Praktisch überall in Spanien wird Wein angebaut: mit einer Rebfläche von circa einer Million Hektar ist Spanien das größte Weinanbaugebiet der Erde – liegt bei der erzeugten Menge (circa vierzig Millionen Hektoliter) jedoch deutlich hinter Italien und Frankreich (beide bei 45 bis 46 Millionen Hektoliter). Das liegt insbesondere daran, dass Spanien mit Ausnahme des Nordwestens (Galizien) unter Hitze und Wassermangel leidet. Dass es in Spanien nicht einen einzigen schiffbaren Fluss gibt, ist dafür ein untrügliches Zeichen.

Klima
Grob lassen sich drei Klimaregionen in Spanien unterscheiden:
- Nord- und Nordwestküste (Galizien): gemäßigt-maritim, atlantisches Wettersystem mit viel Niederschlag
- Ostküste (Mittelmeer): trockenes und warmes, mediterranes Klima mit kühlen Meeresbrisen
- Meseta Central (Hochplateau im Zentrum des Landes): trockenes und heißes, kontinentales Klima mit Temperaturen um den Gefrierpunkt im Winter
Insgesamt liegt Spanien zwar in den wärmeren Breiten, aber gut neunzig Prozent aller Weingärten liegen höher – und damit kühler – als alle wichtigen französischen Weinregionen. Spanien liegt durchschnittlich über 650 Meter und ist damit das höchste Land Europas nach der Schweiz (ähnlich wie Argentinien). Diese Höhe gleicht den Breitengrad aus, das heißt 100 Höhenmeter entsprechen temperaturtechnisch 200 Kilometer Entfernung vom Äquator: beides bedeutet etwa ein Grad Celsius weniger (je höher und weiter weg vom Äquator, desto kühler). Die Hitze und Trockenheit im Land wird also durch die Berge ausgeglichen: die Kühle hier oben verleiht den Weinen ausreichend Säure und Frische.
Bei kalten Wintern und heißen Sommern, in denen die Reben ihre Arbeit oft einstellen und die Trauben nicht mehr weiter reifen, gilt es, im Frühherbst schnell genügend Zucker aufzubauen, bevor die Temperaturen wieder fallen.
Trockene Böden können dabei nur wenige Rebstöcke ernähren, weshalb sie in vielen Regionen weit auseinander stehend gepflanzt und traditionell zu niedrigen Büschen erzogen werden (Gobelet- oder Alberello-Erziehung). Insbesondere auch dadurch ergibt sich eine geringere Menge bei der Lese.
Boden
Die meisten Denominaciónes sind so groß, dass sie in unterschiedlichste Bedingungen und Böden eingeteilt werden können. Insbesondere sind das:
- rote Lehmböden (circa fünfzig Prozent) mit Eisengehalt, die Wasser gut speichern, zum Beispiel in Rioja, La Mancha, Extremadura, Penedes
- kalkhaltige Böden wie beispielsweise der „Albariza“-Boden in Jerez (Sherry), aber auch für die besten Tempranillos insbesondere im nordwestlichen Teil des Riojas (Rioja Alavese und Rioja Alta)
- Schiefer im Priorat, wo er Garnacha mit mineralischen Noten ergibt und „Llicorella“ heißt, oder in El Bierzo, wo er fruchtige und mineralische Mencias ergibt
- Schwemmland (Stein- und Sandböden in Flußnähe)
- Granit in Galizien, beispielsweise in Rías Baíxas, wo er dem Albarino eine gute Säurestruktur gibt und Frucht
- Vulkanische Böden, zum Beispiel auf den Kanaren
Rebsorten
Folgende Rebsorten werden am häufigsten in Spanien angebaut:
- Airén (22,3 Prozent)
- Tempranillo (20,8 Prozent, wird auf circa 200.000 Hektar angebaut – auf einer Fläche also, die fast doppelt so groß ist wie die Gesamtanbaufläche in Deutschland!)
- Bobal (6,4 Prozent)
- Garnacha (6,4 Prozent)
- Viura (4,7 Prozent)
- Monastrell (Mourvèdre, 4,4 Prozent)
- Tintorera (2,7 Prozent, Färbersorte wie Alicante Bouschet)
- Pardina (2,6 Prozent)
- Restliche Sorten (29,7 Prozent)
Modernisierung des Weinbaus
Zwar kam bereits 1850 der erste „moderne“, im Barrique ausgebaute Rotwein auf den Markt – in Rioja, wohin viele Winzer aus dem Bordeaux aufgrund der Reblauskatastrophe emigrierten -, aber erst seit circa zwanzig Jahren haben auch andere Regionen eine gute Stellung auf den internationalen Märkten. Der Wandel setzte 1995 ein, als die Weingesetze die Bewässerung erlaubten, obwohl sich das zunächst nur wenige Winzer leisten konnten. Dennoch können 37 Prozent der Anbaufläche in Spanien bewässert werden – hier stiegen die Erträge seither drastisch.
Hinzu kam, dass in Gegenden wie La Mancha (mit circa 170.000 Hektar die größte „Denominación“, wie die Appellationen genannt werden), die sich für maschinelle Ernte anbieten, nun auch die Erziehung an Drahtrahmensystemen eingeführt wurde. So begann vor etwa zwanzig Jahren eine Modernisierung im spanischen Weinbau und die Zahl der qualitätsorientierten Denominaciónes steigt seither ständig, wobei es bei circa 240.000 Winzern nur etwa 4.500 abfüllende Betriebe (oft Kooperativen) gibt!
Seit der Einführung des modernen Weinbaus steigt der Anteil an Qualitätsweinen in Spanien. Er liegt inzwischen bei rund fünfzig Prozent der Fläche beziehungsweise dreißig Prozent der Weinproduktion. Überraschenderweise sind etwa die Hälfte davon Weißweine, 27 Prozent Rotweine und 23 Prozent Roséweine. Jährlich werden auch etwa 200 Millionen Flaschen „Cava“ erzeugt (93 Prozent davon durch Freixenet, das sich zu 51 Prozent im Besitz der deutschen Sektmarke Henkell befindet). Damit ist Cava nach Prosecco und Champagner der meistverkaufte Schaumwein weltweit.
Klassifikation
Die Bedingungen beziehungsweise das „Reglemento“ für Weinbau in Spanien wird vom „Consejo Regulador“ definiert: Er legt die jeweils zugelassenen Rebsorten, den maximalen Hektarertrag, die Rebstockdichte und den -schnitt, die Herstellungsmethoden und vieles mehr für eine Weinbauregion fest. Erst nach der sensorischen Prüfung gibt er das Etikett frei. Die zentrale Behörde, der er unterstellt ist, ist das „Instituto Nacional de Denominacónes (INDO)“.
Seit 2010 unterscheidet das spanische Weinrecht folgende Weingüteklassen:
- Denominación de Origen Protegida (DOP): bisher 17 Vinos de Pago und zwei „Denominación de Origen Calificada (DOCa)“ sowie 68 DOs
- Indication Geografica Protegida (IGP): bisher 45 Vinos de la Tierra („Landweine“)
- Vino (unterliegen keiner Hierarchie und sind auch nicht gereift)
Neben dieser hierarchischen Klassifikation gibt es in Spanien auch eine für die Reifung beziehungsweise die Lagerung, das heißt Weine kommen in Spanien, anders als in Bordeaux mit seinem Subskriptionssystem, immer schon trinkfertig auf den Markt:
- Generico oder Joven: Jahrgangswein beziehungsweise Produkt ohne Marke
- Vino de Crianza: „Crianza“ bedeutet „Erziehung“, das heißt diese Weine müssen mindestens 24 Monate gereift sein, davon sechs Monate im Barrique und 18 in der Flasche (in Rioja und Ribera del Duero gilt: zwölf Monate im Barrique)
- Vino de Reserva: Reifung 36 Monate, davon zwölf im Barrique
- Vino de Gran Reserva: Reifung sechzig Monate, davon 18 im Barrique (in Rioja, Ribera del Duero und Penedes: 24 Monate)
Anbauregionen
Derzeit gibt es 68 Qualitätsanbaugebiete, die sich in Gebieten mit 14 Regionen befinden. Die wichtigsten sind:
- Oberes Ebrotal (Alta Ebro)
- Rioja
- Navarra
- Cariñena
- Calatayud
- Campo de Borja
- Somontana
- Baskenland
- Chacolí de Guetaria
- Chacolí de Vizcaya
- Katalonien
- Priorat
- Penedes
- Montsant
- Balearen
- Duerotal
- Ribera del Duero
- Cigales
- Toro
- Rueda
- Bierzo
- Nordwesten (Galizien)
- Valdeorras
- Ribeira Sacra
- Ribeiro
- Monterrei
- Rías Baíxas
- Levante
- Valencia
- Utiel-Requena
- Alicante
- Jumilla
- Yecla
- Bullas
- Castilla-La Mancha
- La Mancha
- Valdepenas
- Vinos de Madrid
- Manchuela
- Extremadura
- Ribera del Guadiana
- Andalusia
- Málaga
- Sierras de Málaga
- Montilla-Moriles
- Huelva
- Kanaren
Alta Ebro
Der Ebro fließt von der kantabrischen Kordillere im Norden südostwärts, bis er in Katalonien das Mittelmeer erreicht. Mit insgesamt 910 Kilometer Länge ist er nach dem Tajo (portugiesisch: Tejo) der zweitlängste Fluß in Spanien. Sein Oberlauf umfaßt folgende Gebiete (DOs):
- Navarra
- Rioja
- in Aragón:
- Campo de Borja
- Calatayud
- Carinena
- Somontana

Aragón
Anders als in den berühmten Nachbarregionen Navarra und Rioja gedeihen die Rebstöcke in Aragón nicht so gut: Im Westen von Somontana beispielsweise verhindert der raue Atlantikwind ein Gedeihen von Reben, im Süden liegt Wüste mit salzigen Böden.
