.)
Die DOP Bairrada wurde zwar erst 1979 und damit rund siebzig Jahre nach Dao als Anbaugebiet ausgewiesen, tritt jedoch heute in ernste Konkurrenz zum großen Nachbarn. Bairrada ist eine stark ländlich geprägte Region, die sich von den Eukalyptuswäldern des Dao bis an die Atlantikküste erstreckt. Durch die Nähe zum Atlantik herrscht ein maritimes Klima mit regnerischen Wintern und warmen Sommern. (Für spätreifende Sorten kann Regen zur Erntezeit ein Problem sein.)
Mit seiner geringen Höhenlage, den schweren Lehm– und Sandböden (beziehungsweise dem Granitverwitterungsgestein) und dem gleichen Übergewicht an Rotwein ähnelt Bairrada der DOP Dao, hat aber andere Sorten und eigenständigere „Adegas“ (Kellereien), während im Dao doch viele Genossenschaften vorherrschen.
Die Rebsorte Baga ist mit einem Anteil von fast fünfzig Prozent die vorherrschende Rotweinsorte. Baga ist spätreifend und mit kleinen, dickschaligen Beeren, die dunkle, tanninstarke Weine erbringen, die sehr an Barolo erinnern. Zu früh gelesene Trauben können sehr säurebetonte Weine erbringen mit adstringierenden Tanninen. Spätere Lese oder auch schonendere Methoden beim Einmaischen und Mahlen sowie das Verschneiden mit anderen dunklen Sorten haben die Weine weicher werden lassen. Dominiert Baga in der Komposition braucht der Wein 15 bis 20 Jahre Zeit um auszureifen.
Der Großteil der ingesamt 12.000 Hektar (7.900 Hektar davon sind DOP-klassifiziert) ist mit Roweinsorten bepflanzt, aber auch Weißweine werden erzeugt, vorwiegend aus den beiden Rebsorten Biscal und Maria Gomes. Biscal erbringt säurebetonte, gelbfruchtige Weine, die streng und strukuriert sind und gerbstoffhaltig. Maria Gomes ist zitrisch, mit strammer Säure, und leicht blumig und fruchtig. Sie ist die meistangebaute Weißwein-Sorte in Portugal.
Die seit 1890 bestehende Espumante-Tradition wurde unter Beteiligung beider Sorten wiederbelebt, ebenso mit der roten Baga, die weiß vergoren wird und Tannine einbringt (ein idealer Essensbegleiter zu fettreichem Spanferkel).
Alentejo
Während der Norden Portugals von einem dichten Regenteppich überzogen ist, gibt es im Alentejo keinen Atlantik-Einfluß: Hier stehen keine Bergketten die zum Abregnen zwingen. Weinbau konzentriert sich in der weiten, abwechslungsreichen Region auf insgesamt acht Subzonen mit einer Rebfläche von 22.000 Hektar, davon sind etwa 11.000 Hektar DOP-klassifiziert:
- Portalegre (350 Hektar)
- Borba (3.500 Hektar)
- Redondo (1.900 Hektar)
- Evora (700 Hektar)
- Regnengos (3.200 Hektar)
- Granja Amareleja (250 Hektar)
- Vidiguera (1.700 Hektar)
- Moura (250 Hektar)
Die weiten, sonnengedörrrten Flächen des Alentejo sind durchsetzt mit dunklen Korkeichen, deren Rinde für die Korkenproduktion Verwendung findet. Insgesamt ist es in den im Südosten Portugals gelegenen Alentejo warm und sonnig, doch kleinere klimatische Unterschiede zwischen den einzelnen Subregionen sorgen dafür, dass eine Reihe verschiedener Stile erzeugt werden. So ist es beispielsweise in der im Norden gelegenen Enklave DOP Portalegre, wo sich Granit und Schiefer bis zu 1.000 Meter hoch erheben, eher kühler und feuchter, während es weiter südlicher wesentlich heißer ist und der Niederschlag so gering, daß die Lese bereits in der dritten Augustwoche beginnt. Insofern kommen aus dem Norden die eleganteren Weine, während im heißeren und trockeneren Süden eher fülligere Exemplare entstehen. Hier im Süden herrscht kontinentales Klima mit viel Sonne, Hitze und Trockenheit, weshalb die Tauben (zum Schutz) eher dickschalig sind.
Gemessen an den 750.000 Hektar Korkeiche (was ein Drittel der Weltproduktion entspricht, ein weiteres Drittel wächst im Maghreb) sind die 22.000 Hektar Rebfläche eher klein in dem Bundesland, das fast ein Drittel der Fläche Portugals einnimmt (aber nur 450.000 Einwohner zählt bei insgesamt knapp über zehn Millionen). Dennoch entstehen hier Weine auf Topniveau – von der in Südfrankreich als Massenträger geschmähten, fast ausgerotteten Färbersorte Alicante Bouschet.
Der typische Rotweinverschnitt besteht aus Aragonês (Tempranillo) und Trincadeira, einer trockenheitsresistenten Traube mit würzigen Aromen roter Beeren und hohem Tanningehalt. In den letzten Jahren haben außerdem Touriga Nacional und Syrah an Bedeutung gewonnen. Die Weine sind typischerweise dunkelfarbig mit betonten, aber weichen Tanninen, vollem Körper und ausdrucksstarken, reifen Fruchtnoten – nicht so karg und streng wie in Restportugal.
