Die Sauvignon-Blanc-artige Scheurebe ist 1916 aus einer Kreuzung aus einer unbekannten Wildrebe (oftmals wird auch Silvaner genannt) und Riesling entstanden, nur etwas ertragsreicher als er. Ihren Namen hat sie von ihrem Züchter Georg Scheu, damals Leiter der Weinbauforschungsanstalt Alzey in Rheinhessen.
Georg Scheu war seit 1933 – ähnlich wie in Österreich Fritz Zweigelt – Mitglied der „Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP)“ und hatte die vielversprechende neue Rebsorte zunächst als „Sämling 88“ im Zuchtbuch registrieren lassen (in Österreich wird die Scheurebe noch heute Sämling genannt). Zu Ehren des Landesbauernführers von Hessen-Nassau allerding, benannte Scheu sie 1936 in „Dr. Wagner-Rebe“ um. Erst nach dem Tod Georg Scheus 1948 erhielt die Rebe dann, auf Vorschlag des Rebenzüchters Hans Breider, den Namen ihres Züchters (wie zuvor schon einmal bei der Müller-Thurgau) und wurde „Scheurebe“ genannt. Die Rebsorte wurde so gewissermaßen „entnazifiziert“ und Scheu, ungeachtet seiner nationalsozialistischen Verstrickungen, gleich mit.
Anerkennung fand sie in den 1950er Jahren, da die Scheurebe nur im Frühjahr frostanfällig ist, sich im Herbst aber als frosthart erweist, weshalb sie Edelfäule entwickeln kann und es oft gelang, Beerenauslesen und Trockenbeerenauslesen von der Scheurebe zu erzeugen (Weine von der Scheurebe werden fast ausschließlich als Prädikatsweine angeboten). Sie boomte in den 1970er Jahren, inzwischen sind in Deutschland jedoch nur noch etwa 1.600 Hektar damit bepflanzt, wovon 900 Hektar in Rheinhessen stehen und 400 Hektar in der Pfalz.
Die aromatische Scheurebe stellt an den Standort beinahe ebenso große Ansprüche wie der Riesling und kommt gut mit Lössböden zurecht, gedeiht aber auch gut auf kalkhaltigem Untergrund. Die Traubenreife wird kurz vor dem Riesling erreicht, der Säureabbau in den mittelgroßen Beeren beginnt relativ spät. Entsprechend hat die Scheurebe auch eine anregende Säure. Wenn die Trauben vollreif gelesen werden, hat ihr Wein neben der feinnervigen Säure ein rosenduftiges Bukett, Aromen schwarzer Johannisbeeren, mitunter Grapefruit, sowie eine feinfruchtige Süße.