In Campo de Borja bringen hoch gelegene Buschrebenpflanzungen von Tempranillo und Garnacha preiswerte, saftige Rotweine hervor (in Eiche ausgebaut). Das kontinentale Klima und ein kalter, trockener Nordwestwind („cierzo“) sind dabei hilfreich. Das Klima ähnelt dem in der DO Calatayud, wo ebenfalls fruchtige, junge Weine von Garnacha entstehen.
Ebenfalls in der Provinz Aragón liegt die DO Cariñena. In ihr hat die gleichnamige Rebsorte (die in Frankreich als Carignan bekannt ist) ihren Ursprung, vermutlich in der Gegend um die Ortschaft Cariñena in der Provinz Aragón, von wo aus sie sich ab dem 12. Jahrhundert zunächst nach Rioja ausbreitete und schließlich praktisch im gesamten Mittelmeerraum. Obwohl die Rebsorte Cariñena also ziemlich sicher aus Aragón stammt, wird sie dort, am Alta Ebro, praktisch nicht mehr verbreitet angebaut – in dem Wein der nach ihr benannten Appellation Cariñena ist sie sogar noch nicht einmal die bestimmende Rebsorte – auch hier steht inzwischen Garnacha im Vordergrund.
Die junge Do Somontana, was „am Fuße der Berge“ bedeutet, in dem Fall der Pyrenäen im Norden, repräsentiert gewissermaßen das „internationale Spanien“: Auf Initiative der Regionalregierung werden hier seit Ende der 1980er Jahre auch internationale Rebsorten angebaut. Die Anbaufläche hat sich allein bis 2011 auf fast 4.750 Hektar verdoppelt. Mildes Klima und mehr Regen als auf der iberischen Meseta üblich begünstigen den Weinbau.
Navarra
Die Rebflächen der DO Navarra erstrecken sich zischen der nord-östlichen Grenze zu Rioja bis in die Ausläufer der Pyrenäen. Das Klima in Navarra besteht aus drei Subzonen:
- der Nordwesten genießt atlantische Klima, während
- der Nordosten kontinental geprägt ist.
- Im Süden, östlich von Rioja Baja, ist das Klima mediterran und der jährliche Niederschlag unterschreitet das anerkannte Minimum von 500 Milimeter pro Jahr.
Es gibt also Unterschiede zwischen dem kühlen und gebirgigen Norden (750 Meter hoch) und den wüstenartigen, trockenen und flachen Subzonen im Süden, wo häufig auch Merlot angebaut wird, während man im Norden beispielsweise auch Chardonnay findet (in einem ähnlichen, fruchtig-opulenten Stil wie in Pouilly-Fuissé, durch die Kühle, die von den Pyrenäen herunterströmt).
Navarra ist seit 1975 eine DO. Auf 11.400 Hektar werden insgesamt 460.000 Hektoliter Wein erzeugt, vorwiegend Rotwein aus Tempranillo, der aber auch mit anderen Rioja-Sorten (sowie Cabernet Sauvignon und Merlot) verschnitten wird. Die Weinstile reichen von preisgünstigem „Generico“ bis zur „Gran Reserva“ der Spitzenqualität.
Daneben werden aber auch Rosés aus Garnacha erzeugt. Sie wird früh gelesen, solange sie noch hohe Säure und geringe Zuckerwerte aufweist (ingesamt circa ein Drittel der Produktion). Sie werden nur mittels Saignée-Verfahren beziehungsweise „free-run-Mosten“ hergestellt, wodurch einfache, erfrischende und fruchtige Weine mit mittlerem Alkoholgehalt entstehen (sehr weicher Stil, der beispielsweise zu gefüllter Paprika paßt).
Weißweine machen nur einen geringen Teil der Produktion aus und sind meist aus Viura, aber auch Chardonnay und Sauvignon Blanc erzeugt.
Rioja
Etwa 63.500 Hektar werden in Rioja heute als Rebfläche genutzt. Als Anbaugebiet kann die Region dabei auf eine lange Geschichte zurückblicken – die Umstellung auf modernen, gewerblichen Weinbau allerdings erfolgte erst Ende des 19. Jahrhunderts: Aufgrund der Reblauskatastrophe im benachbarten Bordeaux emigrierten damals nämlich viele Winzer nach Rioja. Sie veränderten die Region und den Weinbau: mit ihnen wurde Rioja zum Massenanbaugebiet und erlebte seine wirtschaftliche Blütezeit.
Ab 1860 begannen Marqués de Riscal und Marqués de Murrieta in Rioja damit, die ersten gewerblichen Bodegas des modernen Weinzeitalters, mit Flaschenabfüllung, zu errichten. Sie orientierten sich dabei am Chateau-System von Bordeaux, wo sich die Weinberge um das Weingut im Zentrum befanden. Dadurch war der Weg zu den Rebstöcken kürzer und wirtschaftlicher – und eine Verarbeitung der Reben ökonomischer. Auf den großen Weingütern wurde der Wein fortan auch, nach einer jahrelangen Reifung in kleinen Eichenfässern, in Flaschen abgefüllt.
Zentrum des Weinbaus in Rioja war um 1870 Haro: von hier aus führte die neu gebaute Eisenbahn zum Hafen von Bilbao und von dort aus nach Frankreich. In Haro konstruierte Gustave Eiffel (1832-1923) auch erstmals einen freitragenden Dachstuhl ohne Stützen – und zwar für das Fasslager von „CVNE“. Denn große Lagerhallen für die kleinen Holzfässer wurden von nun an gebraucht: der lange Ausbau im Barrique sollte zum charakteristischen Merkmal traditioneller Riojas werden.
Zwar kam bereits 1850 der erste „moderne“, im Barrique ausgebaute, Rotwein auf den Markt, aber erst jetzt begann man, nach französischem Vorbild, mit dem massenhaften Ausbau der Weine in den kleinen Holzfässern. 95 Prozent der Weine werden im Rioja heutzutage so ausgebaut. Mit circa 1,3 Millionen Barriques findet sich in Rioja die höchste Dichte der Welt. Verwendet wurde traditionell amerikanische Eiche (die für die intensiven, süßeren Kokos- und Vanillenoten im Rioja-Wein verantwortlich ist), inzwischen wird aber auch viel französisches Holz benutzt (das etwas feinere Würzaromen in den Wein bringt, Nelke beispielsweise) – wenn auch vornehmlich von spanischen Küfern in Logrono verarbeitet.
Obwohl der Ausbau der Weine im Barrique aus Bordeaux übernommen wurde, gibt es doch einen erheblichen Unterschied: Anders als in Bordeaux mit seinem Subskriptionssystem und der anschließenden Reifung des Weins in der Flasche im Keller des Käufers, kommen die Weine aus Rioja immer schon trinkfertig, das heißt fertig gereift, auf den Markt. An der Farbe des Rückenetiketts erkennt man das Alter der gereiften Weine:
- hellgrün: Generico beziehungsweise Joven
- hellrot: Crianza
- dunkelrot: Reserva
- blau: Gran Reserva
Ein Joven wird ohne Eichenausbau abgefüllt, ein Vino de Crianza muss mindestens zwölf Monate in „barricas“ verbracht habe, eine Reserva drei Jahre gereift sein, davon ebenfalls zwölf Monate im kleinen Eichenfass und eine Gran Reserva muss fünf Jahre alt sein und davon zwei Jahre im Barrique verbracht haben.
Die Kategorien „Reserva“ und „Gran Reserva“ wurden speziell zur Honorierung der Eichenreifung eingeführt – auch wenn immer mehr Erzeuger inzwischen mehr nach Intensität statt nach Alter streben. Deshalb wird länger eingemaischt und früher abgefüllt. Typisch für „Crianzas“ hingegen ist die sogenannte Kohlensäuremaischung („Máceration Carbonique“) mit ganzen Trauben. Wein wird in Rioja während der Reifezeit traditionell mit Sauerstoff in Kontakt gebracht, indem man sie – ähnlich wie in einem Solera-System – von einem Barrique ins andere umfüllt, wobei die Sedimente im alten Fass verbleiben. Die Weine sind dadurch nicht trübe.

