Als sich vor etwa 325 Millionen Jahren das Rheinische Schiefergebirge faltete, wurden die Voraussetzungen für die etwa fünf Millionen Jahre alte Ahr geschaffen, an deren Ufern heute auf etwa 550 Hektar Wein angebaut wird.
Damals schuf der Fluß über Jahrtausende ein äußerst enges, wärmestauendes Tal – an manchen Stellen nur siebzig Meter breit – mit steilen Hängen an beiden Seiten und damit eine warme Mikroklimazone, die erfolgreichen Weinanbau so weit nördlich überhaupt erst möglich macht. Denn das Ahrtal liegt geografisch zwischen dem fünfzigsten und einundfünfzigsten Breitengrad und damit eigentlich knapp zu weit nördlich der für den Qualitätsweinanbau als gut geltenden Temperaturzone zwischen dem dreißigsten und fünfzigsten Breitengrad (nur hier herrschen jährliche Durchschnittstemperaturen um die zehn Grad und hat der Rebstock eine klimatisch bedingte Ruhepause).

Dennoch wird im Ahrtal Wein angebaut – und zwar auf einer Länge von 89 Kilometer, in denen die Ahr Weinorte wie Altenahr, Mayschoß, Rech, Dernau, Walporzheim und Heimersheim durchfliesst, bevor sie südlich von Bonn in den Rhein mündet. Denn das Klima ist mit durchschnittlich 9,8 Grad Celsius und 650 Milimeter Regen jährlich vergleichsweise mild, auch wenn die Frühjahrsmonate Frostgefahr bergen.
Ansonsten ist das Tal Teil des Rheinischen Schiefergebirges, weshalb Schiefer, der die Wärme perfekt speichert, die vorherrschende Bodenart ist. Andere Bodenarten sind Vulkangestein, Grauwacke, Kies und ab Ahrweiler, wo sich das enge Tal zum Rhein hin weitet, gibt es fruchtbaren Löss, der die Flussterrassen überzieht.
Obwohl das Ahrtal so weit nördlich liegt und die Römer hier zunächst Weißweinsorten gepflanzt haben (sogenannten „Ahrbleichert“), dominiert hier inzwischen der Anbau von roten Rebsorten, die unter anderen klimatischen Bedingungen nicht gut ausreifen würden. Das Ahrtal ist in Deutschland damit das nördlichste zusammenhängende Rotweinanbaugebiet – insbesondere für Früh- und Spätburgunder (neben etwas Portugieser). Dass hier zu 85 Prozent Rotwein wächst, verdankt das Ahrtal dem Schutz der Eifel, besonders aber der hitzestauenden Enge des Tals.
Mit über 60 Prozent der Anbaufläche ist Spätburgunder dabei die mit Abstand meistangebaute Rebsorte, obwohl sie erst nach dem Dreissigjährigen Krieg hier angebaut wird. Spätburgunder ist früh austreibend und reifend und braucht eine lange Reife- beziehungsweise Vegetationsphase. Insofern ist er bestens geeignet für kühlere Regionen wie das Ahrtal – es muß sogar kalt sein, damit er wenig von seiner natürlichen Säure verliert und sich seinen schlanken Körper bewahrt beziehungsweise nicht zu „marmeladig“ wird (oft wird Spätburgunder an guten Rieslingstandorten angepflanzt). Andererseits aber darf es auch nicht zu kalt sein, damit er ausreifen und seine typischen Aromen ausbilden kann: er zeigt Aromen von Kräutern, dunklen Beeren und mineralische Noten.
Den Spätburgunder haben Benediktiner– und Zisterziensermönche ab dem 12. Jahrhundert mit nach Deutschland gebracht. Eine Liste mit Lagennamen, die auf die Mönche Bezug nehmen oder den Einfluß der Kirche für den Weinbau unterstreichen wäre lang – im Ahrtal ist der Mayschosser Mönchberg, wo Benediktinermönche des Klosters zu Deutz Wein anbauten, nur ein weiteres Beispiel.
Der Mayschosser Mönchberg ist eine von insgesamt vierzig klassifizierten Einzellagen an der Ahr (mit 46 Hektar mithin die größte), die die Anforderungen der Spätburgunder-Rebe in idealer Weise erfüllt und höchste Qualität ermöglicht (nicht zuletzt deshalb hat ihn der VDP auch als „Grosse Lage“ klassifiziert). Damit die Rebe nämlich ihren jährlichen Wachstumszyklus durchlaufen kann, müssen bestimmte Anforderungen erfüllt werden – neben genügend (aber nicht zuviel) Wasser, Sonnenlicht für die Photosynthese (etwa 1.450 Sonnenstunden im Jahr sind es im Ahrtal) und Nährstoffen aus dem Boden, ist dabei auch Wärme von entscheidender Bedeutung, damit die Reben wachsen und die Trauben reifen können.
Ist das Klima im Ahrtal schon vergleichsweise mild für die nördliche Lage, ist es im Mönchberg nochmal etwas wärmer. Und das ist auch wichtig, denn die Rebstöcke stehen hier in 200 bis 220 Metern Höhe über Mayschoss und wachsen auf einem Boden aus massivem Schiefer im Untergrund sowie einem kleinen Lehm– und Lössanteil und Schieferverwitterungsgestein (Grauwacke) an der Oberfläche. Die kühle Mineralik des Schiefers wird so durch den Lehm und Löss etwas abgepuffert – was sich im Spätburgunder dadurch bemerkbar macht, dass der Wein etwas weicher und früher zugänglicher ist.
Dieser Reifeeffekt ist aber insbesondere auch auf das warme Mikroklima im Mönchberg zurückzuführen, der durch die Ausrichtung der Rebflächen nach Süden und seine konkave Krümmung die Sonnenstrahlen – wie ein Parabolspiegel – den ganzen Tag über optimal einfängt. Oberhalb der Reben wächst Wald (Eifel), der den Weinberg nach Norden abgrenzt und gegen kalte Winde schützt. Die Hänge des Mönchberg sind perfekt zur Sonne hin exponiert, ermöglichen einen steilen Sonneneinfall, und haben viele Weinbergsmauern aus Schiefergestein, die die Wärme zusätzlich speichern und nachts wieder abgeben. Die natürlichen geografischen Bedingungen werden so bestens genutzt.
So wundert es nicht, dass sich die rote Rebsorte im Ahrtal nach und nach durchgesetzt hat. Endgültig dann, als das Ahrtal nach dem Wiener Kongress im Jahr 1815 Preussen zugesprochen wurde, nachdem zuvor napoleonische Soldaten das Land besetzt hielten. Denn nun wurden Importe französischer Weine teuer – und der günstige rote Ahrwein beliebt. Dem Erfolg des Spätburgunders von der Ahr stand nun nichts mehr im Wege …
… bis das katastrophale Hochwasser der Ahr im Juli 2021 zahlreiche Opfer forderte. Für etliche Weinbaubetriebe war die Flut existenzgefährdend: neben persönlichen Schicksalsschlägen wurden Arbeitsgeräte und -maschinen zerstört – und bei manchen auch der komplette Weinkeller, ausserdem etwa 40 Hektar Rebfläche. Man geht von einem Schaden von insgesamt etwa 150 Millionen Euro aus. Der Wiederaufbau wird sicherlich Jahre dauern.