Die durstlöschenden Weißweine sind aus der tropisch-fruchtigen Antaovaz, der blumigen, weißen Ronpeiro, der frischen Arinto und etwas Verdelho und Alvarinho bereitet. Sie haben einen hohen Säuregehalt und werden mitunter in Barriques vergoren oder gereift, um zusätzliche Tiefe und Komplexität zu gewinnen (eine Gran Reserva muß in Alentejo zwei Jahre gelagert werden). Ausserdem gibt es eine eigenen Appellation für Amphorenweine, die „Talha“ heißen (spanisch „Tinaja“) und einen leichten Terrakotta-Geschmack haben.
Kleinere Winzerbetriebe sind in Alentejo selten, dafür sind die im Norden unbekannten Großgüter hier die Norm. Und sechs der acht DOP-Subzonen sind fast in der Hand von Genossenschaften. Dabei wird das Gros der Weine der Region sowieso als Vinho Regional Alentejano, oft mit Sortenangabe, verkauft, auch wenn sie als DOP qualifiziert wären.
Azoren
Es war im 15. Jahrhundert, als portugiesische Seeleute auf einer der zahlreichen Entdeckungsfahrten weit westlich von Portugal plötzlich Inseln im endlosen Meer entdeckten – erst eine, dann die zweite, die sie nach ihren Heiligen Santa Maria und São Miguel nennen. Sie befanden sich 1.000 Meilen vom europäischen Festland entfernt (was etwa 1.600 Kilometer entspricht) und zwei Mal weiter zum amerikanischen, das damals allerdings noch unbekannt war. Später kommt noch eine dritte Insel dazu: Jesus Cristo – heute Terceira, „die Dritte“, genannt. Am Ende sollten es neun Inseln sein. Und weil sich die Seemänner zwar im Wasser, nicht aber in der Luft auskannten, und Habichte, „Azores“, nicht von Bussarden unterscheiden konnten, die über ihnen kreisten, tauften sie das neue Archipel eben nach diesen Habichten.
Was die Seeleute damals „Azoren“ nannte ist eine über 600 Kilometer Länge verstreute Inselgruppe im Atlantik, die ihre Existenz geologischen Vorgängen tief im Erdinnern verdanken: Etwa auf halber Strecke zwischen Amerika und Europa, dort wo die Kontinente aufeinander stoßen, befindet sich eine Art Nahtstelle in der Erdkruste: der Mittelatlantische Rücken. Permanent steigt dort flüssiges Gestein aus dem Erdinnern und schiebt die amerikanische und die europäische Kontinentalplatte auseinander. Die Azoren befinden sich genau über dieser Zone permanenter vulkanischer Aktivität. Die Inseln sind also nichts anderes als die höchsten Erhebungen des mittelatlantischen Rückens. Die Spitze der Inseln bildet der Pico – mit 2.351 Metern der höchste Berg Portugals. Er ist, wie Faial auf der Nachbarinsel, ein schlafender Vulkan – doch unter den Azoren rumort es. (1957 ereignete sich der letzte große Ausbruch.)
Zu den fruchtbaren Vulkanböden kommt noch hinzu, dass sich der Golfstrom auf seinem Weg durch den Atlantik genau auf Höhe der Azoren teilt, wobei ein Teil seines warmes Wassers nach Süden abbiegt und so die Inselgruppe passiert – was für ganzjährig milde Temperaturen auf den Azoren sorgt (auch wenn sich das Wetter im Tagesverlauf schnell ändern kann). Aufgrund des milden Klimas und der fruchtbaren vulkanischen Erde verwundert es nicht, dass der portugiesische Kronprinz schnell freiwillige Siedler bei den Untertanen seiner Schwester im kriegsgebeutelten Flandern findet. Sie sollten aus dem windigen Archipel Kornkammern und Viehweiden machen – denn Portugal fehlte es an Nachschub für seine kolonialen Eroberungen.
So kommen also um 1450 arme Flamen auf die Inseln und machten Angra, den „Anker“, auf Terceira um 1530 zur Hauptstadt der Azoren. Hier bauten sie einen Hafen mit einem Schlachthof, in dem das frisch geschlachte Fleisch und das Korn der Felder verladen wurden. Außerdem wurden zahlreiche Festungsanlagen zum Schutz der Inseln errichtet – und von den Franziskanern zahlreiche Kirchen und Klöster, auch sie profitierten nicht nur in ihrem Missionseifer von den Eroberungszügen der Portugiesen.
Auf Pico, der zweitgrößten der insgesamt neun Azoreninseln, dominierte lange auch der Weinbau als wichtigster Wirtschaftszweig – die hier hergestellten Weine wurden sogar bis an den Zarenhof geliefert. Ende des 19. Jahrhunderts jedoch vernichtete die eingeschleppte Reblaus praktisch alle Rebstöcke und der Weinbau verlor seine Bedeutung auf dem Archipel.
Heute gibt es wieder Weinbau auf Pico sowie den beiden Inseln Graciosa und Terceira. Der hier erzeugte Wein darf als „Vinho Regional (VR)“ klassifiziert werden und außerdem die Bezeichnung „Acores“ tragen. Fast alle hergestellten Weine sind säurebetonte Weißweine aus den portugiesischen Rebsorten Terrantez, Verdelho, Arinto, Viosinho und Fernaõ Pires. Etwa 400 Hektar beträgt die Rebfläche. Um die Rebstöcke vor den Winden zu schützen, werden die einzelnen Parzellen mit rechteckigen Mauern aus aufgeschichteten Lavasteinen umfasst, sogenannten „Currais“. Die Currais auf Pico wurden 2004 sogar zum Weltkulturerbe erklärt.