Als erstes Anbaugebiet Spaniens wurde Rioja 1926 gesetzlich eingegrenzt und erhielt 1991 als einzige Region in Spanien neben dem Priorat den DOCa-Status als höchstmögliche Klassifizierung ihrer Weine. Die DOCa Rioja erstreckt sich innerhalb der Weinanbauregion Oberer Ebro, das heißt über 120 Kilometer entlang des Ebro, und gliedert sich in drei Unterzonen, die sich um die Hauptstadt Logrono gruppieren:
- Rioja Alavese im baskischen Nordosten (Alava), nahe des Kantabrischen Gebirges („Sierra de Cantabria“), das alle Wolken von Alavese fern hält, mit kalkhaltigen Böden
- Rioja Alta im Nordwesten, aber südlich des Ebro
- Rioja Baja im Süden (auch „Oriental“ genannt), entspricht mit seinem Kieselboden der südlichen Rhône, ist aber kühler
Ohne die massive Felswand des Kantabrischen Gebirges hätten die Reben keine Chance gegen die heftigen Atlantikwinde. Das gilt insbesondere für Rioja Alavese und Rioja Alta, die beide unter atlantischem Einfluß stehen. In Rioja Baja ist das Klima weniger atlantisch-maritim, deshalb kann Garnacha hier ausreifen, während man in Rioja Alta und Rioja Alavese hauptsächlich auf Tempranillo setzt. Das Klima ingesamt ist geprägt von heißen Sommern und strengen Winter: 2017 sind fast fünfzig Prozent der Ernte in Rioja wegen Frostschäden ausgefallen. Der jährliche Niederschlag ist gering, weshalb Trockenheit ein ernstzunehmendes Thema für die Winzer ist.
Die höchste Region des Rioja ist das Rioja Alta mit Logrono als Zentrum und Haro als weitere bedeutende Stadt. Etwa ein Drittel der Rebfläche von insgesamt 63.500 Hektar stehen hier. Die Weinberge liegen auf einer Höhe von 500 bis 800 Metern (in Ribera del Duero zum Vergleich, wo ebenfalls überwiegend Tempranillo angebaut wird, sind es ebenso 700 bis 800 Meter).
Die Böden in Rioja Alta befinden sich am Südufer des Ebro und bestehen aus rotem, eishaltem Ton, sowie Schwemmlandböden von den sieben Zuflüssen des Ebro. Das Klima hier ist etwas kühler – es gibt etwa eine Differenz von zwei Wochen bei der Erntezeit verglichen zum südlicheren Rioja Baja.
Am Nordufer, in Rioja Alavese, gibt es mehr Südhänge und einheitlichere Ton- und ärmere Kalkböden: die Böden werden hier heller („cremiger“). Zusammen mit der Exposition Richtung Sonne bestehen so optimale Reifebedingungen, entsprechend finden sich viele kleine Toperzeuger hier. Etwa 11.500 Hektar sind mit Rebstöcken bepflanzt.
In Rioja Baja sind 18.000 Hektar bepflanzt. Der Boden besteht aus Schluff und Ton, die Hauptrebsorte ist Garnacha (Grenache) und Reben sind praktisch die einzige Nutzpflanze. Hier herrscht eher mediterranes Klima, entsprechend kann die die Garnacha-Rebe gut ausreifen. Die Lese dauert bis Mitte November. Wie im katalonischen Priorat hilft auch hier eine Nord-Ost-Ausrichtung für elegantere Weine. Die Landschaft ist ein Flickenteppich aus kleinen Parzellen mit niedrigen Buschreben (traditionell hatte früher jede Familie eine eigene Parzelle, deshalb ist heute die Region sehr zersplittert). Rioja Baja ist aufgrund des Windes „cierzo“ und des geringen Niederschlages trocken.
Im gesamten Rioja gibt es bislang keine Bodenklassifizierung nach dem Vorbild Burgunds. Diese wurde erst 2019 eingeführt: Über dem Bereichswein steht seither der Ortswein („municipio“) und darüber der Einzellagenwein („vineto singular“). Wie beispielsweise Telmo Rodriguez versucht auch Alvaro Palacios den Terroirgedanken des Burgund (oder auch des Verbands der Prädikatweingüter (VDP) in Deutschland) in Rioja zu etablieren (und darüber hinaus in ganz Spanien). Auf seine Initiative wird das neue Bezeichnungssystem eingeführt.
Bei den insgesamt nur etwa 600 Erzeugern in Rioja stand bisher immer der Stil der Weine im Vordergrund, nicht das Terroir. Auch deshalb sind hier nur zehn Prozent der Reben älter als vierzig Jahre und nur ein Prozent über 100-jährige Reben. Die dominierende Rebsorte ist dabei Tempranillo, der auf insgesamt 51.000 Hektar (von 65.000) angebaut wird. Tempranillo heißt übersetzt: das „Frühchen“, das heißt er hat einen kurzen Wachstumszyklus und gedeiht in kühleren Bereichen mit großen Temperaturunterschieden zwischen Tag und Nacht am Besten, da er von Natur aus wenig Säure hat. In wärmeren Gegenden wie dem Rioja Baja fehlt den Weinen aus der dickschaligen Tempranillo-Traube mitunter die nötige Säure.
Tempranillos wurden traditionell als Buschrebe erzogen, da er aber kräftig und aufrecht wächst – anders als beispielsweise Syrah, der Unterstützungssysteme unbedingt braucht – kann Tempranillo auch am Drahtrahmen erzogen werden, was seine maschinelle Bearbeitung möglich macht.
Da es in Rioja traditionell immer weniger ums Terroir, als um den Weinstil ging, war Rioja eine klassische „blending area“, wo verschieden Rebsorten miteinander verschnitten wurden und Weine mit wenig Extraktion und langer Reifezeit im Barrique entstanden – die weniger von Frucht als von Eichenholznoten bestimmt waren. Tempranillo wurde dabei gerne mit saftigen Traubensorten wie beispielsweise Garnacha – die im warmen Rioja Baja am besten gedeiht – verschnitten, von deren Körper, Alkohol und Duft Tempranillo profitiert.
In Rioja kann Garnacha (und andere Sorten) im Verschnitt mit Tempranillo auftauchen, in den besten Weinen jedoch ist sie eher selten. Dem eher traditionellen Verständnis eines Rioja-Weines steht dabei inzwischen ein moderneres gegenüber, bei dem Tempranillos reinsortig gemacht werden – bei dem man bestrebt ist, die Fruchtaromen und Tannine zur Geltung zu bringen. Entsprechend maischt man hier lange ein, wodurch die Extraktion höher ist, und läßt die Weine dafür umgekehrt kürzere Zeit reifen. Dadurch entstehen elegantere Weine – keine ausgesprochenen Tanninpakete mehr. Ein solcher Tempranillo-Wein hat dann weniger Geschmacksnuancen von Tabakblättern, Gewürzen oder auch Leder, sondern womöglich fruchtigere Aromen von Kirsche, Brombeere und Pflaume.
Tempranillo und Garnacha, die in Rioja Baja am Besten gedeiht, dominieren den Weinbau. Weniger verbreitet in Rioja sind Mazuelo (Carinena), die farbintensive, säure- und tanninreiche Weine liefert („der grobe Klotz“), sowie Graciano, mit kraftvollen Aromen dunkler Früchte, Säure und Tannin, außerdem Maturana tinta für Schwarzbeerigkeit.
Etwa ein Siebtel der in Rioja gepflanzten Reben liefert Weißwein. Dabei handelt es sich fast ausnahmslos um die säuerliche Viura (Macabeo) – es gibt aber noch sieben weitere zugelassene Sorten wie beispielsweise Malvasia. Viele Bodegas verzichten inzwischen auf langjährige Fassreifung und erzeugen ihre Weißweine durch lange, langsame Gärung mit sofortiger Abfüllung um die primären Traubenaromen einzufangen sowie ihre Frische. Etwa 15 Prozent der Produktion besteht aus blassen Rosados.
Baskenland
Chacolí de Guetaria, auf baskisch „Getariako Txakolina“ genannt, und Chacolí de Vizcaya (Bizkaiko Txakolina) sind die beiden kleinen DOs des Baskenlandes im Norden Spaniens, am Golf von Bizkaya. Das Gros der Weine aus den beiden Appellationen ist Weißwein und wird aus der authochthonen Rebsorte Ondarribi Zuri gemacht. Sie zeichnet sich durch Mineralik, eine frische Säure und Aromen grüner Äpfel aus – wird allerdings nur in so geringen Mengen hergestellt, dass sich ein Export praktisch nicht lohnt und die Weine entsprechend vornehmlich vor Ort getrunken und in Bechergläsern serviert werden. Da allerdings passen sie hervorragend zur baskischen Küche, die gleichzeitig vom Meer und vom hügeligen Landesinneren beeinflusst ist und sich inzwischen weit über die Landesgrenzen hinaus einen Namen gemacht hat: Nirgends auf der Welt ist die Dichte an Sternerestaurants größer als in der Region um Bilbao.
Catalunya
Katalonien ist mit circa 60.000 Hektar eine der größten Regionen Spaniens und nimmt die Nordostecke des Landes ein. Ein Gros der Rebflächen konzentriert sich auf ein Gebiet südlich von Barcelona, das die Küstenebene und die angrenzenden Hügel im Westen umschließt. Katalonien liegt auf derselben Höhe wie die Toskana und wird im Norden durch die Pyrenäen geschützt. Allerdings bieten sich zwischen den mediterranen Bedingungen an der Küste und dem subalpinen Klima im Norden viel Raum für unterschiedlichste Weine.
Katalonien verfügt über zehn Anbauzonen mit kontrollierter Ursprungsbezeichnung sowie zwei generische DOs (Cava und Catalunya), außerdem gehören auch die Balearen mit zwei DOs zu Katalonien (Weine aus den beiden mallorquinischen Denominaciónes Binissalem und Plà i llevant werden zu 86 Prozent auf der Insel getrunken). Die wichtigsten sind:
- Priorato
- Penedès
- Montsant

Penedès
Penedès erstreckt sich von der Mittelmeerküste bis auf 800 Meter hinauf in die Hügel, entsprechend unterschiedlich sind die jeweiligen klimatischen Bedingungen und Weinstile. Überwiegend erzeugt aber werden hier Weißweine, insbesondere die für die Cava-Produktion benötigten Sorten Macabeo, Xarel-lo und Parellada. Internationale Sorten sin in Penedès verbreiteter als im übrigen Spanien.
Insbesondere Miguel Torres hat Penedès und Katalonien seit den 1960er Jahren international bekannt gemacht. Seine Flächen sind mit Chardonnay, Riesling, Sauvignon Blanc, Cabernet Sauvignon, Merlot, Pinot Noir sowie den traditionellen Sorten bepflanzt. Die 1999 gegründete DO Catalunya als generische DO wurde in erster Linie wegen Torres eingeführt, um dem expandierenden Unternehmen die zu enge Denominación Penedès für ihre Einstiegsweine zu öffnen.
Schaumwein wird in Spanien Cava genannt. Fast alle Cava, nämlich 98,2 Prozent, werden in Catalunya produziert – und hier insbesondere in Penedès. Daneben aber entsteht Cava auch noch in anderen Gebieten (zum Beispiel in Valencia) – sie ist also eine Denominación (DO) aus nicht zusammenhängenden Gebieten. In Katalonien konzentriert sich die Produktion größtenteils rund um die Stadt Sant Sadurni d`Anoia.
Während bei anderen Schaumweinen rote Rebsorten praktisch immer weiß gepresst werden, besteht der Cava gewöhnlich nur aus Weißweinrebsorten, das heißt, es sind zwar ingesamt neuen verschiedene Sorten – auch rote – für ihn zugelassenen, verwendet werden aber üblicherweise weitestgehend nur folgende:
- Macabeo (Viura): steuert Säure und Frucht bei
- Parellada: aus dem Hochland, für Eleganz und Mineralität
- Xarel-lo: eine hochwertige Traubensorte, die Struktur und Farbe bringt sowie erdige und gelbfruchtige Aromen
Diese drei Rebsorten wachsen auf insgesamt etwa 33.000 Hektar (in der Champagne sind es im Vergleich 35.000 Hektar, im Prosecco-Gebiet sind es 7.500 Hektar) und überwiegend auf Kalk– und Lehmböden. Die Chaptalisation ist bei Cava gesetzlich verboten und es wird auch kein biologischer Säureabbau (BSA) beim Grundwein gemacht, um die geringe Säure zu erhalten (das ist ist in der Champagne teilweise anders). Cava ist insofern nicht so säurebetont wie Champagner. Wie deutscher Sekt muß auch er mindestens neun Monate in der Flasche reifen (Hefekontakt haben), Reservas 15 Monate, Gran Reservas 30 Monate und Einzellagen-Cavas sogar 36 Monate.
Montsant
Montsant umschließt die kleinere, aber hochwertigere DOCa Priorat im Westen und schützt es so. In Montsant entstehen konzentrierte Rotweine aus einer Vielzahl von Rebsorten, doch fehlt dem Gebiet der ausgezeichnete Boden des Priorat. Hauptrebsorten sind Carinena, Garnacha und Syrah. („Montsant“ ist eigentlich ein kleiner Ebro-Nebenfluß.)
Priorat
Das Priorat ist neben Rioja die zweite DOCa in Spanien. Die Weinberge des Priorato liegen in einem hügeligen Gebiet im Landesinnern, innerhalb der Provinz Tarragona (einer Hafenstadt mit eigener DO südlich der DO Montsant) und ist umgeben von der Serra de Montsant. Es umfaßt 1.725 Hektar steiler, vulkanischer Hanglagen, besonders ist jedoch der „llicorella“ genannte Boden aus dunkelbraunem Schiefer mit glitzerndem Quarzit. (Die Llicorella verhindert, daß man im Priorat Erde sieht. Diese „wandert unvermittelt ins Glas“: Die Weine schmecken mitunter fast petrolig und asphaltig.) Er reflektiert und speichert die Wärme, kann aber während der gesamten Wachstumsperiode auch ausreichend Wasser speichern. Das ist wichtig, weil der jährliche Niederschlag bei kaum 400 Millimeter liegt. Kühle Nächte sorgen für eine Linderung der Hitze im Sommer.
Aufgrund der steilen Hänge betreibt man im Priorat Terrassenweinbau. Die Reben werden als Busch erzogen. Im Norden des Priorat, in Umbrias, sind die Weinberge nach Nord-Ost ausgerichtet, um in der Hitze nicht auch noch der direkten Sonnenstrahlung ausgesetzt zu sein; Hier wächst eleganter Garnacha – insbesondere in den bis zu 1.000 Meter hoch gelegenen, kühleren Dörfern. Im Süden, in Sodanos, wächst Carinena, die mit Abstand häufigste Rebsorte in Catalunya.
Weinbau im Priorat ist aufwendig. Der geringe Nährstoffgehalt und das Alter der Reben lassen nur geringe Erträge zu (teilweise nur zwölf Hektoliter pro Hektar bei einer Rebdichte von durchschnittlich 5.000 Stöcken pro Hektar). Deshalb sind Priorat-Weine teuer, obwohl fast nur generische Weine erzeugt werden.
Roter Priorat ist, anders als Burgunder, wuchtig und muskulös. Er ist in der Regel dunkelrot und tanninstark mit mittleren bis hohem Alkohol-Gehalt und konzentrierten Aromen schwarzer Frucht – und oft im französischen Barrique gereift. Im übrigen Spanien wird massiv auf amerikanische Eiche gesetzt: Sie ist günstiger, da sie viel schneller wächst, und macht sich bisweilen durch prägnante Vanille- und Kokosnoten bemerkbar.
Duero-Tal
Die Mehrzahl der Weingärten von Kastillien und Léon liegt hoch am Oberlauf des Duero, der in den Bergen südlich von Rioja entspringt und bis nach Portugal fließt, wo er Douro genannt wird. Der Duero entwässert die Meseta Central im Norden. An seinen Ufern liegen die DOs:
- Ribera del Duero
- Cigales
- Rueda
- Toro
- Bierzo

Ribera del Duero
An den Ufern des Duero, der Ribera del Duero, reifen einige der größten und teuersten Rotweine Spaniens. Sie waren noch vor dreißig Jahren kaum bekannt, machen heute aber Rioja den Rang streitig. Seit 1982 DO, gibt es dort heute circa 200 Bodegas.
Ein Kranz von Bergen schottet Ribera del Duero gegen jeglichen Meereseinfluß ab. Die Sommer sind kurz, heißt und trocken, die Winter lang und frostkalt (auch die Gefahr von Spätfrosten im Frühjahr besteht immer). Die Nächte sind hier in 850 Metern Höhe kühl – und die Weine entsprechend mit besonders lebendiger Säure beseelt.
Derzeit stehen 20.000 Hektar unter Reben, also etwa ein Drittel von Rioja. Auf den meisten gedeiht Tempranillo, der hier „Tinto fino“ oder „Tinto del Pais“ genannt wird. Daneben gibt es die internationalen Sorten Cabernet Sauvignon, Merlot, Malbec, aber keine Weißweine, außer Albarino zum Nachsäuern (maximal ein Prozent).
Tempranillo ist eine dickschalige Rebsorte, die in heißen Klimata ohne deutliche Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht mitunter Weine erbringt, denen zur idealen Ausgewogenheit die nötige Säure fehlt. „Tempranillo“ heißt übersetzt: das „Frühchen“, das heißt er hat einen kurzen Wachstumszyklus. Deshalb gedeiht er in Meeresnähe, wo Winde kühlen, oder auf kargen Höhenlagen am Besten: Tempranillo liefert hier bessere Ergebnisse, weil sommerliche Temperaturen durch oder die Höhe gemildert wird – wie auf dem breiten Hochplateau von Ribera del Douro, wo Tempranillo auch oft reinsortig ausgebaut wird (und auch „süssere“ Tannine hat).
Den ersten Beweis, dass Ribera del Duero das Zeug zu feinstem Rotwein hat, lieferte Vega Sicilia: Seine Flächen wurden um 1860 bestockt, zu einer Zeit, als Rioja unter den Einfluß von Bordeaux geriet. Der Keller, ein alter Stollenkeller, wurde 1864 in einem Kalksteinhügel in 730 Meter Höhe am Südufer des Duero aus der Taufe gehoben. Man importierte internationale Sorten aus Bordeaux und Tinto fino sowie Garnacha. Für die legendäre Reserva „Unico“ wird nun ungepresster Vin de Goutée verwendet, den man 15 Tage vergärt beziehungsweise bis zu sechs Jahren in verschiedenen Fässern reif, den „Valbuema“ bis zu fünf Jahre.
Cigales
In der DO Cigales nördlich des Duero wird neben preiswerten Rosados auch guter Rotwein aus Tempranillo hergestellt, der hier auf felsigen Böden und einem trockenen, rauen Klima auf 560 bis 800 Meter mit wenig Niederschlag wächst. Dürre und Fröste sind hier das Hauptproblem, Funghizide sind selten nötig. Cigales liegt höher und ist kühler als das südwestlich gelegene Toro, weshalb seine Weine auch gelegentlich mehr Struktur haben. Rund vierzig Kellereien sind hier aktiv.
Rueda
Zwischen Ribera del Douro im Osten und Toro im Westen gelegen, unterscheidet sich die DO Rueda von seinen Nachbarn dadurch, daß hier auf den etwa 15.000 Hektar saftige, aromaintensive Weißweine angebaut werden. Seit 1980 ist Rueda eine Denominación. Sie besteht aus 74 Ortschaften im Gebiet Kastilien-Léon, mit Valladolid als Provinzhauptstadt, und ist auf einer Hochebene in 700 bis 800 Meter Höhe gelegen. Hier herrscht ein markantes, hartes, kontinentales Klima mit langen, kalten Wintern und kurzen Frühjahren (mit Nachtfrösten), sowie trockenen und heißen Sommern mit viel Sonne (durschnittlich 2.600 Stunden im Jahr). Übers Jahr fallen hier nur 300 bis 500 Millimeter Niederschlag, weshalb sich die Rebstöcke tief ins Erdreich verwurzeln müssen. Die hohe Kontinentalität (über den Tag bis zu 25 Grad) sorgt für ein Gleichgewicht zwischen Zuckergehalt und Säure und ist ideal für die autochthone Rebsorte Verdejo.
Verdejo ist eine Kreuzung, an der unter anderem der Traminer beteiligt ist, wie auch bei der Sauvignon Blanc, die in Rueda ebenfalls auf 750 Hektar angebaut wird. Verdejo ist zwischen 1050 und 1100 in Spanien aufgetraucht und zeigt kräuterige, würzige Aromen (Fenchel, Brennessel), sowie Stachelbeere, vegetabile Noten und hat eine leichte Bitternote (Apfelkerne), die aber nicht mit der grasigen Note des Sauvignon Blanc verwechselt werden darf. Ihm gegenüber hat Verdejo einen schlankeren Körper und viel Säure. Das Klima der Hochebene sowie die lange Sonnenscheindauer von 2.600 Stunden begünstigen eine langsame und späte Reifung der Trauben und verhelfen zu einer exzellenten Säurestruktur und Extrakt.
Die armen Böden von Ruedo sind neben dem Klima der zweite Faktor für die Identität der Weißweine. Rueda erstreckt sich nördlich und südlich entlang des Duero und ist geprägt von Schwemmlandböden und Kiesterrassen. Braune Böden wechseln sich mit Steinböden ab (teils sandig, teils lehmig), was einem typischen Schotterboden entspricht. In höheren Lagen dominiert Kalk, der den Weinen eine mineralische Stuktur verleiht.
Erzogen werden die Reben in Rueda hauptsächlich am Drahtrahmen, weshalb auch maschinell gelesen werden kann – angepaßt an den jeweils perfekten Lesezeitpunkt: Da die Verdejo-Trauben ihre Säure gut halten und nicht an Frische verlieren, können sie zur Entwicklung ihres vollen Mineralpotentials später gepflückt werden als der einfachere Sauvignon Blanc. Vergoren werden die Trauben dann bisweilen Nachts in Stahltanks (temperaturkontrolliert) mit Vorklärung und Filtration. Bisweilen geht es bei generischen Weinen darum, die primären Fruchtaromen zu erhalten, es gibt aber auch vollere, fassvergorene Versionen.
In Rueda gibt es keine Klassifizierungen, sondern Typen:
- gelbes Etikett: Rueda (muss mindestens 50 Prozent Verdejo enthalten und 11 Volumenprozent Alkohol haben)
- rosa Etikett: Rueda Verdejo (muss mindestens 85 Prozent Verdejo enthalten und 11,5 Volumenprozent Alkohol aufweisen)
- oranges Etikett: Rueda Dorado (ein auf 15 Volumenprozent aufgespriter Wein)
- grünes Etikett: Rueda Sauvignon (mit mindestens 85 Prozent Sauvignon Blanc)
Wie auch in den anderen Duero-DOs wurde auch in Rueda das Potential der Weine für den internationalen Markt von Personen von Ausserhalb erkannt: Hier war es Marqués de Riscal aus Rioja, der bereits in den 1970er Jahren seine Weißwein-Produktion hierher verlegte und in moderne Technologien investierte. Auf 220 Hektar produziert Marqués de Riscal beispielhalften Verdejo und Sauvignon blanc.
Aus dem Bordeaux ist 1994 Didier Belondrade (mit seiner inzwischen geschiedenen Frau Brigitte Lurton) nach Rueda gekommen. In seinem Weingut entsteht als Hauptwein ein fassvergorener Verdejo mit viel Körper und ausgeprägten Röstaromen, sowie schöner Balance zwischen cremiger Reife und Frische.
Toro
In der DO Toro herrscht vielleicht das heißeste Klima der kastilischen Denominaciónes. Die hier vorwiegend aus Tempranillo erzeugten Rotweine galten als rustikal und kraftvoll mit intensiven Fruchtaromen und bisweilen viel Alkohol. Der Schlüssel zur Qualität liegt wie auch in den anderen DOs in der Höhe von 750 Meter und ist ein Ergebnis der hohen Temperaturen, der Sonne, und der geringen Erträge der Buschreben: Die Winzer können darauf zählen, daß kühle Nächte Farbe und Aromen, die die Trauben an den glühenden Sommertagen auf den roten Ton– und Sandböden aufbauen „fixieren“.
Die extrem niedrige Pflanzdichte ist dem wüstenähnlichen Klima mit unter 400 Millimeter Regen im Jahr geschuldet. Ein Teil der „Tinta da Toro“ (aus Tempranillo), die auf 85 Prozent der Rebfläche wächst, wird durch Kohlensäuremaischung („Máceration Carbonique“) schnell vinifiziert und jung und saftig verkauft (Joven ist in der Regel mit Garnacha-Anteil). Das Gros aber baut man in Barriques aus, Riservas mindestens 12 Monate. Sie sind dunkel und tanninstark und haben ein gutes Reifepotential.
Bierzo
Die DO Bierzo liegt zwar noch in Léon, aber nicht im Duero-Tal, sondern weiter nördlich in den Bergen, in einem Talkessel an der Grenze zwischen Galizien und der Meseta Central. Etwa 4.300 Hektar Rebfläche werden hier bewirtschaftet. In der vornehmlich auf Rotweine konzentrierten DO herrrscht gemäßigtes, feuchteres Klima, das bereits vom nahen Atlantik und seiner kühlenden Wirkung geprägt wird. Hier herrscht also, anders als im Duero-Tal, kein Hochland-Klima: die durchschnittliche Niederschlagsmenge liegt bei etwa 800 Millimeter, die Durchschnittstemperatur beträgt 13 Grad mit etwa 2.700 Sonnenstunden jährlich. Bierzo befindet sich gewissermaßen an einer Schnittstelle zwischen der kastilischen Fleischküche und der atlantischen Fischküche – das kantabrische Gebirge fungiert als Klimascheide.
Die Hauptrebsorte in Bierzo ist die rote Mencia, die elegante Weine mit viel Säure und rotfruchtigen, balsamischen Aromen sowie wenig massives Tannin bringt. Sie ist üppig und extraktreicht, leicht kräuterig mit feinen Bitternoten (weniger Säure als in Galizien, weniger Körper als im restlichen Kastilien-Léon). Mencia steht in Spanien auf insgesamt 11.300 Hektar, insbesondere in Bierzo (3.000 Hektar), aber auch in Ribeira Sacra, Rías Baíxa und Valdeorras. Sie liegt an neunter Stelle der meistangebauten Rebsorten Spaniens.
Auf den Mencia-Weinbergen in Bierzo, die auf 400 bis 1.000 Meter Höhe liegen, stehen bis zu siebzig Prozent alte Reben. Die Rebbergsböden an den Bergtälern bestehen aus Sedimentgestein, Granit und Schiefer, in der Talebene herrscht Schwemmland vor.
Fasziniert von den hier untypischen Schieferterrassen, haben sich Alvarao Palacios und sein Neffe Ricardo hier betätigt und den Mencia beziehungsweise das Bierzo international bekannt gemacht. Sie arbeiten hier mit 140 Winzern zusammen, die 450 Weinberge bewirtschaften. Im Gegensatz zur früheren Generation konzentrierter, starker Weine, und um die durftenden Noten roter Früchte (Kirsche) zu erhalten verzichtet Alvaro Palacios auf den Einsatz neuer Eiche.
Nicht alle der inzwischen über siebzig Kellereien produzieren auf dem selben Niveau, aber Raúl Pérez gehört dazu. Auch er versucht, die Lebendigkeit und animierende Frische, wie sie auch Burgund-Liebhaber suchen, zu bewahren. Mächtige Weine für Bordeaux-Trinker sind eher aus Tempranillo und kommen aus Toro und Ribera del Duero.
Nordwesten (Galizien)
Im Nordwesten Spaniens liegt die Region Galizien mit der Hauptstadt Santiago de Compostela. Der Name „Galizien“ kommt vom keltischen Volk der Gallaeker, die im Altertum hier siedelten. Infolge des atlantischen Einflusses ist Galizien kühler und nasser als der Rest des Landes. Daher kommen von hier viele der besten spanischen Weißweine.
Fast alle spanischen Weißweine müssen aufgesäuert werden – nur in Galizien nicht. Weiter westlich, im Grenzgebiet zu Léon, wird auch erfrischender Rotwein angebaut. Folgende Denominaciónes findet man hier:
- Valdeorras
- Ribeira Sacra
- Ribeiro
- Monterrei
- Rías Baixas

Valdeorras
Die DO Valdeorras ist eine sehr gebirgige Region mit atlantischem Klima und kargen Böden: Unter einer sandigen Oberfläche befindet sich pures Granit. Entsprechend hat sich Valdeorras mit frischen, spritzigen Weißweinen aus der Godello-Traube einen Namen gemacht. Viele alte Reben (50 bis 100 Jahre alt) stehen hier, beispielsweise in den Bodegas Valdesil, einem Bioweingut, dass einen sortenreinen Godell mit Aromen von Birne mit präsenter Säure, Lindenblüten-Aromen sowie nussigen Noten erzeugt. Aber auch Rotweine aus Mencia und autochthonen galizischen Rebsorten bauen sich einen guten Ruf auf.
Riberia Sacra
In der DO Ribeira Sacra wird unter archaischen Bedingungen auf steilsten Schieferterrassen über zwei Flüssen interessanter Rotwein und guter Godello angebaut.
Ribeiro
Die DO Ribeiro weiter westlich an der Grenze zum Vinho-Verde-Gebiet in Portugal ist für seine leichten, fruchtigen Weißweine bekannt (belieferte England bereits im Mittellalter). Der trockene Weißwein wird meist aus Albarino, aber auch aus portugiesischen Sorten gekeltert.
Monterrei
Direkt an Portugal grenzt auch die sehr kleine DO Monterrei, die Weißweine aus den beiden Hauptrebsorten Godello und Donna blanca produziert. Bei den Rotweinen wird die fruchig duftende Mencia wiederbelebt. Ein führender Vertreter hier ist Quinta da Muadella.
Rías Baíxas
Die DO Rías Baíxas gilt als das beste Weißweingebiet Spaniens. Die Landschaft hier unterschiedet sich vom übrigen Spanien: „Rías“ sind flache Fjorde, die die Küstenlandschaft prägen – und verdeutlichen, dass dieses Weinanbaugebiet direkt am Meer liegt. Hier herrscht ein gemäßigtes, feuchtes, atlantisches Klima, wobei die feuchten Brisen vom Meer, der Nebel und der viele Regen in der Region (1.500 Millimeter) den Granitboden über Jahrmillionen haben verwittern lassen, sodaß er porös geworden ist (ähnlich wie Sandstein). Diese Böden, auch „Xabre“ genannt, eignen sich in Verbindung mit dem kühlen Klima perfekt für den Anbau von Weißwein, insbesondere von Albarino.
Aus Albarino, dem „Weißen vom Rhein“, werden sehr frische, mineralische Weine gemacht. Da der durch die Feuchtigkeit errodierte Granit („Xabre“), auf dem er in Atlantiknähe wächst, in Verbindung mit dem kühlen Klima einen Weine mit hoher Säure und tiefem ph-Wert (3,2) ergibt, hat Albarino – für einen Weißwein eher ungewöhnlich – ein hohes Alterungspotential.
Auf 4.000 von insgesamt 4.100 Hektar wird Albarino in Rías Baíxas angebaut, die hier dank der von Natur aus kräftigen Säure und der reifen (gelben) Steinobstaromen ohne Eichennoten bereitet wird. Verboren wird temperaturkontrolliert im Stahltank. Oft wird aufgrund der hohen Säure ein biologischer Säureabbau (BSA) durchgeführt und gelegentlich der Hefesatz aufgerührt. Albarino ist dickschalig und widerstandsfühig gegen Pilzerkankungen. Er hat Apfelsäurewerte, die an Riesling herankommen, weshalb er auch oft mit ihm verglichen wird (ähnelt einem schlanken Riesling von der Mosel).
In Rías Baíxas herrscht ein feuchtes Klima, aber praktisch kein Frost. Rebkrankheiten wie Mehltau und Fäulnis sind wegen der Feuchtigkeit jedoch ein häufiges Problem. Deshalb wurden die Reben früher als Pergola erzogen (heute viel Drahtrahmen) um die Luftzirkulation zu begünstigen. Die Stöcke stehen in grossen Abständen und ranken sich oft an Granitpfosten, was den Weinbau sehr unwirtschaftlich macht.
Levante
Als Levante bezeichnet man die Region an der Mittelmeerküste südlich von Katalonien zwischen Valencia im Norden und Murcia im Süden. Die Levante umfaßt folgende sechs DOs:
- Valencia
- Utiel-Requena
- Alicante
- Yecla
- Jumilla
- Bullas

In vielerlei Hinsicht haben die Weingärten im Hinterland der zentralen Mittelmeerküste noch schnellere Fortschritte gemacht als der Norden: Die Levante stand lange im Ruf nur schwere Massenweine für den schwindenden Exportmakt liefern zu können, doch frische Investitionen und die Einführung moderner Methoden ließen in einigen DOs fruchtige und stilvolle Rotweine aufkommen. Bewußt kräftigere, süsse Weine werden zwar weiterhin bereitet, die besten können aber mit den superreifen „Premium“-Weinen aus Kalifornien oder Australien konkurrieren, wobei einheimische Trauben meist mit internationalen Verschnitten werden.
Valencia
Die DO Valencia liegt im Norden der Levante – die Stadt ist mit seinem Hafen ein wichtiger Umschlagplatz für alle Weine aus der Levante. Die mit 13.000 Hektar weit ausgedehnte DO ist eine Quelle für Weine mit gutem Preis-Leistungs-Verhältnis. Hier wachsen viele unterschiedliche lokale und internationale Rebsorten, wobei bei den Rotweinen Monastrell (Mourvèdre) am verbreitetsten ist und bei den Weißen die alkoholstarke Lokalsorte Merseguera. In Valencia werden die Weine mitunter noch in Tonamphoren, sogenannten „Tinajas“ ausgebaut. Valencia ist auch bekannt für süsse Moscatels de Valencia, einem gespriteten Süßwein aus Muscat d`Alexandrie.
Utiel-Requena
Landeinwärts hinter Valencia stößt man auf die DO Utiel-Requena, ein hügeliges Gebiet auf circa 750 Meter Höhe, dessen dunklen Trauben – allen voran Bobal, eine fleischige, beinahe schwarze Traube mit viel Säure und wenig Alkohol und Spaniens zweithäufigste nach der Tempranillo. Früher wurde Bobal als Färbertraube verwendet. Dazu vergor man jeden Posten mit der doppelten Menge Schalen, um ihnen möglichst viel Farbstoffe und Tannin zu entziehen („Vino de doble pasta“). Das Nebenprodukt, der helle Ablaufmost ohne viel Schalenkontakt, ergab eine weitere Spezialität, einen rassigen, hellen Rosado, der eher dem modernen Geschmack entspricht. Inzwischen aber machen einige Winzer deutlich, daß auch Bobal bei korrekter Behandlung durchaus interessante Weine liefert, zumal die Haut eigentlich dünn ist.
Alicante
Die DO Alicante umfasst Küstenweinberge für süßen Moscatel und Hügelflächen für Rote, Vino de doble pasta und Rosadas gleichermaßen. Lokal begrenzt wird etwas Weißwein (relativ teuer) produziert. Im heißen und trockenen Alicante war Enrice Mendoza mit Weinen konstanter Stärke, aber variierender Süße der Vorreiter, dem alle folgten. Die Bodega Enrice Mendoza ist ein mittelgroßer Betrieb, der einen internationalen Rotweinstil favorisiert und körperreiche Cabernet Sauvignon, Merlot, Shiraz, Petit Verdot, französische Mischungen sowie natürlich Moscatel bereitet.
Yecla, Jumilla und Bullas
Hinter Alicante in der Provinz Murcia liegen die DOs Yecla, Jumilla und Bullas. Während in Bullas viele Rosé erzeugt werden, versuchen die jeweiligen Genossenschaftskellereien im kargen Hochland der DO Yecla, insbesondere aber in der wichtigsten Monastrell-Denominación der Welt, der DO Jumilla, ihrem tintigen Material moderne Aspekte abzuringen. Monastrell (Mourvèdre) ist eine dickschalige Traube, die gut mit Trockenheit zurecht kommt und viel Hitze und Sonne braucht. Sie erbringt dunkle, körperreiche Weine mit viel Tannin und Alkohol bei eher geringer Säure (weshalb sie mitunter auch mit Bobal verschnitten wird). Von der Aromatik her dominieren reife Brombeere. Die meisten Monastrells sind jugendlich-frisch und reifen perfekt im heißen, trockenen Klima von Jumilla.
Bodegas wie Casa Castillo in Jumilla haben gezeigt, dass selbst sortenreiner Monastrell zähmbar ist und mit unerwartetem Alterungspotential überraschen kann. Die Bodega ist ein Traditionsweingut, daß in den 1990er Jahren umstrukturiert und zum Teil mit internationalen Sorten wie Cabernet Sauvignon und Syrah neu bepflanzt wurde.
Wie Casa Castillo Jumilla bekannt machte, machte Ramon Castano Yecla international bekannt, nachdem man in der Region bei Valencia die Rebfläche von über 20.000 Hektar auf rund 11.500 reduziert hat. Das Klima ist wie in der gesamten Region trocken, hier vielleicht noch etwas kontinentaler als in den anderen DOs. Nur 4.600 Hektar sind DO (seit 1975). In Yecla gabs nie die Reblaus, das heißt vierzig Prozent der Rebstöcke sind wurzelecht.
Castilla-La Mancha
Südlich von Madrid liegt die Meseta Central, eine Hochebene, auf der man auf 440.000 Hektar (!) die mit Abstand größte Weinbergsdichte Spaniens findet. Fast die Hälfte der gesamten Weinproduktion Spaniens kommt aus diesem weiträumigen Gebiet, wobei nur 18 Prozent der Gesamtproduktion auf Flaschen abgefüllt werden – Castilla-La Mancha ist der größte Fasswein-Produzent der Welt und auch die drei größten Kooperativen der Welt befinden sich hier. Jedoch hat sich in den letzten zwanzig Jahren einiges getan: Mit Spaniens Beitritt zur Europäischen Union wurden die traditionellen Genossenschaftskellereien mit der Realität des modernen Marktes konfrontiert. War die einsame Hochebene lange Zeit ein Anbaugebiet für billige Massenweine aus der weißen Airén-Traube (insbesondere für Brandy de Jerez), war man nun gezwungen in moderne Technologie zu investieren um Konkurrenzfähig zu bleiben.
Die wichtigsten DOs von Castilla-La Mancha (insgesamt sind es acht) sind:
- La Mancha
- Valdepenas
- Vinos de Madrid
- Manchuela
La Mancha
Das bei weitem größte Abaugebiet Spaniens ist die DO La Mancha. 187.000 Hektar stehen hier unter Reben, am häufigsten ist die hitzebeständige Airén, die eher Geschmacksneutral ist und aus der frische Weißweine bereitet werden können. Inzwischen nehmen die Bestände dieser Sorte allerdings wieder ab, da die Behörden Erzeugern andere Sorten nahelegen wie beispielsweise Verdejo. Daneben aber werden auch Cencibel (Tempranillo), Cabernet Sauvignon, Syrah und Chardonnay empfohlen. So hat sich seit Ende der 1990er Jahre La Mancha durch stetigen Wechsel von weißen zu roten Sorten ebenso dramatisch verändert wie die übrige spanische Weinlandschaft. 2005 waren bereits mehr als ein Drittel aller Erzeugnisse rot (wenn auch häufig aus preiswerten Weinen von Cencibel).
In La Mancha wurde außerdem auch der Trend zu Spitzenweinen von Einzellagen (sogenannte „pagos“) begründet und bes heute sind in der Region die meisten der Güter versammelt, die Weine der Qualitätsstufe „Vino de Pago“ erzeugen. In Zentralspanien herrscht ein extremes, aber voraussehbares Klima. Deshalb könne Önologen die Weine durch Anpassung des Lesezeitpunktes und durch Gärregulierung „entwerfen“. Dem widersetzen sich die kleinen Produzenten von pagos. Auf Versuchspflanzungen werden französische und lokale Sorten bis dato ungeahnte Nuancen entlockt.
Valdepenas
Südlich von La Mancha und 160 Kilometer von Madrid liegt die Qualitätsenklave DO Valdepenas, das „Tal der Steine“. Klimatisch ist sie ihrer größeren Nachbarin gleichgestellt, in puncto Qualität allerdings überlegen: Valdepenas hat nur 25 Produzenten im Industriemaßstab und produziert mehr Grand Crus als Rioja, das heißt Valdepenas ist der größte Gran Reserva-Produzent der Welt (allerdings fehlt ihnen die Größe der besten Gewächse aus Rioja oder Ribera del Duero).
Vergor man früher den Rebensaft wie in Valencia in hohen „tinajas“ aus Ton, läßt sich mit modernen Methoden aufzeigen, wie viel besser Wein ausfallen kann: Erzeuger wie Los Llanos oder Félix Solís areiten nur mit Kaltvergärung und Ausbau im Barrique. Los Llanos ist das erste Gut von Valdepenas, das selbst abfüllte – hauptsächlich Cencibel (Tempranillo). Die fassvergorenen Reservas und Gran Reservas setzten Maßstäbe. Félix Solís ist ein 1.000-Hektar-Gut in Familienbesitz und vor allem für den günstigen Vina Albali Reserva bekannt. Das dynamische Unternehmen hat einen neuen Zweig namens Pago de Rey eingerichtet, der Bodegas in Rioja, Rueda, Toro und Ribera del Duero kauft.
Wie in La Mancha ist auch in Valdepenas Airén die verbreitetste Sorte, während Rotweine überwiegend von Cencibel erzeugt werden, entweder reinsortig oder im Verschnitt mit internationalen Sorten. Die Weinstile rangieren von fruchtig bis konzentrierter und im Barrique gereift (es handelt sich bisweilen um alkoholstarke, aufgrund des Eichenholzeinsatzes und der damit verbundenen Röstaromen fast „verbrannte“ Rotweine).
Madrid
Die DO Vinos de Madrid umfasst insgesamt 14.000 Hektar und drei Subzonas, unter anderem San Martin, die sich in das Zentralgebirge zieht (Sierra de Gredos). Hier, unter den nur 45 Erzeugern, findet man die größte Kozentration an „durchgeknallten“ Weinmachern (wie im Priorat) und „die feinsten Garnachas der Welt“ (David Schwarzwälder), zum Beispiel von „Bernabeleva“, „Jiménez-Landi“ und „Maranones“.
Manchuela
Die DO Manchuela befindet sich östlich von La Mancha. Auf den 4.000 Hektar werden Weißwein und Rotwein erzeugt. Die Finca Sandoval machte sich mit Syrah–Monastrell-Verschnitten, aber auch mit der lokalen Bobal einen Namen. Das 2001 gegründete Gut hat nur elf Hektar und liegt auf einem Hochplateau mit Kalkablagerungen. Häufiger Eichenholzausbau (französische Barriques) charakterisiert ihre Weine.
Extremadura
Westlich der La Mancha, an der Grenze zu Portugal, liegt die Extremadura („Jenseits des Duero“), die für schlichte, alkoholstarke und körperreiche – „warm gewachsene“ – Tempranillos bekannt ist, der hier auf den insgesamt 80.000 Hektar dominiert.
Einzige wichtige DO, in der insbesondere in der Subzone Tierra de Barros auch vielsprechende Weine produziert werden, ist die DO Ribera del Guadiana mit 26.000 Hektar Rebfläche. Früher dominierten hier Weißweine, doch eignen sich Böden und Klima wesentlich besser für Rotwein, obwohl man aufpassen muß, dass die Beeren nicht zu reif werden.
Auch in Pago los Balancines (von Pedro Mercado) wird ernstzunehmender Wein produziert. Es befindet sich auf einem Hochplateau mit sattrotem Boden aus Ton und Kalk, das den winterlichen Regen drainiert und die Reben im Sommer mit Feuchtigkeit versorgt. Hier herrscht eine hohe Kontinentalität: 45 Grad im Sommer, nur 8 Grad Nachts, sowie stetiger Wind vom Atlantik, der die Hitze mässigt und vor Krankheiten schützt.
Alle Sorten (Tinta Roriz, Alicante Bouschet, Garnacha, Tintotera, Cabernet Sauvignon, Touriga Nacional, Nrunal, Graciano, Petit Verdot, Syrah) werden biologisch angebaut, nicht künstlich bewässert und im Gobelet-Schnitt erzogen (auch Syrah, die Reberziehung braucht und deshalb am Pfahl niedrig gehalten wird). Pro Hektar werden gerade einmal 1.500 Kilogramm Trauben gelesen.
Andalusien
Sherry mag der bekannteste „Vino generoso“ Andalusiens sein, der einzige ist er aber nicht. Denn daneben gibt es noch folgende DOs für trockene Stillweine in der Region:
- Málaga
- Sierras de Málaga
- Montilla-Moriles
- Condado de Huelva
In Andalusien wird auf 34.500 Hektar Wein angebaut, 20.000 davon sind als DO klassifiziert. Produziert wird dabei nicht nur Sherry, sondern auch ungespriteter, trockener und süßer Wein. Der Schlüssel zur Bereitung von Weinen, die zugleich mit Frische und südlicher Reife aufwarten können, ist wie überall in Spanien die Höhenlage: Ein nur wenige Kilometer vom Meer entfernter Weinberg kann bereits 800 Meter hoch liegen und in den Genuß von überaus heißen Tagen, aber auch kühlen Nächten kommen.
Grundsätzlich herrscht in Andalusien (insbesondere in Jerez) ein warmes, mediterranes Klima, in den Weinbergen nahe der Atlantikküste ist es dabei etwas kühler, da hier der feucht-kühle Westwind, der „poniente“, stärkere Wirkung zeigt. Gelegentlich bringt der heiße, trockene „Levante“ aus dem Osten brütende Hitze und Trockenheit. Diese starke Hitze kann bei den Reben starken Stress verursachen und die Trauben schädigen.
Aufgrund der küstennahen Lage gibt es im Vergleich zu vielen anderen Regionen Spaniens viel Niederschlag – bis zu 600 Millimeter pro Jahr. Während der Wachstumsperiode regnet es jedoch selten, und es liegt vor allem an den Böden, den kreidehaltigen, weißen „Albariza“-Böden, daß die Reben hier gedeihen können. Aufgrund seines hohen Kreide- beziehungsweise Calziumcarbonat-Anteils sorgt Albariza für guten Wasserabzug, ist zugleich aber tiefgründig genug, um ausreichend Feuchtigkeit zu halten, was während der trockenen Sommermonate das Überleben der Reben sichert. Damit er im Herbst und Winter möglichst viel Wasser speichert, gräbt man nach dem Ende der Lese zwischen den Rebzeilen rechteckige Mulden, in denen sich das wertvolle Nass sammeln kann. Im Frühjahr wird die Erdoberfläche wieder geglättet. Dem Wasserhaltevermögen kommt im Sommer entgegen, daß die Oberfläche dann zu einer harten Kruste erstarrt, die die Verdunstung stark mindert (Böden reissen nicht auf wie Lehm, der sich erst in 30 bis 40 Zentimeter Tiefe unterhalb des Kalkbodens befindet).
Albariza-Böden (Muschelkalk wie in der Champagne) sorgen für eine markante Mineralität. Klassifiziert werden die Anbaugegenden nach der Qualität der Bodenformation: Am besten sind die weißen Albariza-Böden, am berühmtesten die pagos (Distrikte) von Carrascal, Macharnudo, Anina und Balbaina. Einige Rebflächen erstrecken sich auf „barros“ (dunklem Land) und Sand (Salzmarschen am Guadalquivir-Fluß) und liefern zweitklassige Weine für den Verschnitt, wenngleich sandige Küsten Weinberge der Moscatel-Reben mitunter durchaus behagen.
Málaga
Früher galt die DO Málaga nur für den in winzigen engen bereiteten gleichnamigen Wein: Für ihn war vorgeschrieben, daß das gesamte Lesegut nach Málaga gebracht werden musste, um in den dortigen Bodegas zu reifen. Zum Süßen und Reifen beziehungsweise Konzentrieren der Weine wendet man unterschiedliche Verfahren an: Die einen trocknen die Beeren in der Sonne, die anderen Kochen den Most zu „arrope“, wie in Jerez, einem zum Süßen eingesetzten Traubenmost. Die feineren Verteter reifen wie Sherry in der Solera, befinden sich stilistisch aber eher im süsseren Spektrum: Málaga wird für gespritete Weine mit 15 bis 22 Volumenprozent Alkohol und für natürliche Süßweine mit über 13 Volumenprozent Alkohol verwendet, für deren Zucker- und Alkoholgehalt allein die Sonne verantwortlich ist. (Telmo Rodriguez hat erst in jüngerer Vergangenheit einen alten Moscatel-Weinberg in der Region wieder hergerichtet.)
Seit 2001 gibt es Málaga auch eine eigene DO für trockene Weine unter 15 Volumenprozent: die DO Sierras de Málaga. Als dynamischster Unterbereich gilt die Umgebung von Ronda, wo neben internationalen Rebsorten auch Pedro Ximenez, mehrere Moscatel-Sorten und Macabeo für Weißwein angebaut werden.
Montilla-Moriles
Im Anbaubereich DO Montilla-Moriles wird auf einer Rebfläche von 6.500 Hektar Süßwein vornehmlich aus der Rebsorte Pedro Ximénez (PX) produziert, der auch nach Jerez exportiert wird. Pedro Ximénez eignet sich wegen seiner dünnen Schalen bestens zum Trocknen in der Sonne und ist deshalb bestens für die Verwendung von süßen Weinen geeignet. Außerdem wirft PX im Unterschied zu Palomina geringere Erträge ab und erbringt Weine von höherem Alkoholgehalt sowie etwas niedrigerer Säure. Die besten PX werden oft in Tinajas vergoren und entwickeln dieselbe Florhefe wie Sherry.
Huelva
In der DO Huelva nördlich von Jerez an der Küste nahe der protugiesischen Grenze werden leichte Weißweine aus der Zalema-Traube hergestellt.
Kanaren
Die Kanaren sind eine Inselgruppe westlich von Afrika auf der Höhe der Sahara, am äußersten Rand der Klimazone, die sich für Weinbau eignet. Ständig weht hier ein kräftiger Wind und die Sonne brennt das ganze Jahr gnadenlos, aber der kühle Kanarenstrom, eine von Norden kommende und zwischen den Kanaren und der afrikanischen Nordwest-Küste verlaufende Meeresströmung, sorgt für etwas Kühlung, sodass hier tatsächlich auch Wein produziert werden kann.
Auf vier der sieben Vulkaninseln vor der Küste Marokkos wird derzeit Wein im DO-Format produziert:
- La Palma
- Lanzarote
- La Gomera
- Tenerifa
- (El Hierro: nur Landwein)
Die Kanaren haben eine eigene Geschichte süßer Weine (auf die bereits Shakespeare – insbesondere in seinem Falstaff – anspielt) und Weinbau hat dort eine lange Tradition. Auch deshalb, weil die Rebstöcke auf den 36 Millionen Jahre alten Vulkaninseln im Atlantik nie eine Reblaus gesehen haben, denn sie wachsen hier auf einer 40 bis 120 Zentimeter dicken Ascheschicht, die im Fall von Lanzarote von der letzten großen Eruptionsphase der Vulkane der „Montana del Fuego“ zwischen 1730 und 1736 stammt. Die Lavaströme bedeckten damals fast ein Viertel der Insel und bildeten einen außergewöhnlich fruchtbaren Boden. (Wie sich die heftigen Eruptionen von 2021 auf La Palma auf den Weinbau auswirken werden bleibt abzuwarten.)
Eine der Spezialitäten Lanzarotes ist der Weinbau auf kleinen Steinchen, den Lapilli. Das sind zersprengte Reste von Vulkanausbrüchen – feinporige Asche- und Schlackesteinchen, die die Wärme, die sie während des Tages gespeichert haben, wieder abgeben können und im Gegenzug nachts Feuchtigkeit aus der Luft aufnehmen. Das ist wichtig für den Weinbau auf der ansonsten sehr trockenen Insel. Denn auf Lanzarote gibt es keine einzige Quelle und es fallen nur 130 bis 150 Liter Regen pro Quadratmeter im Jahr. Trotzdem gelingt der Weinbau auch ohne Bewässerung. Und zwar eben deshalb, weil die schwarze Vulkanasche, auf der die Reben stehen, Nachts den Sprühnebel beziehungsweise die nächtliche Tröpfchenbildung „auffängt“. Durch dieses Phänomen, das die Winzer vor Ort als „magische Nächte“ bezeichnen, nimmt der Boden genügend Feuchtigkeit auf um das Überleben der Rebstöcke zu gewährleisten.
Um die Reben vor dem ständigen Wind zu schützen haben die Winzer eine einzigartige Technik entwickelt: Sie graben für jeden Rebstock einen kleinen trichterförmigen Krater in die Vulkanasche, bis sie auf den extrem fruchtbaren Boden stoßen. Die Rebe in der Mulde wird zusätzlich durch ein halbmondförmiges Mäuerchen geschützt. Da es auf Lanzarote über eine halbe Million Rebstöcke gibt, sind ganze Landstriche mit diesen kleinen Kratern übersät – ein gewaltiger Aufwand für die Winzer, die das fast ausnahmslos alle in ihrer Freizeit machen. (Kanarischer Wein wird praktisch nicht exportiert.)
Am besten wachsen auf den insgesamt 15.000 Hektar die vollen, zitrustönigen Weißweine aus einheimischen Trauben wie Marmajuelo und Gual.